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Glut in samtbraunen Augen

Glut in samtbraunen Augen

Titel: Glut in samtbraunen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Roberts
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sehen!“
    Es war ein kaum beschreibbares Erlebnis für Vanessa gewesen, den Duomo Santa Maria Assunta zu besichtigen. Schon beim Eintritt hatte sie beeindruckt den Atem angehalten, und ihre Auseinandersetzung mit Cesare war augenblicklich vergessen gewesen. Während das Gebäude von außen eher schlicht wirkte, konnte im Inneren davon keine Rede mehr sein. Eine mit Blattgold verzierte Kassettendecke dominierte das gesamte Längsschiff der Basilika, und die rechteckige Kanzel wurde von vier Fabelwesen getragen – zwei Löwen, einem Kalb und einem Kalb mit menschlichem Kopf.
    „Es war wirklich eine ganz besondere Atmosphäre im Dom“, sagte Vanessa ehrfürchtig, nachdem sie die Besichtigung beendet hatten und jetzt zur Piazza dei Priori gingen. Dieser bekannte und besterhaltene mittelalterliche Platz Italiens lag hinter dem Dom und stellte, wie Vanessa inzwischen wusste, seit dem neunten Jahrhundert das Zentrum Volterras dar.
    „Beeindruckend, nicht wahr?“ Cesare nickte ihr zu. Auch er schien keinen Gedanken mehr an ihren Streit vorhin zu verschwenden. „Es ist für mich immer wieder unfassbar, wie Arbeiter mit den wenigen Mitteln, die früher zur Verfügung standen, derart imposante Bauten errichten konnten. Für mich sind das die wahren Mächtigen vergangener Zeiten – nicht die Könige und Herrscher.“
    Überrascht sah Vanessa ihn an. Bisher hatte sie immer angenommen, dass er zu den Menschen gehörte, für die nur Reichtum und Profit zählte. Sein Eingeständnis, dass ihm auch ideelle Werte wichtig waren, zeigte ihr einmal mehr, dass es noch eine Seite an ihm zu geben schien, die sie im Grunde überhaupt nicht kannte.
    Eine Seite, zu der sie sich mehr und mehr hingezogen fühlte.
    Sie schlenderten durch verwinkelte kopfsteingepflasterte Gassen, vorbei an mittelalterlichen Gebäuden mit hübschen Rundbogenfenstern, unter denen Kästen mit üppig blühenden Sommerblumen hingen.
    Vor einem Café saßen Pärchen an kleinen Tischen unter Sonnenschirmen, schlürften Cappuccino und knabberten Gebäck, und der Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen erfüllte die Luft. Als sie an einem Straßenmusikanten vorbeikamen, der auf der Gitarre toskanische Volkslieder spielte und dazu sang, blieb Vanessa stehen und lauschte gebannt den Klängen der Musik.
    Sie fühlte sich locker und gelöst wie schon lange nicht mehr. All die Sorgen und Probleme, die sie belasteten, fielen für einen Moment von ihr ab, und sie genoss einfach nur den Augenblick.
    So sehr, dass sie darüber beinahe die Zeit vergaß.
    „Dort hinten ist ein kleiner Markt mit Kunsthandwerk“, riss Cesare sie irgendwann aus ihren Tagträumereien. „Es wird vor allem Kitsch für die zahlreichen Touristen angeboten, aber unter all dem Plunder finden sich auch echte kleine Kunstwerke.“
    Interessiert folgte Vanessa ihm durch einen niedrigen gemauerten Torbogen in einen Hinterhof, auf dem Marktstände mit kunterbunten Dachplanen aufgebaut waren. Schon der erste Händler sprach Vanessa an, und sie musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er seine Waren als die besten, die schönsten und die kunstvollsten von ganz Volterra anpries.
    Schweigend wanderten sie von Stand zu Stand. Vanessa konnte Cesare nur beipflichten, dass es sich bei dem vermeintlichen Kunsthandwerk zumeist um überteuerten Touristenkitsch handelte. Doch vor einem Verkaufswagen blieb sie schließlich stehen und bewunderte die in Vollendung gearbeiteten Vasen, Lampen und Skulpturen aus Alabaster.
    Als sie einen kleinen Delfin aus dem leicht durchscheinenden Material entdeckte, das in den Lagerstätten in der Umgebung von Volterra gefördert wurde, musste sie sofort an Felicia denken. Ob das traurige kleine Mädchen sich wohl darüber freuen würde?
    „Was soll der hier kosten?“, wandte sie sich einem Impuls folgend an den Händler und deutete auf die Delfinfigur. Der Mann nannte einen Preis, und Vanessa wollte bereits ihre Geldbörse zücken, als Cesare sie mit einer fast unmerklichen Berührung davon abhielt.
    Fragend hob er eine Braue. „Das kann unmöglich Ihr Ernst sein, Signore – ich müsste Sie sonst für einen Halsabschneider halten!“
    Mit übertrieben anmutender Entrüstung wies der Verkäufer den Vorwurf zurück, und im Nu war die schönste Feilscherei im Gange. Schmunzelnd verfolgte Vanessa das Wortgefecht der beiden Männer, aus dem – wie hätte es auch anders sein sollen – Cesare am Ende als Sieger hervorging.
    Er überreichte ihr den in einem kleinen Schmuckkarton verpackten

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