Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Julian Harrow heiraten und fern von Hampshire leben. Und sie würde Frieden und Ruhe in der großen, notwendigen Entfernung zu finden versuchen.
»Ich will so schnell wie möglich heiraten«, erklärte sie Julian später an diesem Morgen, als sie in der Familiensuite Tee tranken. »Ich vermisse Frankreich. Ich will ohne Verzögerung abreisen. Als deine Frau.«
Julian lächelte und berührte die sanfte Linie ihrer Wange mit weichen, zärtlichen Fingerspitzen. »Sehr schön, meine Liebe.« Er nahm ihre Hand in seine, glitt mit seinem Daumen über ihre Fingerknöchel. »Ich habe noch einige geschäftliche Angelegenheiten hier in London zu erledigen und werde in ein paar Tagen nach Hampshire nachkommen. Dort können wir dann Pläne schmieden. Wir könnten in der Kapelle eures Anwesens heiraten, wenn du möchtest.«
Die Kapelle, die Merripen wiederaufgebaut hatte. »Ausgezeichnet«, sagte Win gleichmütig.
»Ich werde dir heute einen Ring kaufen«, sagte Julian. »Welcher Stein würde dir gefallen? Ein Saphir, der zu deinen Augen passt?«
»Alles, was du aussuchst, wird wundervoll sein.« Win ließ ihre Hand in seiner ruhen, als sich ein Schweigen über sie senkte. »Julian«, murmelte sie schließlich, »du hast mich noch nicht gefragt … was gestern Abend zwischen Merripen und mir vorgefallen ist.«
»Das ist auch nicht nötig«, erwiderte Julian. »Ich freue mich viel zu sehr über den Ausgang der Dinge.«
»Ich … ich will dir nur versichern, dass ich dir eine gute Ehefrau sein werde«, sagte Win in ernstem Ton. »Ich … meine Gefühle für Merripen …«
»Werden im Laufe der Zeit verschwinden«, sagte Julian gutmütig.
»Ja.«
»Und ich warne dich, Winnifred … Ich werde mit allen Mitteln um deine Zuneigung kämpfen. Ich werde ein solch hingebungsvoller und großzügiger
Gatte sein, dass es in deinem Herzen keinen Platz für jemand anderen geben wird.«
Sie dachte daran, das Thema Kinder anzusprechen, wollte ihn fragen, ob er eines Tages womöglich zustimmen würde, wenn ihre Gesundheit noch größere Fortschritte machte. Aber von all dem, was sie über Julian wusste, war ihr klar, dass er seine Entscheidung nicht unbedacht ändern würde. Und sie war sich nicht einmal sicher, ob es eine Rolle spielte. Sie war gefangen.
Was auch immer das Leben von nun an für sie zu bieten hätte, sie würde das Beste daraus machen.
Nachdem zwei Tage lang gepackt worden war, befand sich die Familie endlich auf dem Weg nach Hampshire. Cam, Amelia, Poppy und Beatrix waren in der ersten Kutsche, während sich Leo, Win und Miss Marks die zweite teilten. Sie waren noch vor Morgengrauen abgereist, um einen großen Teil der Strecke im hellen Tageslicht zurückzulegen.
Gott allein wusste, was in dem zweiten Wagen besprochen wurde. Cam hoffte nur, dass Wins Gegenwart beschwichtigend auf die Feindseligkeit zwischen Leo und Miss Marks wirkte.
Die Unterhaltung in der ersten Kutsche war wie erwartet lebhaft und angeregt. Es war gleichzeitig rührend und amüsant zu sehen, dass es sich Poppy und Beatrix in den Kopf gesetzt hatten, Merripen doch noch mit Win zu verkuppeln. In ihrer Naivität nahmen die Mädchen an, dass das Einzige, was einer glücklichen Verbindung der beiden im Weg stand, Merripens fehlender Reichtum sei.
»Wenn du ihm nun etwas von deinem Geld geben könntest …«, sagte Beatrix eifrig.
»Oder man ihm einen Teil von Leos Erbe auszahlen würde«, unterbrach Poppy ihre Schwester. »Leo vergeudet es ja sowieso nur …«
»… man müsste Merripen nur weismachen, es sei Wins Mitgift«, sagte Beatrix, »damit sein Stolz nicht verletzt wird …«
»… und sie bräuchten auch gar nicht so viel«, sagte Poppy. »Keiner von beiden schert sich auch nur im Geringsten um große Herrenhäuser oder schöne Kutschen oder …«
»Wartet mal, ihr zwei«, erhob Cam Einspruch und streckte abwehrend die Hände in die Höhe. »Das Problem ist viel komplizierter und kann nicht allein auf Geld reduziert werden, und – nein, hört für einen Moment mit eurem Geschnatter auf und lasst mich ausreden.« Er lächelte in zwei Paar blaue Augen, die ihn erwartungsvoll anstarrten. Ihre Bemühungen um Merripen und Win waren entzückend. »Merripen verfügt über genügend Mittel, um für Win zu sorgen. Was er als Verwalter des Ramsay Anwesens verdient, lässt sich sehen, und er hat bereits unbeschränkten Zugriff auf das Ramsay-Vermögen.«
»Warum heiratet Win dann Dr. Harrow und nicht Merripen?«, wollte Beatrix
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