Glut unter der Haut
zusteht. Ich kann kein ›Nein‹ als A ntwort akzeptieren, konnte es noch nie. Und alles, was du tust und sagst, zeugt von einer Selbstlosigkeit, die ich bewundere, aber nicht einmal verstehe. Sie ist mir völlig fremd.«
»Danke, Erik, aber ich finde, da gehst du hart mit dir ins Gericht.«
»Nein, ich glaube, du kennst mich nicht genug«, schnaubte Erik. Dann schüttelte er sich, als wollte er die ernste Stimmung abwerfen, und sagte: »Was ist – bist du bereit für ein paar Körbe?«
»Wenn ich ganz ehrlich bin«, sagte Seth, »dann muss ich zugeben, dass ich mich heute einfach nicht fit genug fühle.«
»Okay, kein Problem. W ie wär’s dann stattdessen mit einem anständigen Bier?«
»Klingt gut. Die Sonne scheint so schön. W arum bleiben wir nicht hier draußen?«
»Einverstanden. Ich hole das Bier.« Erik ließ den Ball fallen und betrat durch die Küchentür das Haus. Kathleen duckte sich. Sie wollte nicht, dass die beiden Männer erfuhren, dass sie Zeugin dieses verletzlichen Moments geworden war.
Am nächsten T ag hatte Kathleen im Lagerraum der Filiale in der Innenstadt zu tun. A n T hanksgiving hatten die Läden geschlossen, und da der Freitag und Samstag danach als die lebhaftesten V erkaufstage des Jahres galten, wollte sie ihre eigene A rbeit ruhen lassen, damit sie ihren A ngestellten zur Hand gehen konnte, falls sie sie brauchten.
Auf dem Firmenparkplatz traf sie sich mit Seth. Sie waren mit getrennten A utos gekommen, weil sie nicht vorhersehen konnten, wann der andere fertig sein würde. Seth wollte das A nbringen der W eihnachtsdekoration überwachen. »Kommt gar nicht in die T üte, dass ich einfacher Indianer werde«, witzelte er, als er über den Parkplatz rollte. »Ich will Häuptling sein.«
Kathleen hatte sich passend für die Lagerarbeit gekleidet. Sie trug Jeans und ein Männerhemd, die Ärmel aufgekrempelt, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst.
»Oh, ist das jetzt der neueste Look in San Francisco?«, neckte Seth.
»Ganz genau«, konterte sie. »Ich werde den ganzen T ag nichts anderes tun, als Kisten auspacken und Kleider bügeln. A lso habe ich mir was Bequemes angezogen.«
»Ich bin auch sehr froh, dass du das tust. Die W are muss morgen früh vor der Ladenöffnungszeit im Regal sein. Und bis W eihnachten werden wir prächtig verkaufen.« Seine A ugen leuchteten.
»Seth Kirchoff! W ie kann man nur so habgierig sein. W o es doch nicht einmal dein Fest ist …«
»Aber ich verteile die Geschenke oder etwa nicht?«
Sie waren noch immer bei ihrem kleinen Schlagabtausch, als George dazukam und half, die »Karosse« durch den Lieferanteneingang in den Laden zu rollen, wo die A ngestellten sich zum Schmücken eingefunden hatten und auf Seths A nweisungen und die des Schaufensterdekorateurs warteten. A lle machten sich an die A rbeit.
»Du, das gefällt mir«, sagte Seth mehrere Stunden später hinter Kathleen, als sie gerade ein hellgelbes Kostüm aufhängte. »Du solltest dir eins in deiner Größe zurücklegen lassen.«
»Ist bereits geschehen«, entgegnete sie neckend. »Hat mir auch gleich gefallen.«
»Du siehst – zwei große Geister, ein Gedanke.«
Das T elefon auf ihrem T isch klingelte, und sie griff nach dem Hörer. »Hallo?«
»Kathleen?«
Ihr Herz klopfte wie wild, wie immer, wenn sie Eriks tiefe Stimme hörte. Seit der Szene mit dem Basketball hatte sie ihn kaum zu Gesicht bekommen. W ie durch ein W under – und sicher auch, weil sich die Hersteller mit Kirchoffs gutstellen wollten – waren die Muster rechtzeitig versandt worden und bereits eingetroffen. Nun war Erik vollauf mit den letzten V orbereitungen für seine Reise in die Karibik beschäftigt.
»Hallo, Erik«, sagte sie bemüht lässig. »Woher wusstest du, wo wir sind?«
»Ich habe es bei euch daheim probiert, und A lice hat mir gesagt, dass ihr im Geschäft seid. Ich hatte deine Nummer noch.«
Wie war er nur daran gekommen?, fragte sie sich im Stillen.
Er hatte jedoch sofort wieder ihre volle A ufmerksamkeit, als er sagte: »Hör mal, ich bin gerade nach Hause gekommen, war gestern nicht da. Euer Geschenk hat mich auf der vorderen V eranda erwartet. Zum Glück hat es niemand gestohlen. Ich wollte mich nur bei dir und Seth bedanken.«
»Er hat das Geschenk zum Einzug gefunden und möchte sich bei dir bedanken«, erklärte sie Seth. Zu Erik sagte sie: »Ich hab’s an dem T ag bestellt, als wir einkaufen waren. Es hat dir so gut gefallen, weißt du noch? Ich … wir«,
Weitere Kostenlose Bücher