Glut der Herzen - Roman
begegneten.«
Lucindas Lächeln war allwissend. »Sie sind es, die die Gleichung veränderte, Mrs Pyne.«
»Eigentlich Miss Pyne. Ich entschied mich für diese Änderung, ehe ich nach England zurückkehrte, damit ich einen Vorwand hatte, Witwenkleidung zu tragen. Bitte nennen Sie mich Adelaide.«
»Sehr gern, Adelaide. Und Sie müssen mich Lucinda nennen. Ich wollte eben sagen, dass ich mir keinen anderen Beweggrund als Liebe denken kann, der einen der mächtigsten Männer in Londons Unterwelt dazu bringt, sich mit Jones & Jones zu treffen.«
»Mr Winters fühlt sich verpflichtet, mich zu beschützen«, erklärte Adelaide rasch.
»Und das soll kein Zeichen seiner Liebe sein?«
»Nein, das ist es keinesfalls. Sie müssen wissen, dass es Mr Winters’ Natur entspricht, jene zu beschützen, für die er sich verantwortlich fühlt. Liebe hat nichts damit zu tun.«
»Hm.«
Adelaide sah sie argwöhnisch an. »Was soll denn das heißen?«
»Nichts«, sagte Lucinda leichthin. »Ich versuchte mir
nur einen Verbrecherboss vorzustellen, der in Wahrheit ein edler Ritter in schimmernder Wehr ist.«
»Ja, die Erklärung ist nicht ganz einfach«, musste Adelaide zugeben.
35. KAPITEL
»Meinen Glückwunsch zu Ihrer Heirat, Jones«, sagte Griffin.
»Danke.«
»Und zu Ihrem neuen Beruf als Ermittler.«
»Die Arbeit gefällt mir.«
Griffin musterte Caleb aufmerksam. »Nach allem, was ich von Ihrer psychischen Natur hörte, wundert mich das nicht. Man sagt, dass Sie gern Rätsel lösen.«
»Sie sind ebenfalls wie geschaffen für Ihren Beruf.«
»Wir sind, was wir sind.«
»Die Nachkommen zweier verrückter Alchemisten.«
»Wollen Sie auf ziemlich durchsichtige Weise fragen, ob ich dabei bin, mich in einen Zerberus zu verwandeln?«
»Ich nehme an, dass die Antwort auf diese Frage ein Nein ist.« Caleb sagte es gleichmütig. »Mrs Pyne hat die Lampe für Sie wohl mit Erfolg aktiviert?«
»Ja.«
»Aber selbst wenn es mit der Lampe nicht geklappt hätte, würden Sie das natürlich nicht ausgerechnet mir anvertrauen.«
»Wie wahr.«
Caleb sah rasch zum Wagen hinüber, wie um sich zu vergewissern, dass er nicht im Nebel verschwunden war.
»Sie haben die Lampe und Mrs Pyne. Alles scheint einen guten Verlauf genommen zu haben. Was genau möchten Sie noch von Jones & Jones?«
»Ich brauche dringend die Dienste Ihrer Agentur. Wie ich hörte, hat Ihre Frau das Talent, Gifte aufzuspüren.«
»Das stimmt.«
Griffin griff in den Leinwandbeutel, den er bei sich hatte. »Ich möchte ihre Meinung über die Natur des Gases hören, das sich in diesem Behälter befand.«
Er reichte Caleb die kleine Kugel.
»Aha.« Caleb drehte den Behälter in seinen behandschuhten Händen hin und her. Seine Miene war bislang ernst und undurchdringlich gewesen, nun aber blitzte in seinen Augen lebhaftes Interesse auf. »Was ist das?«
»Das Gas, das sich darin befand, wirkte in Minutenschnelle einschläfernd und erzeugte unangenehme Träume. Vorvorige Nacht verwendeten zwei Einbrecher ein halbes Dutzend dieser Behälter, um meine Bediensteten und meine Hunde auszuschalten. Mrs Pyne und ich konnten glücklicherweise der Wirkung entgehen.«
Sichtlich erstaunt blickt Caleb auf. »Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Feinde in Ihr Haus eindringen konnten?«
»Es ist gelinde gesagt peinlich.«
Caleb lächelte flüchtig. »Für einen Mann in Ihrer Position ist es das zweifellos. Aber worauf hatten es die Eindringlinge abgesehen? Warum riskiert jemand, gegen Sie vorzugehen?«
»Man hatte es auf Mrs Pyne und die Lampe abgesehen.«
Caleb senkte seinen Blick auf den Behälter. »Eine sehr beunruhigende Entwicklung.«
»Noch etwas, Jones. Beide Eindringlinge, Talente mittleren Grades, waren mit merkwürdigen roten Kristallen ausgestattet, die für kurze Zeit ihre natürlichen Fähigkeiten beträchtlich steigerten.«
»Moment, wollen Sie damit sagen, dass Talente involviert waren?«
»Ein Jäger und ein Illusions-Talent.« Griffin machte eine Pause. »Nicht nur in Ihrer Welt gibt es psychische Talente, Jones. Auch in meiner Welt existieren sie. Wenn man von der Straße kommt, wird man wohl kaum eingeladen, der Arcane Society beizutreten.«
»Das ist mir klar«, sagte Caleb leise. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Talent ist wie Intelligenz keine Eigenschaft, die vom sozialen Status abhängt.«
»Wie schön, dass man bei der Arcane Society diese biologische Tatsache zur Kenntnis nimmt.«
»Mein Vetter Gabe, der neue Hochmeister der Society,
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