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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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sich, dass er so auf sie reagiert.
    Ihm ist bewusst, dass er seine Gedanken auf Sam konzentriert, damit er sich nicht an seine Eltern erinnern muss, aber es funktioniert.
    Schon kurz nachdem sie bei dem Unfall ums Leben gekommen waren, hatten ihn Bilder, Blitze, Erinnerungsfetzen heimgesucht, die sein Onkel für Produkte seiner blühenden Phantasie hielt.
    Als Kind hatte er dem Onkel mehr vertraut als seiner Erinnerung.
    Als Erwachsener verdrängte er es dann und redete sich ein, er habe es mit einer Form von Kindheitstrauma zu tun.
    Weil ihm die jüngsten Ereignisse einen Schock versetzt haben, lassen sich die neu erwachten Erinnerungen nun nicht so leicht abtun, doch vorläufig kann er sich mit seinen widersprüchlichen Reaktionen auf Sam befassen.
    Er ist ihr gegenüber ehrlich gewesen. Er ist in den Wald gezogen, weil er wissen will, was er vom Dasein lernen kann, weil er herausfinden will, was er mit dem Rest seiner Tage anfangen soll. Nach Grahams Tod hat er das beschlossen. Graham war vierundvierzig, nur drei Jahre älter als Daniel, als er einen schweren Herzinfarkt erlitt und seinen besten Freund zurückließ, der über das kurze und unstete Wesen des Lebens erschrak und entschied, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Doch es lag nicht nur an Grahams Tod, sondern auch an Hollys Geständnis und der Enttäuschung, die damit einherging.
    Sein Blick fällt auf die schmale Taschenbuchausgabe von Viktor Frankls
Trotzdem Ja zum Leben sagen
, die auf dem Couchtisch liegt; er nimmt das Buch zur Hand, schlägt es vorsichtig auf, legt den kleinen Zettel weg, der als Buchzeichen dient, und fängt an zu lesen. Wenn Frankl und andere in einem Konzentrationslager der Nazis einen Sinn finden konnten, dann wird er ihn sicher auch finden in dem angenehmen Leben, das er sich gerade aus den Elliott-Kiefern Nordfloridas schnitzt.
    Er hat erst ein paar Absätze gelesen, als der Computer eine neue Nachricht meldet. Er lässt das Buch auf den Tisch fallen, geht durch das Zimmer zum Computer und öffnet die Nachricht.
    Sofort poppt ein Video auf, das den ganzen Bildschirm ausfüllt. Die Qualität ist schlecht, aber was er da sieht, lässt keinen Zweifel aufkommen.
    Ben.
    Ben ist gefesselt und geknebelt, Haare und Kleider sind nass, jemand hat ihn in einem schlecht beleuchteten Raum an einen Stuhl geschnallt. Auf dem nackten Betonboden liegen umgekippte Benzinkanister herum, deren Inhalt zu seinen Füßen eine Pfütze bildet und im Schein kürzer und immer kürzer werdender Kerzen schimmert. Ihre Flammen züngeln dicht über der feuergefährlichen Flüssigkeit, und sie brennen immer weiter herunter.

12
    »Rachel? Hi. Hier ist Daniel. Tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe, aber ich muss unbedingt Ben sprechen.«
    Sam rast im Zivilfahrzeug mit Blaulicht, aber ohne Sirene durch die leeren Straßen von Bayshore, während Daniel mit Computerausdrucken im Schoß auf dem Beifahrersitz telefoniert.
    Sam hatte noch nicht einmal den Highway erreicht, als Daniel anrief und von dem Video erzählte, und keine drei Minuten später stand sie wieder vor seinem Haus.
    Nun jagen sie in Richtung Pine Key, während ein vom Tatort abgezogener FDLE -Techniker in der Louisiana Lodge Daniels Computer untersucht.
    »Bist du sicher?«, fragt Daniel am Telefon.
    Sam runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf.
    »Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Während er spricht, nimmt Sam einen der Videoausdrucke von seinem Schoß und schaut ihn sich noch einmal an.
    »Okay. Ich rufe da an. Danke … mach ich. Du auch … Okay. Gute Nacht.«
    Als Daniel auflegt, blickt Sam mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm hinüber.
    »Sie ist vor ihm ins Bett gegangen. Sie dachte, er ist noch unten, aber jetzt findet sie ihn nicht. Meinte, er ist vielleicht im Büro. Manchmal geht er spätabends noch hin, um zu schneiden. Da rufe ich jetzt mal an.«
    Die dunkle Nacht ist feucht, Kondenswasser setzt sich am Wagen ab, während er durch tiefe Nebelbänke rast. Alle Ampeln sind auf Warnsignal geschaltet und blinken umsonst. Unter den Straßenlaternen schimmert Tau auf leeren Gehwegen, Bayshore ist wie ausgestorben.
    Sam hält Bild und Lenkrad mit beiden Händen fest und blickt zwischen Ausdruck und Straße hin und her.
    »Was glaubst du, was ist das für ein Raum?«, fragt sie.
    »Es ist zu dunkel, um –«
    »Könnte es eine Garage sein?«
    Er nickt.
    »Joel? Hier ist Daniel. Ist Ben da?«
    »Wo sonst gibt es nackte Betonböden?«, fragt Sam.
    »Hast du ihn heute

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