Glut und Asche
Bemerkung hatte. Er wusste, das war nur seine Art, mit der Anspannung fertig zu werden, mit der ihn der Gedanke erfüllen mochte, dass sie in den sicheren Tod gingen, aber zum ersten Mal fehlte ihm das Verständnis dafür Rasch ging er bis zum Ende des Ganges, presste das Ohr gegen die Tür und lauschte. Auch der Raum hinter dieser Tür schien leer zu sein, auch wenn er nicht ganz sicher war.
Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
Andrej wechselte das Schwert von der linken in die rechte Hand, schob den Riegel zurück und fand sich in einem steilen Treppen Schacht wieder Diesmal brauchte er Abu Duns Hilfe nicht, um ihm zu verraten, dass ihre Feinde auf sie warteten. Er konnte sie dort unten hören.
Und da war noch mehr. Etwas ... kratzte am Rande seines Bewusstseins, ganz sacht nur, aber störend, wie ein leiser Schmerz, der noch zu schwach war, um wirklich zu spüren, wo er war, aber auch schon zu stark, um ihn zu ignorieren. Vie l leicht Loki. Vielleicht auch nur seine eigene Nervosität.
Die Treppe bestand aus uraltem, morschem Holz und knarrte schon fast, wenn man sie nur ansah, aber er schlich sich trot z dem auf Zehenspitzen hinunter, auch Abu Dun bemühte sich zumindest, leise zu sein. Das Kratzen am Rande seines B e wusstseins nahm zu.
Die Treppe mündete in einem Absatz, von dem eine weitere geschlossene Tür abging und noch mehr Stufen, die in der Schwärze unter ihnen verschwanden. Dahinter musste der Übergang zur anderen Hälfte des Torturms liegen. Andrej dachte an die Schatten, die er davor gesehen hatte, während er die Hand nach dem Riegel ausstreckte.
Abu Dun hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. »Lass mich vorausgehen.«
»Wieso?« Andrej schüttelte seine Hand ab.
»Weil es in diesem Fall vielleicht ausnahmsweise klüger ist, wenn der Schwächere vorausgeht«, antwortete Abu Dun. »Wenn sie dort auf uns warten, dann ist es möglicherweise von Vorteil, wenn sie lange genug abgelenkt sind, damit du dir i r gendetwas Kluges einfallen lassen kannst.«
Das war nichts als eine Ausrede und nicht einmal eine b e sonders originelle, aber Abu Dun stieß ihn einfach zur Seite, schob den Riegel zurück und trat mit einem einzigen Schritt durch die Tür.
Es blieb bei diesem einen Schritt.
Abu Dun blieb so abrupt stehen, dass Andrej gegen ihn und mit einem gemurmelten Fluch auf den Lippen zurückprallte. Er spürte das lähmende Entsetzen, das den Nubier ergriffen hatte. Hastig stieß er Abu Dun zur Seite, drängte sich an ihm vorbei und hob Gunjir, auf das Schlimmste vorbereitet.
Jedenfalls glaubte er, es zu sein.
Er war es nicht.
Hinter der Tür warteten keine Vampyre auf sie und auch keine andere Falle, die Loki ihnen gestellt hatte. Aber es war dennoch der entsetzlichste Anblick, den Andrej jemals gesehen hatte. Vielleicht nicht Abu Dun. Aber er.
Es war Frederic. Er kniete über einer Gestalt, die reglos und mit ausgebreiteten Armen am Boden lag, und drehte ihnen den R ü cken zu, sodass er ihr Eindringen noch gar nicht bemerkt zu haben schien. Vielleicht war es ihm auch egal, denn wie von Sinnen schlug er mit beiden Fäusten abwechselnd auf Gesicht und Brust des Mannes ein, der in einer Blutlache unter ihm lag. Er war tot, wie Andrej spürte. Frederic musste es ebenso deu t lich fühlen wie er, aber das hielt ihn nicht davon ab, immer und immer wieder zuzuschlagen.
»Verdammter Kerl!«, schrie er. »Was fällt dir ein! Steh auf, habe ich gesagt! Du! Sollst! Aufstehen!« Jedes seiner Worte wurde von einem weiteren Faustschlag auf Gesicht oder Brust des Toten begleitet, und seine Stimme war so schrill und hyst e risch, dass sie beinahe zu kippen drohte.
Andrej drückte Abu Duns Schwertarm herunter; trat an ihm vorbei und sagte: »Er ist tot, Frederic. Was immer du von ihm willst, er wird es nicht tun.«
Frederic fuhr mit einem Zischen, das an eine wütende Katze erinnerte, herum, und Andrej fuhr erschrocken zusammen. Fr e derics Gesicht war besudelt und zu einer Grimasse des Hasses verzerrt, die kaum noch etwas Menschliches hatte. Aus seinen Augen war jedes Gefühl verschwunden, das nicht Hass oder hilfloser Zorn und Frustration war, und seine Hände waren bl u tig, die Fingernägel gesplittert und abgebrochen von der Wucht, mit der er immer wieder rasend auf sein lebloses Opfer eing e schlagen hatte. Entsetzt stellte Andrej fest, dass er ihn im alle r ersten Moment nicht einmal erkannt hatte. Frederics Gesicht war voller Blut, das so wenig sein eigenes war wie das auf se i nen
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