Glut in samtbraunen Augen
mit Carlisles Nichte nachdenken. Denn laut Vertrag fällt, sofern zum Zeitpunkt eurer Trennung noch kein Kind gezeugt wurde, in diesem Fall die Firma wieder an Carlisle zurück. Dann kann er sich weiter damit herumschlagen, und du bist noch einmal …“
„No!“ Cesare hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. „Das kommt nicht infrage! Ich wusste von Anfang an, dass Carlisle etwas im Schilde führt, und wenn er glaubt, dass er mich mit dieser Sache treffen kann, dann werde ich ihm das Gegenteil beweisen.“ Er atmete tief durch. „Hör zu, Adriano: Diese Firma hat mein Vater einst aufgebaut, und jetzt, wo sie endlich wieder im Familienbesitz der Sanguettis ist, werde ich sie nicht einfach hergeben. Ich will Fatto in CaSa behalten, koste es, was es wolle!“
Resignierend hob der Anwalt die Schultern. „Ich habe mir fast gedacht, dass du so reagierst. Wenn das also dein letztes Wort ist …“
„Ja, das ist es!“
„Nun, dann wird dir nichts anderes übrig bleiben, als schnellstens neue Kunden für Fatto in CaSa zu finden oder noch besser: ein neues Konzept. Ich schlage vor, wir sprechen morgen früh über alles.“ Adriano erhob sich nun ebenfalls und lächelte. „Es ist spät, und meine Familie weiß langsam schon gar nicht mehr, wie ich überhaupt aussehe.“
Cesare nickte und ging, nachdem sein Freund und Anwalt das Arbeitszimmer verlassen hatte, hinüber zum Fenster. Nachdenklich blickte er hinaus in den abendlichen Garten.
Cesare wusste, auf was er sich mit dieser Sache einließ. Was Fatto in CaSa betraf, so stellte dieses Unternehmen absolutes Neuland für ihn dar, war es doch auf die Herstellung und den Vertrieb von günstigen Haushaltsprodukten spezialisiert, die hauptsächlich an Großhändler für Restaurants und Kantinen geliefert wurden. Sein Vater, ein einfacher Mann, hatte dieses Konzept vor über achtzehn Jahren mit großer Begeisterung entwickelt. Zu der damaligen Zeit waren günstige Artikel dieser Art, die aber dennoch eine gute Qualität aufwiesen, in Italien Mangelware gewesen, weshalb ein Erfolg auch nicht lange auf sich warten ließ.
Dass er dann von seinem eigenen Geschäftspartner derart ausgebootet wurde, hatte Paolo Sanguetti nicht ahnen können.
Cesare war es inzwischen gelungen, sich ein eigenes Imperium aufzubauen, jedoch in einem gänzlich anderen Bereich: Als Besitzer einer Werft und Reederei, die inzwischen auch eine lukrative Linie von Luxusjachten vertrieb, hatte er es mit wohlhabenden Kunden zu tun und gehörte damit selbst zu den mächtigsten Männern Italiens.
Doch so unterschiedlich diese beiden Bereiche auch sein mochten, eines stand für Cesare fest: Er wollte Fatto in CaSa wieder ganz nach oben bringen. Viel zu lange hatte er dafür gekämpft, das Unternehmen zurückzuerlangen, als dass er es jetzt einfach aufgeben konnte. Nein, er wollte es weiterführen, und zwar genau so, wie sein Vater es getan hätte. Und auch wenn sie vor seinem Tod nicht mehr dazu gekommen waren, sich miteinander auszusprechen, so wusste er doch, dass Paolo es sich genau so gewünscht hätte.
Und deshalb würde er gleich morgen früh damit beginnen, die ehemaligen Kunden seines Vaters zu kontaktieren. Einige davon waren lange mit Paolo Sanguetti befreundet gewesen. Wenn es ihm gelang, wenigstens zwei oder drei von ihnen zu überzeugen, die alte Geschäftsbeziehung wieder aufzunehmen, dann würde er damit Zeit gewinnen, um Fatto in CaSa von Grund auf neu aufzubauen.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er sah, wie unten im Garten eine Frau auftauchte. Im Schein des Mondes erkannte er, dass es sich um Vanessa handelte, und sofort musste er an jenen Tag kurz vor der Hochzeit zurückdenken, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, ebenfalls vom Fenster aus.
Sie war einfach wunderschön. Die rotblonden Locken schimmerten geheimnisvoll, und das silbrige Mondlicht verlieh ihrem hellen Teint etwas beinahe Unwirkliches.
Abrupt wandte Cesare sich vom Fenster ab. Was war bloß mit ihm los? Statt diese Frau links liegen zu lassen und sie einfach als Mittel zum Zweck zu betrachten, ertappte er sich immer häufiger dabei, wie er ihre schlanke Gestalt bewunderte oder den zarten Duft genoss, der von ihr ausging. Er erkannte sich ja selbst kaum wieder!
Unwillkürlich dachte er an den Tag der Hochzeit, und auch der Kuss auf seinem Anwesen in den Weinbergen von Chianti kam ihm in den Sinn. Als sich ihre Lippen berührten, war ihm klar geworden, dass er nicht imstande war, Vanessa wehzutun. Er
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