Glut der Versuchung
ihm diese Konsequenzen klar.
»Ich weiß es nicht, Durchlaucht«, sagte er schließlich. »Vielleicht sollte ich hängen.«
Wieder schluchzte Constance auf und streckte ihre knochige Hand aus. »Nein ... bitte, ich flehe Sie an, Durchlaucht ... Sie können meinen Sohn nicht hängen Ich bitte Sie ...«
Drew warf ihr einen sanften Blick zu. »Er wird nicht hängen, Mrs Baines.«
Sie hörte auf zu schluchzen. »Dann ... Was werden Sie tun? «
»Das habe ich noch nicht entschieden.« Als er Roslyn ansah, erkannte sie, in welcher Zwickmühle er steckte. Zudem hatten sie nicht allein zu entscheiden. Winifred sollte ein Wort mitreden.
»Ich denke«, sagte Roslyn ruhig, »dass wir die Angelegenheit mit Lady Freemantle besprechen müssen. Vielleicht können wir sie überzeugen, von einer Anzeige abzusehen.«
Als Drew zustimmend nickte, atmete Roslyn erleichtert auf. Es war durchaus möglich, dass die gutherzige Winifred über Benjamins Taten hinwegsah.
»Ich danke Ihnen, Miss Loring«, flüsterte Constance dankbar, seufzte und schloss die Augen. Das Drama hatte sie alle Kraft gekostet.
Benjamin drehte sich zu seiner Mutter, nahm ihre Hand und blickte über die Schulter zu Drew und Roslyn. »Bitte, Durchlaucht ... Miss Loring«, sagte er, diesmal flehend, »Sie müssen jetzt gehen. Sie können mich in Arrest nehmen, wenn Sie wollen, aber lassen Sie meine Mutter in Frieden. Sie ist zu krank, um sich weiteren Aufregungen auszusetzen.«
Womit er Recht hatte. Roslyn griff in ihren kleinen Beutel und holte alles Geld heraus, das sie bei sich hatte - drei Guineas, mehrere Shilling und ein paar Penc e -, und reichte Benjamin die Münzen. »Hier, das sollte genügen, um einen Arzt kommen zu lassen. «
»Nein«, mischte sich Drew ein, »ich schicke noch heute Nachmittag meinen Arzt zu Mrs Baines.«
Roslyn gab Benjamin trotzdem ihr Geld. »Nimm es, Benjamin, und kauf davon Essen für deine Mutter und deine Schwestern.«
Benjamin stand mit offenem Mund da, weigerte sich jedoch, die Münzen zu nehmen - aus Stolz, wie Roslyn vermutete. »D-danke, Miss Loring, aber wir brauchen Ihre wohltätigen Gaben nicht. « Er sah wieder seine Mutter an. »Ich habe Hammelpastete mitgebracht, Mama, und Brot und Käse für die Mädchen.« Dann blickte er zu Roslyn und Drew. »Ich kann für meine Familie sorgen.«
Drew schritt ein, nahm Roslyns Geld und legte es auf das Tischchen neben dem Bett. »Du wirst es als eine Leihgabe annehmen, Junge, bis ihr bekommen habt, was euch rechtmäßig zusteht. «
»Uns zusteht? «, flüsterte Constance matt.
»Ich beabsichtige, mich um Farnaby zu kümmern und zu veranlassen, dass Sir Ruperts Wunsch entsprochen wird, Mrs Baines.«
Benjamin sah ihn entgeistert an, während Constance in Tränen ausbrach, worauf der Junge die Besucher wieder flehentlich ansah. Doch im selben Moment sprach seine Mutter.
»Danke, Durchlaucht ... Ich danke Ihnen. Es ist nicht für mich ... aber meine Mädchen ... meine Kinder ... «
»Sorgen Sie sich nicht, Mrs Baines«, sagte Drew. »Sie haben mein Wort, dass keiner von Ihnen mittellos sein wird. Und nun müssen Sie sich ausruhen. Wir finden allein hinaus. «
Als Roslyn und Drew aus dem Schlafzimmer kamen, kauerten Constances kleine Töchter zusammen auf einem Stuhl, umklammerten sich und wirkten schrecklich verängstigt. Trotzdem sprangen sie sofort auf, als sie die Besucher sahen, und machten artig einen Knicks.
»Eure Mama ruht sich jetzt aus«, sagte Roslyn freundlich. »Und bald kommt. ein Arzt her, der ihr helfen wird.«
Die kleinen Gesichter leuchteten. Dann huschten die beiden Mädchen zur Schlafzimmertür und gingen auf Zehenspitzen hinein.
Roslyn schwieg betroffen, bis Drew und sie allein auf dem Korridor waren. »Wir müssen es Winifred erzählen«, sagte sie nun. »So furchtbar mir auch der Gedanke ist, ihr Schmerz zu bereiten, wird sie von Benjamin wissen wollen.«
»Ich begleite dich nach Freemantle Park«, entgegnete Drew, »und wir sagen es ihr gemeinsam.«
Draußen schickte er seinen Diener mit dem offenen Zweispänner und der Anweisung nach Hause, dass Drews Sekretär umgehend seinen Arzt zur kranken Mrs Baines brachte. Dann gab er seinem Kutscher Order, sie nach Chiswick zu fahren, half Roslyn in den Wagen, stieg selbst ein und setzte sich ihr gegenüber.
»Meintest du das ernst, Drew?«, fragte sie, sobald sich die Kutsche in Bewegung gesetzt hatte. »Willst du Farnaby dazu bringen, dass er Mrs Baines zahlt, was er ihr schuldet?«
»Ja, und es
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