Glut der Versuchung
Erklärung, meine Liebe. «
Roslyn lüpfte eine schmale Braue. »Ach ja? «, Als er nichts sagte, ergänzte sie freundlich: »Meine Gründe sind meine Sache, Durchlaucht, nicht Ihre.«
»Mag sein, aber wenn sich ein Mündel meines engsten Freundes zum Kauf anbietet, denke ich, dass er ein Recht hat, es zu erfahren.«
Nun trat ein gefährliches Funkeln in Roslyns blaue Augen. »Ich versichere Ihnen, dass ich nicht in diesem Gewerbe tätig bin. «
»Sie werden verstehen, dass ich mir diesbezüglich gewisse Zweifel gestatte.«
»Zweifeln Sie, so viel Sie wollen, aber mein Betragen ist nicht Ihre Angelegenheit.«
»Sehr wohl indes ist es die Angelegenheit Ihres Vormunds. Und ich betrachte es als meine Pflicht, ihm von Ihrem Ausflug in die Londoner Halbwelt zu erzählen.«
»Aha?« Sie sah ihn herausfordernd an. »Ist es eine Angewohnheit von Ihnen, Märchen über andere zu verbreiten?«
»Ist es eine Angewohnheit von Ihnen, Fremde zu küssen?«
Sie war entsetzt. »Sie haben mich geküsst, wie Sie sich erinnern! «
»Aber Sie ließen es zu. «
»Ich konnte wohl schlecht protestieren, ohne mich zu ... « Roslyn verstummte abrupt, atmete tief durch und sah ihn mit einem entwaffnenden Lächeln an. »Ich beabsichtige nicht, meiner Schwester die Hochzeit zu ruinieren, und ich lasse auch nicht zu, dass Sie es tun. Könnten wir uns also darauf einigen, diese Unterhaltung zu einem angemesseneren Zeitpunkt fortzusetzen? «
Drew war verärgert, aber auch ein wenig amüsiert ob der brüsken Zurückweisung. »Worauf Sie zählen können, Miss Loring. Wir werden uns nach der Trauung weiter unterhalten. «
Immer noch lächelte sie. »Ich fürchte, dann werde ich zu beschäftigt sein. Wir haben sechshundert Gäste beim Hochzeitsempfang, und ich bin für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Durchlaucht. Die Zeremonie beginnt gleich. «
Zu seiner Verwunderung stellte Drew fest, dass er das Wortgefecht mit ihr genoss, und wollte sie nicht gehen lassen. »Erlauben Sie mir, Sie zu Ihrem Platz zu begleiten.«
»Ich finde allein hin, vielen Dank.«
»Man könnte meinen, Sie wollen mir tatsächlich aus dem Weg gehen«, bemerkte er trocken und wiederholte damit die Worte, die er gesagt hatte, als sie vor ihm auf den Balkon geflohen war.
Ihr Lächeln war nicht minder trocken, wenngleich um einiges charmanter. »Könnte man. Es ist vollkommen verständlich, dass Sie von sich eingenommen sind, Durchlaucht, aber Sie sollten nicht erwarten, dass jede Frau Ihnen zu Füßen fällt. Ich werde es gewiss nicht. «
Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und eilte zu ihrer Schwester Lilian, um mit ihr in die Kirche zu gehen. Drew folgte den anderen schließlich die Stufen hinauf und den Mittelgang entlang zu den vorderen Kirchenbänken, wo die letzten freien Plätze waren.
Zu seiner Überraschung erspähte er Fanny Irwin unter den Ehrengästen der Braut. Er hätte nicht erwartet, eine berühmte Kurtisane auf der Kirchenbank der Familie zu sehen.
Die Schwestern umarmten Fanny herzlich und setzten sich neben sie. Drew nahm seinen Platz rechts vom Gang ein, neben Marcus' Schwester Eleanor, und ihrer ältlichen Tante, Viscountess Beldon.
Als Eleanor Drew ertappte, wie er zur gegenüberliegenden Seite schaute, beugte sie sich zu ihm und flüsterte ihm zu: »Erinnerst du dich, als wir Arabella zum ersten Mal sahen, erzählte sie uns, dass Fanny eine langjährige Freundin ist? Nun, Fanny stand in den Jahren des Skandals zu ihnen, und sie wollen sie nicht schneiden, bloß weil sie in den feinen Kreisen nicht mehr empfangen wird. «
»Es besteht ein großer Unterschied«, bemerkte Drew leise, »zwischen freundschaftlicher Treue und der öffentlichen Verbandelung mit Personen von zweifelhaftem Ruf.«
»Wie bitte?«, fragte Eleanor.
»Nichts, nichts, meine Liebe. « Er wollte nicht darüber sprechen, wann und wo er Fanny Irwin zuletzt gesehen hatte. Es schien allerdings seltsam, dass Marcus weiterhin den vertrauten Umgang seiner Mündel mit ihr gestattete.
Drew wusste alles über den Familienskandal der Lorings, der die Töchter unverdientermaßen zu Aussätzigen machte. Er wusste außerdem, dass Marcus sein Möglichstes getan hatte, um das gesellschaftliche Ansehen seiner Mündel zu heben. Seine Mühe wäre jedoch vergebens gewesen, sollten Roslyns kühne Exkursionen in die »Demimonde« bekannt werden.
Sie saß halb abgewandt von ihm, und Drew stellte fest, dass er nicht aufhören konnte,
Weitere Kostenlose Bücher