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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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In riesigen Holz- und Glaskästen waren Stoffe zur Schau gestellt, die wie Wasser zu fließen schienen. Die Wände waren mit Samt, Brokat, Seide, Baumwolle, Musselin, Wolle und jedem nur erdenklichen Stoff behangen, den
man für Kleidung, zum Beziehen von Möbelstücken oder für Übergardinen gebrauchen konnte.
    Als Win unter Merripens Überzieher hervortauchte, warf sie ihrem Beschützer einen raschen Blick zu und brach in keuchendes Gelächter aus. Weiße Daunen hatten sein schwarzes Haar bedeckt und krallten sich wie frisch gefallener Schnee an seiner Kleidung fest.
    Merripens besorgter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein finsteres Stirnrunzeln. »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du etwas von dem Federstaub eingeatmet hast«, sagte er. »Aber nach all dem Lärm zu urteilen, den du machst, scheint es deinen Lungen sehr gut zu gehen.«
    Win konnte vor Lachen nicht antworten.
    Als sich Merripen mit einer Hand durch die mitternachtsschwarzen Locken fuhr, verfingen sich die Daunenfedern nur noch mehr.
    »Nicht«, brachte Win schließlich über die Lippen, während sie ihr Lachen niederzukämpfen versuchte. »Du wirst nie … Lass mich dir helfen, du machst es nur noch schlimmer … und du hast gesagt, ich sei das Täubchen …« Immer noch kichernd griff sie nach seiner Hand und zerrte ihn in einen der spärlich beleuchteten Stoffkorridore, wo sie vor den neugierigen Blicken der anderen Besucher geschützt waren. »Hier, bevor uns jemand sieht. Oh, du bist zu groß für mich …« Sie drückte ihn zu Boden, bis er vor ihr in die Hocke ging. Auch Win kniete sich hin, wobei sich ein Berg an Unterkleidern um sie aufbauschte. Rasch knotete sie ihre Haube auf und legte sie zur Seite.
    Merripen betrachtete Wins Gesicht, während sie
sich entschlossen an die Arbeit machte und ihm die Schultern und das Haar abbürstete. »Das ist doch nicht lustig«, sagte er verwirrt.
    »Du Dummerchen! Du bist von Kopf bis Fuß mit Federn bedeckt … natürlich ist das lustig.« Noch dazu sah er … anbetungswürdig aus, wie er mit einem tiefen Stirnrunzeln vor ihr hockte und ergeben stillhielt, während sie ihm die Daunen von der Kleidung klaubte. Und es war wunderbar, mit seinen dichten, schimmernden Locken zu spielen, was er ihr unter anderen Umständen niemals erlaubt hätte. Da wurde ihr Kichern wieder lauter, war einfach nicht zu unterdrücken.
    Doch während die Minuten verstrichen, verhallte ihr Gelächter. Win entspannte sich und fühlte sich beinahe wie in einem Traum, während sie weiterhin sein Haar von den weichen Federn befreite. Die Geräusche der übrigen Besucher wurde von dem dicken Samtstoff gedämpft, der sie wie ein Vorhang der Nacht umgab.
    In Merripens Augen lag ein sonderbar dunkles Funkeln. Der Umriss seines Gesichts war ernst und wunderschön. Er glich einem gefährlichen Geschöpf, das der Welt der Magie und des Zaubers entsprungen war.
    »Fast fertig«, flüsterte Win, obwohl sie längst alle Federn beseitigt hatte. Ihre Finger strichen sanft durch sein Haar, berührten die schimmernden, schweren Strähnen in seinem Nacken.
    Als sich Merripen auf einmal regte, hielt Win erschrocken den Atem an. Zuerst glaubte sie, er wolle aufspringen, aber dann zog er sie näher an sich und nahm ihren Kopf in seine Hände. Sein Mund
war so nah, sein Atem glich feurigem Dampf an ihren Lippen.
    Win war wie versteinert von seinem heftigen Gefühlsausbruch, dem wilden Verlangen seines Griffs. Sie wartete, lauschte seinem harten, wütenden Keuchen, wusste nicht, womit sie ihn provoziert hatte.
    »Ich habe dir nichts zu bieten«, sagte er schließlich mit kehliger Stimme. »Nichts.«
    Wins Lippen waren ausgetrocknet. Sie befeuchtete sie mit der Zungenspitze und versuchte, trotz des köstlichsten Schauers, der sie befallen hatte, ruhig zu sprechen. »Du hast doch dich«, flüsterte sie.
    »Du kennst mich nicht. Du denkst, das tätest du, aber dem ist nicht so. Die Dinge, die ich getan habe, all die Dinge, zu denen ich fähig bin – du und deine Familie, alles, was ihr vom Leben wisst, stammt aus Büchern. Wenn du wüsstest …«
    » Erklär es mir! Erzähl mir, was so schrecklich ist, dass du mich andauernd von dir wegstoßen musst!«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann hör auf, uns beide zu quälen«, sagte sie bebend. »Verschwinde oder lass mich gehen!«
    »Ich kann nicht«, fauchte er. »Verdammt nochmal, das kann ich einfach nicht!« Und bevor sie ein Geräusch von sich geben konnte, küsste er sie bereits.
    Ihr Herz

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