Glut unter der Haut
dir?« Seine Stimme klang wie Samt, weich und besänftigend. W enn er sie angeschrien hätte, hätte sie zurückschlagen können, aber sein verständnisvoller T on ließ sie wehrlos in sich zusammensacken.
»Ich weiß nicht.«
»Komm mal her«, sagte Seth. Ohne W iderworte ging sie hinüber zu seinem Rollstuhl. Seth zog sie zu sich auf den Schoß, so wie er es an jenem T ag getan hatte, als sie ihm gestanden hatte, dass sie schwanger war.
»Weißt du wirklich nicht, was mit dir los ist? Du bist schon eine ganze W eile nicht mehr du selbst. W enn dich irgendetwas bedrückt, dann würde ich es einfach gern wissen. Ich möchte dir doch nur helfen.«
»O Seth«, seufzte sie erstickt an seinem Hals und ließ sich in seine A rme sinken. Er war so lieb. Sie wusste, er würde ihr verzeihen, wenn sie ihm in diesem A ugenblick gestünde, dass sie seinen Freund liebte und dass Erik T herons V ater war. Seine Liebe war grenzenlos. Doch sie konnte es ihm einfach nicht antun, dazu verehrte sie ihn viel zu sehr.
»Was macht dir so zu schaffen? Ist es Erik?«
Ihr blieb das Herz stehen. W usste Seth es bereits? W ar sie zu unvorsichtig gewesen mit ihren sehnsuchtsvollen Blicken, die sie Erik zuwarf, wenn sie im selben Raum waren? W ar Seth die Ähnlichkeit zwischen T heron und Erik, die mit jedem T ag offenkundiger wurde, aufgefallen?
Sie musste ihm etwas antworten.
»Wieso sollte ich etwas gegen Erik haben?« Ihr helles Lachen klang viel zu aufgesetzt.
»Ich weiß nicht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihr beiden prächtig miteinander auskommt, und dann wieder hat es den A nschein, als würdet ihr Krieg gegeneinander führen.«
Sie legte Seth den A rm um die Schulter und küsste ihn auf die W ange, bemüht, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Das Einzige, was mir momentan wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist, wie ich die Muster rechtzeitig beschaffen soll.«
Doch Seth war zu intelligent, um sich damit abspeisen zu lassen. »Kathleen …« Er nahm ihr Gesicht in die Hände und wartete, bis sie ihn ansah, ehe er fortfuhr. »Ich habe dir einmal gesagt, dass du nur fragen musst, und du kannst alles – alles – von mir haben. W enn es in meinen beschränkten Kräften steht, dir deinen W unsch zu erfüllen, dann werde ich es tun. Ich liebe dich. W eißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?« T ränen rannen ihr über die W angen, als sie die Liebe sah, die sich jetzt so sichtbar in seinen braunen A ugen spiegelte.
Sie nickte langsam. Sie ahnte, wie sehr er sie lieben musste. Er wurde von einem bohrenden Gefühl unerfüllbarer Liebe geplagt, das er weder befriedigen noch ignorieren konnte. Sie wusste auch, dass es in ihrem Fall eine unverdiente Liebe war – ein Umstand, der sie noch kostbarer machte.
Sie sackte in seinem A rm zusammen und fing an, heftig zu schluchzen. Schließlich, nach einer geraumen W eile, richtete sie sich auf und nahm das T aschentuch, das Seth ihr anbot.
»Vielleicht arbeitest du doch zu viel«, sagte er. »Tränen wie diese sind oft A usdruck völliger Erschöpfung.«
»Nein, es geht schon wieder. V ielleicht musste ich mich nur mal richtig ausheulen.« Sie lächelte. »So, jetzt muss ich aber wirklich wieder an die A rbeit. W ie du weißt, habe ich ein Dutzend T elefonate nach New York vor mir. W ahrscheinlich werde ich mir da drüben unter den Näherinnen Feinde fürs Leben schaffen.«
Seth lachte, wurde aber sogleich wieder ernst, als er sagte: »Wenn jemand dieses W under zustande bringen kann, dann du. A ber bitte überarbeite dich nicht. Nichts ist so wichtig wie deine Gesundheit.«
»Ich weiß«, flüsterte sie und küsste ihn zärtlich. A ls sie sich erhob, spürte sie, wie knochig seine Beine geworden waren.
»Seth«, sprach sie ihn behutsam darauf an, da sie wusste, wie empfindlich er auf dieses T hema reagierte. »Seth, fühlst du dich in letzter Zeit vielleicht nicht so gut? Du machst so einen erschöpften Eindruck. W ann warst du das letzte Mal beim A rzt?«
Er seufzte theatralisch und legte den Kopf in den Nacken. »Was soll das? Drehst du den Spieß jetzt um? Natürlich geht es mir gut. George würde ganz schön beleidigt sein, wenn er wüsste, dass du ihm unterstellst, sich nicht genug um mich zu kümmern. Er wacht wie eine alte Glucke über mich.« Er nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Versprich mir, Kathleen, dass du dir nie unnötige Sorgen um mich machst. Ich bin wohlauf. Ich schwöre es!«
Sie war alles andere als überzeugt, wollte ihn aber
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