Glut der Versuchung
all ihre Sinne erwecken! Arden war eben ein geübter Liebhaber, der jede Frau nach Belieben verzaubern und gefangennehmen konnte.
Nicht dass er sie verzaubern wollte. Das war lediglich eine Nebenwirkung seiner natürlichen Begabung. Und was gäbe sie darum, einen Bruchteil dieses Talents zu besitzen!
Roslyn merkte, wie sie die Stirn runzelte. Was hatte er mit ihren »Mängeln« gemeint? Ihre Unfähigkeit, das andere Geschlecht zu verzaubern? Nun, in der Hinsicht hatte sie heute Morgen bei Haviland zweifellos versagt.
Sie musste als Erstes ihre Reserviertheit gegenüber dem Earl überwinden. Die schien nämlich das größte Hindernis zu sein. Und sie hoffte inständig, dass der Duke ihr morgen zeigen könnte, wie das ging.
Wie großzügig von ihm, dass er den Unterricht fortsetzte, dachte Roslyn, vor allem, wo er eine so tiefe Verachtung für die Liebe und die Ehe hegte.
Roslyn schüttelte den Kopf, um Arden aus ihren Gedanken zu verbannen - zumindestens bis morgen.
Solange er ihr helfen wollte, war unerheblich, wie er zur Liebe eingestellt war.
So sehr es ihm auch widerstrebte, mit Roslyn allein zu sein, fand Drew sich doch seinem Versprechen getreu am nächsten Morgen in Danvers Hall ein. Er wollte die letzte Lektion möglichst schnell hinter sich bringen, denn je eher sie Haviland als Heiratskandidaten für sich gewann, umso schneller konnte er sie vergessen.
Sie war wieder in der Bibliothek, wie er entdeckte, als der Butler ihn hineinführte, und sie schien erfreut, ihn zu sehen.
»Haben Sie Haviland gestern besucht? «, war ihre erste Frage, während sie von der Fensterbank in einen der Sessel wechselte.
»Ja«, sagte Drew und setzte sich auf seinen üblichen Platz auf dem Sofa. »Hauptsächlich sprachen wir über seinen Ball. Ich habe die Gästellste angesehen und ihm einiges über die Geladenen erzählt, die ich kenne.«
»Was er zweifellos zu schätzen wusste.«
»Ich möchte nicht in seiner Haut stecken«, sagte er achselzuckend. »Mich den feinen Kreisen vorführen zu müssen wie ein Tanzbär auf der Kirmes, ist ein Alptraum.«
»Und haben Sie vor, zu seinem Ball zu gehen? «
»Ja, ich versprach es, schon um ihn zu unterstützen. Eleanor und ihre Tante sind ebenfalls eingeladen, genau wie mein Freund Claybourne.«
»Ich hoffe nur, der Wegelagerer schlägt an dem Abend nicht wieder zu«, sagte Roslyn. »Es würde ein schlechtes Licht auf Haviland werfen, sollte einem seiner Gäste etwas zustoßen. « Sie erschauderte. » Und mir graut bei dem Gedanken, jemand könnte wie wir mit einer Pistole bedroht werden. «
»Ich habe vor, Lady Freemantle persönlich zum Ball zu eskortieren«, beruhigte Drew sie. »Falls der Bandit es beim ersten Mal gezielt auf sie abgesehen hatte, wovon ich überzeugt bin, könnte er es erneut versuchen.«
»Ach, ich danke Ihnen! Ich war schon besorgt um ihre Sicherheit.«
»Ich denke, Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Haviland trifft besondere Vorkehrungen. Außerdem werde ich ihn auf dem Laufenden halten, welche Fortschritte die Suche nach dem Straßenräuber macht.«
»Worüber haben Sie sonst noch gesprochen?«, fragte Roslyn. »Haben Sie zufällig mich erwähnt? « ,
Ihre Ungeduld brachte Drew zum Lächeln. »Nur in den schmeichelhaftesten Tönen. Er scheint eine sehr hohe Meinung von Ihnen zu haben. Aber unser Gespräch schweifte bald zur Politik ab. Haviland möchte nach der Sommerpause des Parlaments seinen Sitz im Oberhaus einnehmen.«
»Ja, das sagte er mir bereits. Auch das bewundere ich an ihm ... dass er kein typischer träger Adliger ist. «
»War das eine Spitze gegen mich, meine Liebe? «
Roslyn schmunzelte, dass sich kleine Grübchen auf ihren Wangen bildeten. »Eigentlich nicht. Wie ich von Lady Freemantle erfuhr, nehmen Sie Ihre herzöglichen Pflichten recht ernst. Ihre Ländereien sind angeblich ein Musterbeispiel moderner Landwirtschaft, und Sie befassen sich sehr viel mit Regierungsbelangen. Ich gestehe, dass ich das bewundernswert finde, auch wenn es mich überrascht. Viele Adlige verbringen ihre Zeit mit frivolen Beschäftigungen.«
»Wohingegen ich zu viel Frivolität als tödlich langwellig empfinde«, erklärte Drew wahrheitsgemäß. »Und ich denke, Havilands Einstellung ist meiner ähnlich. Er fragte mich, ob ich ihn bezüglich der Oberhaustätigkeit beraten könnte, was ich gern tue. Außerdem bot ich ihm an, meinen Sekretär für einige Zeit auszuleihen.«
»Das ist außerordentlich freundlich von Ihnen«, bemerkte
Weitere Kostenlose Bücher