Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
wie er ihr einen Ring an den Finger steckte. Sie senkte den Kopf und erblickte einen Rubin. »Es heißt«, sagte Julian, »dass ein Rubin Zufriedenheit und Ruhe bringt.«
»Vielen Dank, er ist wundervoll«, murmelte sie und lehnte sich vor. Ihre Augen schlossen sich, als sie spürte, wie seine Lippen einen sanften Kuss auf ihre Stirn drückten. Zufriedenheit und Ruhe … So Gott wollte, würde sie diesen herrlichen Zustand eines Tages erreichen.
Cam zweifelte an seiner Zurechnungsfähigkeit, als er auf Merripen zuging, der am Holzlagerplatz arbeitete. Einen Moment sah er ihm zu, wie er drei Waldarbeitern half, einen riesigen Baumstamm vom Wagen zu hieven. Es war eine gefährliche Angelegenheit, denn nur ein einziger Fehler konnte schwere Verletzungen oder gar den Tod eines der Männer nach sich ziehen.
Mit Hilfe von Brettern und langen Brechstangen beförderten sie die Baumstämme vorsichtig auf den Boden. Vor Anstrengung keuchend und mit angespannten Muskeln kämpften sie verbissen, um die Kontrolle über die herabrollende Last zu erringen. Merripen, der der größte und stärkste Mann der Gruppe war, hatte sich in der Mitte postiert, wo er sich nicht retten könnte, falls etwas passieren sollte.
Besorgt wollte Cam zu Hilfe eilen.
» Geh weg! «, fauchte Merripen, als er Cam aus den Augenwinkeln gewahrte.
Cam hielt mitten in der Bewegung inne. Jetzt erst erkannte er, dass die Waldarbeiter eine Methode ausgetüftelt hatten. Jeder, der nicht in ihre Vorgehensweise eingeweiht war, konnte ungewollt großen Schaden anrichten.
Er wartete und sah neugierig zu, wie die Baumstämme sicher auf dem Boden landeten. Die Waldarbeiter atmeten schwer, beugten sich erschöpft vor, stützten die Hände auf den Knien ab und erholten sich von der kräftezehrenden Anstrengung – alle außer Merripen, der bereits die Spitze eines tödlich scharfen Eisenhakens in einen der Stämme rammte. Dann drehte sich der Rom zu Cam um, in der anderen Hand immer noch eine schwere Zange haltend.
Merripen sah dämonisch aus, mit seinem dunklen, schweißüberströmten Gesicht und den Augen, die wie Höllenfeuer loderten. Obwohl Cam seinen Bruder im Laufe der vergangenen drei Jahre näher kennengelernt hatte, hatte er ihn nie in einem solch elenden Zustand angetroffen. Er wirkte wie eine zerrissene Seele, ohne jegliche Hoffnung auf Erlösung.
Gott stehe mir bei , dachte Cam. Sobald Win mit Dr. Harrow verheiratet war, würde Merripen außer Kontrolle geraten. Als Cam all die Schwierigkeiten in den Sinn kamen, die sie mit Leo gehabt hatten, stöhnte er innerlich auf.
Kurzzeitig war er versucht, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen und sich einzureden, er habe Besseres zu tun, als um das Glück und die geistige Gesundheit seines Bruders zu kämpfen. Sollte Merripen doch allein mit den Folgen seines Handelns fertig werden.
Doch dann überlegte er, wie er sich verhalten würde, wenn jemand oder etwas drohte, ihm Amelia zu entreißen. Wahrscheinlich nicht viel anders als sein Bruder. Gegen seinen Willen stieg Mitgefühl in ihm auf.
»Was willst du?«, fragte Merripen barsch und legte die Zange auf den Boden.
Cam ging langsam auf ihn zu. »Harrow ist hier.«
»Das habe ich gesehen.«
»Kommst du hinein, um ihn willkommen zu heißen?«
Merripen bedachte Cam mit einem verächtlichen Blick. »Leo ist der Hausherr. Er kann den Mistkerl begrüßen.«
»Während du dich hier draußen auf dem Holzlagerplatz versteckst?«
Merripens kaffeeschwarzen Augen verengten sich. »Ich verstecke mich nicht. Ich arbeite. Und du bist im Weg.«
»Ich will mit dir reden, Phral .«
»Nenn mich nicht so. Und misch dich nicht in fremde Angelegenheiten ein!«
»Jemand muss doch versuchen, dich zur Vernunft zu bringen«, sagte Cam sanft. »Sieh dich an, Kev! Du verhältst dich genau wie das Tier, zu dem dich der Rom Baro abrichten wollte.«
»Halt den Mund!«, fauchte Merripen heiser.
»Du lässt zu, dass er über den Rest deines Lebens bestimmt«, beharrte Cam. »Du willst dich einfach nicht von den verdammten Ketten befreien, die er dir angelegt hat.«
»Wenn du nicht sofort still bist …!«
»Wenn du nur dir selbst wehtätest, würde ich nichts sagen. Aber du tust ihr ebenfalls weh, und das scheint dir völlig egal …«
Cam wurde jäh unterbrochen, als sich Merripen auf ihn stürzte und ihn mit einer blutrünstigen Wucht angriff, die sie beide umwarf. Der Aufprall war hart, selbst auf dem schlammigen Boden. Sie rollten zwei-, dreimal hin und her,
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