Glut unter der Haut
verbesserte sie sich, »wollten dir etwas für dein neues Zuhause schenken.«
»Es wird toll aussehen. Ich weiß nur nicht mehr, wie herum ich es aufhängen muss. W o ist noch mal oben?«
»Was sagt er?«, unterbrach Seth.
»Er sagt, er weiß nicht mehr, wie herum er den W andbehang aufhängen muss.« Dann sagte sie in die Muschel: »Der beige T eil gehört nach oben.«
»Warum fährst du nicht rüber und hilfst ihm?«, unterbrach Seth erneut.
»Was?«, rief Kathleen erstaunt.
»Ich habe nichts gesagt«, meinte Erik.
»Nicht du«, sagte Kathleen rasch. Und an Seth gerichtet: »Das geht nicht.«
»Was geht nicht?«, wollte Erik wissen.
»Oh, jetzt hört auf!«, rief Kathleen. »Ihr zwei macht mich noch wahnsinnig.«
»Gib mir den Hörer«, verlangte Seth und nahm ihn ihr auch schon aus der Hand. »Erik, wie geht’s? Gefällt dir der W andbehang? Kathleen hat ihn mir beschrieben. Sie fand ihn toll, und ich verlasse mich auf ihren Geschmack.«
Kathleen kaute nervös auf der Unterlippe. Ihr gefiel gar nicht, worauf das hier hinauslief.
»Also, ich finde, sie sollte eben zu dir rüberkommen und dir beim A ufhängen helfen.« Kathleen hielt den A tem in der darauffolgenden Stille an. Erik hatte bestimmt etwas vor.
»Nein, es macht ihr bestimmt nichts aus. Sie ist sowieso fertig hier. Ich schicke sie dir rüber.« Er lachte. »Aber pass auf, dass du sie überhaupt wiedererkennst. Sie sieht aus wie ein Schulmädchen.« Er legte auf. Kathleen erwartete seine W orte wie eine arme Sünderin die Urteilsverkündung. »Er würde sich wirklich freuen, wenn du ihm hilfst. Fahr doch eben rüber. W ir sehen uns dann beim A bendessen.«
»Aber Seth, ich kann dich doch unmöglich hier alleine …«
»Wieso nicht? Hast du A ngst, ich könnte von einem Riesenrentier angegriffen werden?«
»Ich finde es nur nicht gut, dass du so lange arbeitest. Du wirst …«
»… wunderbar allein zurechtkommen. Kathleen, Liebes, machst du dich jetzt endlich auf den W eg? Erik wartet bestimmt schon. W ir sehen uns nachher …«
Hatte sie eine W ahl? W enn sie sich weiterhin gesträubt hätte, zu Erik zu fahren, wäre Seth sicher misstrauisch geworden und hätte sich gefragt, weshalb sie ein solches A ufheben darum machte.
Einige Minuten später brach sie auf; die Kordjacke an den Körper gepresst zum Schutz gegen die frostige Novemberluft. V on der Bucht war ein dichter Nebel hereingezogen und hatte sich über die Stadt gelegt. Die Lichter ihrer Scheinwerfer spiegelten sich auf dem nassen A sphalt, als sie vorsichtig durch die Dämmerung fuhr.
Sie spürte, wie feucht ihre Handflächen waren. Das war doch albern! Erik wollte lediglich, dass sie ihm beim A ufhängen des W andschmucks half. Danach würde sie nach Hause fahren. V ielleicht war er gar nicht allein, und T amara war bei ihm? Er hatte die vergangene Nacht nicht zu Hause verbracht. Das hatte er selber gesagt. W ar er bei dieser T amara gewesen? V ielleicht wärmten sie sich ja schon für die heißen Nächte in der Karibik auf …
Als sie den Mercedes – den Seth ihr kurz nach der Hochzeit geschenkt hatte – schließlich vor Eriks W ohnung abstellte, war sie übel gelaunt, und sie drückte fast aggressiv auf den Klingelknopf.
Ihre Laune besserte sich nicht gerade, als Erik in Lachen ausbrach, als er die T ür öffnete.
»Darf man mitlachen?«, fragte sie, insgeheim befürchtend, dass sie T inte auf der Nase hatte oder etwas anderes nicht mit ihr stimmte.
»Tut mir leid, Kleine, aber ich habe heute schon was für die Pfadfinder gespendet. Komm doch nächstes Jahr wieder, wenn du ein Stück gewachsen bist.«
»Sehr witzig.«
»Finde ich auch«, beharrte er starrköpfig. »Seth hat mich vorgewarnt, du würdest wie ein Schulmädchen aussehen. A ber für mich ist die A ufmachung ohnehin nichts Neues. Seth hat dich ja auch damals im Sommercamp noch nicht gekannt.«
Für einen Moment blieben ihre Blicke verbunden in der Erinnerung an die Zeit damals in »Bergblick«; an die verzauberten Nächte, den wilden Fluss, an glückliche T age. Um sich selbst vor diesen Erinnerungen zu schützen, sagte Kathleen eilig: »Das stimmt. Damals kannte mich Seth noch nicht.«
Erik spürte, dass der Moment verloren war, und bat sie herein. Sie ging an ihm vorbei ins W ohnzimmer. Sämtliche Möbel, die sie gemeinsam ausgesucht hatten, waren bereits geliefert worden. Nur die Fenster waren noch vorhanglos. Im Kamin loderte ein einladendes Feuer, und eine Lampe schuf ein behagliches Licht.
»Es
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