Glut in samtbraunen Augen
Delfin. „Prego“ , sagte er mit einem feinen Lächeln. „Du hast ein ausgezeichnetes Auge für schöne Dinge. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du dich ausgerechnet für dieses Objekt begeistern würdest.“
„Der Delfin ist auch nicht für mich“, erklärte sie lächelnd. „Ich habe ihn für Giovannas Enkeltochter gekauft. Die Kleine ist immer so schrecklich traurig, und ich dachte, ich könnte ihr damit vielleicht eine Freude machen.“
Es fiel Cesare nicht leicht, sein Erstaunen zu verbergen. Wenn er ehrlich zu sich selbst sein wollte, dann musste er sich eingestehen, dass er Vanessa ein so uneigennütziges Verhalten nicht zugetraut hatte.
Aber sie überraschte ihn ohnehin immer wieder, da brauchte er nur daran zu denken, wie verzückt sie vorhin diesem Straßenmusiker gelauscht hatte. Das passte eigentlich gar nicht zu dem Bild, das er von ihr besaß. Viel eher hätte er erwartet, dass sie sich nur in Shoppingtempeln oder angesagten Lokalen wohlfühlte. War sie etwa am Ende gar nicht so oberflächlich, wie er glaubte?
Entschieden schüttelte er den Kopf. Nein, das war Unsinn. Er durfte nicht vergessen, dass sie sich bereit erklärt hatte, für Geld einen Mann zu heiraten, den sie nicht kannte, und das Gespräch über sie mit ihrem Onkel war ebenfalls aufschlussreich gewesen.
Während sie weiter schlenderten, ließ Cesare seinen Blick abwesend über die Auslagen der Marktstände schweifen. Da entdeckte er plötzlich etwas, das sein Interesse weckte: eine Rose aus Alabaster, rötlich schimmernd, die einzelnen Blütenblätter so fein herausgearbeitet, dass sie aussahen wie echt. So zart und wunderschön wie diese Blume aus kristallinem Gips war in seinen Augen auch Vanessa – und ebenso undurchschaubar.
Einer spontanen Eingebung folgend ließ er sich die Rose zeigen, während Vanessa gerade mit einem anderen Händler sprach. „Ich nehme sie“, sagte er schließlich, ohne sich auch nur nach dem Preis erkundigt zu haben, und zahlte die nicht geringe Summe, die der Verkäufer ihm nannte, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Ein Geschenk? Für mich?“, fragte Vanessa, als sie zu ihm zurückkehrte und er ihr den winzigen Geschenkkarton überreichte. Er sah, wie ihre Augen vor Freude strahlten. „Was … ist denn da drin?“, fragte sie überrascht.
Er lächelte. „Öffne es, und du wirst es sehen.“
Sie erwiderte sein Lächeln und nahm den Deckel der Schachtel ab. Ihre Augen weiteten sich, als sie das kleine Kunstwerk erblickte, und ihr Strahlen wurde größer. „Das …“ Sie schluckte mühsam. Dann fiel sie ihm plötzlich um den Hals und küsste ihn stürmisch auf den Mund.
Ihr Kuss traf Cesare so unerwartet, dass er im ersten Moment gar nicht reagierte, nur um ihn im nächsten Augenblick voller Leidenschaft zu erwidern.
So lange, bis ihm klar wurde, was er da tat – und dass er Vanessa von Anfang an richtig eingeschätzt hatte: Sie war käuflich – und besaß damit eine Eigenschaft, die er von allen schlechten Charakterzügen am meisten verabscheute.
Hastig schob er sie von sich weg. „Lass das“, murmelte er verärgert und wandte sich ab, um die Sehnsucht, die noch immer in ihm Wellen schlug, zu verbergen. „Es gibt keinen Grund, wegen eines kleinen Geschenks gleich so zu übertreiben.“
6. KAPITEL
Vanessa wandte den Blick ab und spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Wie hatte sie nur derart überreagieren können? Aber als sie die wunderschöne und sicher auch sehr kostbare Alabasterrose gesehen hatte, war es einfach über sie gekommen. Doch jetzt war sie nur noch froh, dass Cesare die Sache beendet hatte. Nicht auszudenken, wenn nicht!
„Ich schlage vor, dass ich dir jetzt noch ein paar Sehenswürdigkeiten von Volterra zeige, und anschließend suchen wir uns ein nettes Lokal, was meinst du?“
Froh darüber, dass er kein Wort mehr über die Angelegenheit verlor, nickte sie hastig. „Gern.“
Sie gingen weiter und erreichten bald die Piazza dei Priori, das mittelalterliche Zentrum von Volterra, mit seinem festungsartigen Rathaus, dem Palazzo dei Priori, besichtigten die ehemalige Medici-Festung, die heute als Gefängnis genutzt wurde, von außen und schauten sich die die Porta dell’ Arco Etrusco an, ein rundbogenförmiges Tor, das in die mittelalterliche Mauer der Stadt eingelassen war.
Als sie am frühen Abend ihren Rundgang beendeten, kehrten sie in ein hübsches, im landestypischen Stil eingerichtetes Restaurant ein. Nachdem Cesare ein paar knappe
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