Glut unter der Haut
Kathleen mit zynischer Belustigung. »Du solltest dir besser was anziehen. Dein Mann möchte uns sprechen.«
Sie hatte die A rme vor der Brust verschränkt, eine Geste des Selbstschutzes. Es war ungerecht von ihm anzunehmen, die Qual läge allein auf seiner Seite. Instinktiv langte sie hoch und legte die Hand auf seinen Schenkel, als er vor ihr stand. Er zuckte spürbar bei der Berührung zurück und stöhnte auf.
»Zieh dich an.«
»Erik, es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass es so weit … Es ist besser so. Ich hätte nicht damit leben können …«
»Womit? Mit dir selbst, wenn wir uns geliebt hätten?«, beendete er in schneidendem T on den Satz für sie. Er fluchte erneut, während er im Zimmer auf und ab wanderte. »Erspar mir bitte dein schlechtes Gewissen. Ich bin nicht in der Stimmung für die Beichte.« Er starrte auf sie herab und brüllte dann: »Zieh dir endlich was über, verdammt! W ie lange soll ich mich denn noch beherrschen?«
Kathleen sammelte ihre Unterwäsche zusammen und schlüpfte hastig und wenig anmutig hinein. A ls sie in ihre Jeans stieg, wurde sie allmählich selber wütend. Erik starrte sie noch immer an, als hätte sie allein die Schuld an diesem Fiasko. Mit einem herausfordernden Blick sagte sie: »Du bist der egozentrischste Mensch, der mir je begegnet ist. Du kannst nur an dich denken.«
»Na und? W ieso auch nicht? Meinen Sohn hast du mir weggenommen. A n wen also sollte ich denn denken, außer an mich selbst?«
»Du … zum Beispiel an mich«, entgegnete sie tapfer.
Er warf den Kopf in den Nacken und stieß ein bitteres Lachen aus. »Okay, sag nichts weiter. Die nächste Frage lautet: Hast du denn gar keinen Respekt mehr vor mir? Stimmt’s?«
Kathleen stöhnte. »Du kannst so gemein sein …«
»Und was ist mit dir, Madame Selbstgerecht? Ich habe dich nicht mit Gewalt auf den T eppich gezwungen. A ber ab sofort falle ich nicht mehr darauf herein, Kathleen. Ich habe dich durchschaut. Du ziehst irgendeine perverse Befriedigung daraus, mich an den Rand des W ahnsinns zu treiben und dann auflaufen zu lassen. Gott sei dem armen Seth gnädig. W er weiß, was du mit dem so treibst.«
Sie schnappte nach Luft, machte einen Schritt auf ihn zu und holte zu einer Ohrfeige aus. Er fing ihre Hand ab.
»Aus Rücksicht darauf, meinen Sohn nicht zum W aisen zu machen, werde ich dich dafür nicht bestrafen. A ber von jetzt an kannst du dir die Mühe sparen, mit deinem kleinen Hintern vor mir rumzuwedeln, weil ich nämlich nicht mehr interessiert bin. Danke.«
»Fahr zur Hölle!«, schrie sie und wand sich aus seinem Griff.
Er lachte. »Da war ich schon.«
Weil ihr nicht sofort die passende Bemerkung darauf einfiel, bebte Kathleen förmlich vor aufgestauter W ut. Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte sie: »Ich begreife nicht, wie ich es jemals zulassen konnte, mich von dir anfassen zu lassen. Du bist der egoistischste Bastard, der mir je begegnet ist. Du hältst dich wohl für Gottes Geschenk an die Frauen. Ich will dir mal eins sagen …«, sie fuchtelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum, »… ein Mann zu sein, das bedeutet mehr als nur Potenz. Seth ist mehr Mann, als du es jemals sein wirst. Er weiß, was Zärtlichkeit, Mitgefühl und V ergebung bedeuten. Und außerdem bezweifle ich, dass er jemals auf den Gedanken käme, die Frau seines Freundes zu kompromittieren.«
Die W orte hingen im Raum wie eine Grabesrede. Die Stille, die darauf folgte, war erdrückend. Eriks Kopf schnellte wie von einer Ohrfeige getroffen zurück. Einen Moment lang sagte keiner von ihnen etwas; sie starrten einander nur an.
Als Erik sich schließlich rührte, vergrub er das Gesicht in den Händen. Kathleen sah, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Er schien um Luft zu ringen. Dann ließ er die Hände sinken und sagte leise: »Du hast völlig recht. Mein Benehmen ist unverzeihlich. Bitte, versuch dennoch, es mir nachzusehen.«
Sie wollte ihm so gerne sagen, dass es nicht allein seine Schuld gewesen war, doch er war bereits zur T ür gegangen und hielt sie ihr auf. A ls er sich zu Kathleen umdrehte und sie ansah, ließ er frustriert die Schultern hängen.
»Sieht so aus, als könnte ich deinem Mann in keiner Hinsicht das W asser reichen.« Er wartete nicht, dass sie vorging, sondern trat, ungeachtet der empfindlichen Kälte, hinaus, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihm zu folgen.
In getrennten W agen fuhren sie zum Kirchoff-Anwesen. A ls sie dort eintrafen und gemeinsam in
Weitere Kostenlose Bücher