Glut der Versuchung
Sie mir helfen, alles zu arrangieren, Durchlaucht?«
»Sollte Constance einverstanden sein, ja, gewiss. Ich werde Ihnen helfen, wo immer ich kann, Mylady. Wenn Sie es wünschen, begleite ich Sie jetzt gleich nach London zu Constance.«
»Oh ja, das wäre mir sehr recht. Ich danke Ihnen, Durchlaucht! Sie sind außerordentlich freundlich.«
Roslyn lächelte gerührt und umarmte ihre Freundin. »Du bist der beste, freundlichste Mensch, den ich kenne.«
»Ach was, du würdest dasselbe tun, wärst du an meiner ... « Sie verstummte abrupt und warf Drew einen kurzen Blick zu. »Aber du wirst natürlich nie in eine solche Lage geraten, meine Teure.«
Unvermittelt sprang Lady Freemantle auf und war wieder ganz die stets fröhliche, tatkräftige Witwe. »Geben Sie mir bitte einen Moment, Durchlaucht, ich laufe nur schnell nach oben und hole meine ... die Brosche. Und ich muss mit Pointon reden, dass er Zimmer vorbereitet, falls Constance transportiert werden kann. Außerdem soll die Köchin ein anständiges Abendessen für die Kinder kochen ... «
Inzwischen war sie schon halb aus dem Zimmer, plapperte allerdings weiter vor sich hin, während Drew und Roslyn schweigend zurückblieben.
Ehe die Stille allzu beklemmend wurde, bemerkte Drew: »Hoffentlich ist der gute Pointon nicht pikiert, wenn er die Fille de joie seines verstorbenen Herrn mitsamt Nachkommen willkommen heißen muss. Butler sind berühmt für ihre rigide Auffassung, was Anstand und gute Sitten betrifft. «
Roslyn lächelte verhalten. »Trotzdem wird er es mit Würde tragen, denn er achtet Winifred sehr. Alle ihre Bediensteten sind ihr zugetan, weil sie jeden von ihnen gütig behandelt. Winifred kommt aus der Arbeiterklasse und weiß, dass Fairness und Respekt eine Grundvoraussetzung für Loyalität sind.«
»Im Gegensatz zu meiner Mutter«, bemerkte Drew, »die denkt, Bedienstete wären keine richtigen Menschen. «
Wieder herrschte eine Weile Schweigen, das diesmal Roslyn brach. »Zweifellos war die Duchess erfreut, von der gelösten Verlobung zu hören'."
Bei ihrem nüchternen Tonfall krampfte sich ihm das Herz zusammen, und Drew blickte sie an. »Ich habe es ihr noch nicht gesagt.«
»Das solltest du unverzüglich tun, Durchlaucht.«
»Roslyn ... «
»Möchtest du die Mitteilung an die Zeitungen schicken, oder soll ich es? «, fragte sie hastig.
Er biss die Zähne zusammen. Eigentlich hatte er Roslyn Zeit geben wollen, es sich anders zu überlegen, aber das hatte sie offensichtlich nicht. Ihre blauen Augen signalisierten ihm unmissverständlich, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
»Ich regle das«, raunte er.
Roslyn neigte majestätisch den Kopf. »Ich danke dir. Und ich würde dir nochmals für deine Großzügigkeit gegenüber meiner Freundin danken, aber du sagtest ja bereits, dass du meinen Dank nicht wünschst.«
»Nein, wünsche ich nicht.«
»Dann haben wir uns nichts weiter zu sagen. Guten Tag, Durchlaucht.«
In seinen finsteren Gedanken gefangen, blieb Drew während der Fahrt mit Lady Freemantle nach London die meiste Zeit stumm. Sie hatten beinahe schon den Stadtrand erreicht, als sie ihn schüchtern fragte: »War meine Bitte, dass Sie mich begleiten, zu impertinent, Durchlaucht?«
Drew hatte gar nicht verstanden, was sie fragte, so vertieft war er. »Wie bitte? «
»Sie schauen so verdrossen drein, dass ich fürchte, ich habe Sie beleidigt. Ich wette, Sie billigen meine Entscheidung nicht, Constance und ihren Kindern anzubieten, bei mir zu wohnen. «
Nun rang er sich ein mattes Lächeln ab. »Ganz im Gegenteil, Mylady. Ich bin voller Bewunderung darüber. «
Sie beäugte ihn misstrauisch. »Machen Sie sich über mich lustig? «
»Nein! Ich meine es ernst. Ich bewundere, was Sie tun, obwohl ich gestehe, dass ich ein wenig erstaunt bin. Die meisten feinen Damen würden die Zweitfamilien ihrer Ehemänner mit Freuden verhungern lassen. «Die Duchess, dachte Drew, wäre so erbost über deren bloße Existenz, dass sie ihr das Leben zur Hölle machen würde.
»Aber ich bin keine feine Dame, Durchlaucht.«
»Dem möchte ich widersprechen. « Winifred Freemantle mochte nicht in den Adelsstand geboren worden sein, doch ihr Verhalten war weit nobler als das aller adligen Damen, die er kannte. »Sie sind durch und durch eine Lady«, sagte er freundlich.
Vor Stolz und Freude wurde sie rot. »Nun ... meine Herkunft und meine Erziehung sind alles andere als vornehm ... aber ich danke Roslyn und ihren Schwestern, die
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