Glut der Versuchung
wird mir ein Vergnügen sein«, antwortete er entschlossen.
»Hoffentlich gelingt es dir, damit sie bald in eine bessere Unterkunft ziehen kann. Sie wird sterben, wenn sie nicht angemessener untergebracht wird. « Roslyn schüttelte es, wenn sie an das Haus dachte. »Ich werde Simpkin ein paar nahrhafte Mahlzeiten zu ihnen bringen lassen, und vielleicht kann man die Gasse säubern. Der Gestank ist grässlich.«
»Überlass das meinen Bediensteten«, erwiderte Drew. »Sie sind näher; für deine wäre es sehr umständlich, die weite Strecke zu fahren.«
»Danke. Das ist sehr freundlich von dir. «
»Ich bin nicht freundlich. Ich tue lediglich, was richtig ist. «
Roslyn schwieg. Es war das erste Mal, dass sie seit ihrem Streit mit Drew allein war. Doch seinem versteinerten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie Recht. Er war wirklich froh, von seiner Verlobten befreit zu sein.
Roslyn war ihm dennoch dankbar für sein Engagement und auch dafür, dass er sie zu Winifred begleitete.
Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete, wandte sie das Gesicht rasch zum Fenster. Sie durfte jetzt nicht an Drew denken, sondern sollte überlegen, wie sie Winifred die Neuigkeiten möglichst schonend mitteilte.
Außerdem musste sie Winifred bitten, Constance ihre Brosche wiederzugeben. Sie hatte es Constance gegenüber nicht erwähnt, um keine falschen Hoffnungen zu wecken, aber es würde der armen Frau viel bedeuten und ihr gewiss ein wenig Trost spenden.
Roslyn fühlte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte bei dem Gedanken an das entsetzliche Leid der Frau. Doch ihr Leben war nicht nur schrecklich gewesen. Ja, um einiges von ihrer Vergangenheit beneidete Roslyn sie beinahe. Auch wenn Constance nie eine richtige Ehe mit Sir Rupert geführt hatte, war es ihr doch vergönnt gewesen, wahre Liebe zu erfahren. Und sie hatte drei Kinder, die sie liebte und von denen sie geliebt wurde.
All das würde Roslyn vielleicht nie zuteil werden.
Constances trauriges Schicksal war ein weiterer Beweis dafür, dass Männer gemeinhin ihre Mätressen liebten, nicht ihre Ehefrauen. Allerdings würde Roslyn gewiss nicht Drews eisiges Schweigen unterbrechen, um ihn auf diese verstörende Wahrheit hinzuweisen.
Neunzehntes Kapitel
Es bricht mir das Herz, Winifred leiden zu sehen. Wie schrecklich muss es für sie sein, so sehr geliebt zu haben und ihre Liebe nicht erwidert zu bekommen. Das ist es, wovor ich mich bei Arden am meisten fürchte.
Roslyn an Fanny
»Zwei Töchter?«, wiederholte Lady Freemantle gequält, nachdem sie die ganze Geschichte gehört hatte. »Zusätzlich zu dem einen Sohn? «
Der Umstand, dass Sir Rupert noch weitere leibliche Kinder hatte, schien sie mehr zu schockieren als die Tatsache, dass dessen unehelicher Sohn sie mit einer Waffe bedroht hatte.
Drew beobachtete, wie Roslyn tröstend den Arm um ihre Freundin legte. »Es tut mir so leid, Winifred«, flüsterte Roslyn. »Aber wir dachten, du würdest die Wahrheit wissen wollen.«
»J-ja ... will ich. Aber es ist ein Schlag, zu erfahren, was ... diese Frau für ihn tat, was ich nie konnte. Sie schenkte ihm drei Kinder ... «
Stumm kämpfte Lady Freemantle mit den Tränen. Es verletzte sie zutiefst, solch schlagkräftige Beweise für die Untreue ihres Mannes akzeptieren zu müssen, nicht zu vergessen, wie sehr es sie schmerzen musste, dass seine Mätresse überaus fruchtbar gewesen war, wohingegen es ihr selbst nie beschieden war, Kinder zu bekommen. Sie drückte eine Hand auf ihr Herz. »Bei meiner Seele, wie konnte ich das all die Jahre nicht wissen?«
Roslyn umarmte sie noch fester. »Ich bin sicher, dass Sir Rupert dir nicht wehtun wollte und deshalb alles streng geheim hielt. «
Nach einer Weile sagte Drew: »Wir müssen entscheiden, was mit dem Jungen geschehen soll, Mylady. Möchten Sie Benjamin Baines anzeigen? «
Sie sah ihn ein wenig benommen an. »Nein ... ich könnte nie ... er ist Ruperts Sohn. Ich kann ihn doch nicht ins Gefängnis schicken! «
Drew nickte kurz. »Ich dachte mir bereits, dass Sie so empfinden würden. Trotz allem muss man ihm begreiflich machen, wie falsch sein Verhalten war.«
»Ja, natürlich, Durchlaucht, aber er sollte nicht ins Gefängnis gesperrt werden. So grausam könnte ich nie sein.«
»Was ist mit der Brosche, die Sir Ruperts Portrait enthält? «, fragte Roslyn ruhig.
Lady Freemantle sah sie an. »Meinst du, ich sollte sie dieser Frau zurückgeben … Constance ist ihr Name, richtig? «
»Ja, das wäre
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