Glut der Versuchung
es Ihnen, Haviland beiläufig zu berühren? «
»Ja. « Aber das hatte nichts, bewirkt. Zuerst konnte sie sich nicht dazu durchringen, so kühn zu sein und Haviland wie zufällig zu berühren, geschweige denn mit ihm zu flirten. Alles kam ihr zu berechnend vor. Dann jedoch, kurz bevor sie wieder ging, hatte sie die Finger des Earls »versehentlich« gestreift, als sie ihm ihre Notizen zum Ball gab.
»Und?«
»Und nichts.« Roslyn verzog das Gesicht. »Er schien überhaupt nichts zu fühlen.«
»Vielleicht waren Sie nicht deutlich genug. «
»Vielleicht.« Aber das glaubte sie nicht. Sie hatte Haviland gar keine Reaktion entlocken können. Noch mehr allerdings sorgte sie, dass sie ebenso wenig gespürt hatte. Da war kein Knistern gewesen, kein Funken, der übersprang. Nichts.
Was sie am allermeisten ärgerte, war, dass sie, während sie sich abmühte, die Leidenschaft des Earl of Haviland zu entfachen, unentwegt daran denken musste, wie mühelos der Duke of Arden sie entflammt hatte, als er ihr die Macht der Berührung demonstrierte.
»Sie werden nächstes Mal weniger subtil vorgehen müssen«, riet ihr der Duke.
»Ein nächstes Mal gibt es eventuell nicht«, sagte Roslyn mürrisch. »Wir haben alle Details über den Ball abgestimmt, die Blumendekoration, den Standort für das Orchester, die Begrüßungsreihe.«
Arden sah sie amüsiert an. »Dann laden Sie ihn morgen zum Mittagessen oder zum Tee ein.«
» Unter welchem Vorwand? «
»Ich bin sicher, dass Ihnen etwas einfällt. Sagen Sie
Sie möchten mehr über seine Familie erfahren, die er beeindrucken will. Oder Sie könnten über Schutzmaßnahmen gegen den Wegelagerer reden. «
Roslyn kräuselte die Stirn. »Darüber sprachen wir heute bereits. Haviland hat vor, während des Balls bewaffnete Diener entlang der Wege zu postieren, um Überfallen vorzubeugen. Außerdem hat es seitdem keine neuen Hinweise auf den Straßenräuber gegeben.«
»Gut«, erwiderte der Duke. »Es wird das Beste sein, wenn er sich für die Sicherheit des Bezirks verantwortlich erklärt. Ich plane, morgen nach London zurückzukehren, denn Lady Freemantle scheint sich von der Strapaze erholt zu haben. «
Roslyn schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Ich möchte Ihnen danken, dass Sie bei ihr blieben, um sie zu beruhigen. Das war ausgesprochen nobel von Ihnen. «
Arden grinste. »Ja, das war es. Also, was wollen Sie bezüglich Haviland tun? Sind Sie sicher, dass Sie Ihren Eroberungsfeldzug fortsetzen wollen? «
»Ja«, antwortete sie dickköpfig. »Ich bin sicher.«
»Womöglich ist er gar nicht der richtige Ehemann ffür Sie.«
»Mag sein, aber das würde ich gern selbst herausfinden. Noch hege ich die Hoffnung, dass er sich in mich verlieben kann.«
Arden neigte den Kopf und betrachtete sie nachdenklich. »Warum bestehen Sie darauf, aus Liebe zu heiraten? Mitglieder unserer Klasse gehen gemeinhin Vernunftehen ein. «
Unwillkürlich fuhr Roslyn zusammen. »Weil ich keine Ehe wie die meiner Eltern will. Sie waren erbitterte Feinde, die es genossen, sich gegenseitig zu verletzen.«
»In den meisten Ehen der feinen Kreise sieht es nicht viel besser aus«, sagte Arden.
»Sie sind entschieden zu zynisch, Durchlaucht.«
»Und Ihre Vorstellungen von Liebe sind entschieden zu idealistisch. «
Roslyn sah ihn verwundert an. »Halten Sie wahre Liebe bloß für ein Märchen? «
»Ist sie das denn nicht? «
»Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass es sie gibt. Meine Freundin Tess Blanchard liebte ihren Verlobten sehr, bevor er in Waterloo fiel. Und meine Mutter fand die Liebe bei ihrem zweiten Ehemann. «
Der Duke schüttelte den Kopf. »Keiner der beiden Fälle ist repräsentativ für britische Adelsverbindungen. Der Verlobte Ihrer Freundin starb, und Ihre Mutter heiratete einen Franzosen.«
»Arabella und Marcus lieben sich zweifelsohne.«
Er zog eine Grimasse, hielt aber den Mund.
»Sie haben die beiden zusammen gesehen. Sie können nicht leugnen, wie viel sie füreinander empfinden. «
»Sie glauben jetzt, sie wären verliebt«, erwiderte er achselzuckend. »Aber ich bezweifle, dass es anhält. Ich habe schon zu viele Paare gesehen, die schwören, sich zu lieben, bis der erste Überschwang verpufft war. Danach blieb ihnen nichts mehr als Langeweile - oder Schlimmeres. «
Roslyn lächelte wissend. »Was Ihre Gefühle angeht, würde ich es nicht anders erwarten. Bloß weil Sie als großartiger Liebhaber gelten, müssen Sie noch lange nichts über die Liebe wissen. «
»Nein,
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