Glut der Versuchung
und ich behaupte auch nicht, etwas darüber zu wissen. Liebe interessiert mich nicht.« Er verzog keine Miene, während er sie weiterhin ansah. »Mich überrascht indes, dass Sie nach A Ihren Erfahrungen immer noch glauben, Sie könnten eine Liebesheirat eingehen. Sagten Sie nicht, die Ehe Ihrer Eltern wäre ein einziges Schlachtfeld gewesen? «
»Ja. Als ich Kind war, stritten sie sich die ganze Zeit. « Bis heute erinnerte Roslyn sich an die Feindseligkeit, die zwischen ihren Eltern geherrscht hatte. Dennoch schaffte sie es, nur mit den Schultern zu zucken. »Das war zweifellos mit ein Grund, weshalb ich >blaustrümpfig< wurde, wie Sie es nannten.«
»Wie das? «
»Bücher boten mir eine Zuflucht. Wenn meine Eltern stritten, versteckte ich mich in der Bibliothek zwischen meinen geliebten Büchern, bis sie aufhörten.«
»Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Sie sich vor irgendwas verstecken. «
Sie lachte bitter. «Oh doch, das tat ich, glauben Sie mir. Ich kauerte hinter den Fensterbankvorhängen und versuchte, ihre schrecklichen Streitereien auszusperren, aber ich konnte nicht aufhören zu zittern. Manchmal war ich sogar außerstande, das Buch ruhig genug zu halten, um die Zeilen zu erkennen.« Nun sah sie versonnen in die Ferne. »Gewöhnlich fanden meine Schwestern mich und beruhigten mich.«
Roslyn wurde still. Ihre Schwestern hatten große Angst um sie gehabt. Lily schlich sich zu ihr in die Bibliothek, um ihre Hand zu halten, Ihr Trost zu spenden, indem sie über die neugeborenen Katzen oder Fohlen plauderte. Dann kam Arabella, die sie beide nach draußen schleppte, wo sie stundenlang spazieren gingen oder ausritten und erst zurückkehrten, wenn sie sicher sein konnten, dass ihr Vater aus dem Haus gestürmt war, während ihre Mutter bitterlich weinend zurückblieb.
Arden schwieg ebenfalls, während er sie ruhig betrachtete. Seine Miene war so unleserlich wie immer, aber Roslyn bildete sich ein, einen Hauch von etwas zu erkennen, das wie Mitgefühl anmutete.
Diesen Gedanken tat sie gleich wieder ab, denn sie wollte sich nicht verletzlich fühlen und wollte folglich auch kein Mitgefühl.
»Das ist lange her«, sagte sie bemüht unbekümmert. »Aber vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich entschlossen bin, Lord Haviland in mich verliebt zu machen. «
»Ja, ich verstehe.« Arden stand langsam auf. »Nur Mut, meine Liebe. Noch ist nicht alles verloren. Ich werde ihn jetzt besuchen und sehen, ob ich ihn ermutigen kann.«
»Was haben Sie vor, Durchlaucht?«
»Eigentlich habe ich vor, ein Loblied auf Sie zu singen. Keine Sorge, ich werde es subtil tun. Ich muss Haviland ohnehin in anderen Angelegenheiten sprechen, so wird er keinerlei Verdacht schöpfen. «
»Ich hoffe nicht«, sagte sie skeptisch. »Sie meinten, das Letzte, was ich tun dürfte, wäre, ihn spüren zu lassen, dass ich es auf ihn abgesehen habe. Das wäre beinahe so fatal, als würde er glauben, dass Sie ehestiftend wirken wollen. «
»Ehestiftend ... Gott bewahre! « Der Duke tat, als schüttelte es ihn. »Aber ich vermute, das ist genau das, was ich tue. « Er zögerte kurz. »Wenn Sie wünschen, erteile ich ihnen noch eine abschließende Unterrichtsstunde, bevor ich morgen nach London aufbreche. Sie müssen immer noch an ein paar Mängeln arbeiten.«
Sein provokanter Ton machte sie misstrauisch. »Was für Mängel?«, fragte sie verärgert.
Sein Lächeln war unwiderstehlich. »Das verrate ich Ihnen morgen. «
Roslyn blinzelte, weil die Wirkung dieses Lächelns sie sprachlos machte. Ihr Herz schlug ziemlich unkoordiniert, ihr Magen flatterte, und, was sie am meisten irritierte, beides waren Reaktionen, die sie in Gegenwart von Lord Haviland niemals zeigte.
Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, sagte er: »Um zehn Uhr dann?«
»Ja, Durchlaucht.«
Nachdem er sich verbeugt hatte und hinausgegangen war, stieß Roslyn einen leisen Fluch aus. Als ihr Ratgeber dürfte er niemals eine solch erregende Wirkung auf sie haben.
Natürlich war das leichter gesagt als getan. Selbst wenn sie sich dagegen wappnete und sich mühte, seiner Anziehungskraft zu widerstehen, fühlte sie sich weit mehr zu ihm hingezogen, als klug für sie war.
Sie war gewiss nicht so dumm, dem Zauber des Duke of Arden zu erliegen ! Und erst recht würde sie sich nicht in die Riege der schwärmerischen jungen Damen einreihen, die sich alle schon als seine Duchess sahen. Sollte sein verwegenes Lächeln ihren Puls doch zum Rasen bringen! Sollte seine Nähe doch
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