Glutopfer. Thriller
fragt Sam, als sie wieder im Wagen sitzen.
»Ich weiß nicht genau, aber ich musste da raus.«
»Warum?«
»Ich muss nachdenken.«
»Du glaubst nicht, dass es die Farm ist?«
»Für den Fall, dass sie es nicht ist«, sagt er. »Lass uns zurück nach Bayshore fahren. Ich glaube nicht, dass er irgendwo hier auf der Insel ist.«
Mit Blaulicht und jetzt auch mit Sirene rast Sam durch Pine Key und auf den Damm.
Wenig später klingelt ihr Handy. Sie meldet sich und hört dann zu.
»Die haben Löwen«, sagt sie, »aber keine Grube, also kein Ben.«
»Scheiße.«
»Schon okay, wir finden ihn.«
Er schließt die Augen. Denk nach. Komm schon.
Während er sich vorzustellen versucht, wo Ben sein könnte, erklärt Sam dem Sheriff genauer, wonach sie suchen.
»Die sollen Bens Haus und sein Büro durchsuchen«, sagt Daniel.
»Hab ich ihnen schon gesagt.«
»Und alle sollen sich das Video ansehen – oder zumindest ein Bild daraus«, sagt er. »Vielleicht übersehen wir was.«
»Wird schon erledigt«, sagt sie. »Ich hab’s im Griff. Konzentrier du dich auf die Bedeutung der Botschaft.«
Denk nach. Wo. Wo. Wo. Je mehr er sich anstrengt, desto leerer wird sein Kopf. Angst steigt in ihm auf, und er kann spüren, wie die Panik kommt.
»Unsere Zeit ist um«, sagt er, als sie auflegt. »Ich habe ihn sterben lassen.«
»Nein, hast du nicht. Denk jetzt bitte nur darüber nach, was der gottverdammte Hinweis bedeutet. Okay?«
»Löwengrube.«
Sams Handy klingelt wieder.
»Agent Michaels«, sagt sie, schweigt eine Weile und sagt dann: »Sonst haben wir nichts? … Okay. Danke.«
Sie schaut zu Daniel hinüber.
»Was ist?«, fragt er.
»Das Video kam von Bens E-Mail-Konto«, sagt sie. »Es wurde über verschiedene kostenlose Provider-Konten weitergeleitet. Keine Chance, es nachzuverfolgen.«
Daniel nickt.
»Das wundert mich nicht. Wir wussten, dass er klug ist.«
»Er wird es versauen«, sagt sie.
»Darauf würde ich nicht zählen.«
»Aber hoffen.«
»Wenn es keine richtige Löwengrube ist, was könnte es sonst sein?« Noch während er das sagt, fällt ihm etwas ein. »Vielleicht ein Schulmaskottchen?«
»Das ist gut«, sagt sie, »aber in Bayshore sind es Haie. Vielleicht eine Schule in Franklin County? Gulf County? Bay County?«
»Alligatoren, Widder, Bulldoggen, Tornados, Fischadler. Keine Löwen. Das ist es!«, sagt er.
»Was?«
»Die Bayshore Christian Academy«, sagt er. »Das sind die Löwen.«
»Die Christen sind die Löwen?«
»Und das meinen die nicht mal ironisch«, sagt er und schüttelt den Kopf.
»Die haben aber kein Football Team.«
»Aber andere Sportarten«, sagt er, »und ich wette, irgendwo auf dem Campus gibt es auch eine Löwengrube.«
14
Sie kommen kurz nach Preacher vor der kleinen Schule an. Ein Deputy aus Pine County und ein Streifenwagen aus Bayshore sind auch schon da. Preacher lässt seinen Kofferraum aufspringen, steigt aus und geht sofort zum Heck des Wagens. Er greift in den Kofferraum und holt einen Vorschlaghammer heraus.
»Hoffentlich haben Sie recht«, sagt er zu Daniel. »Fundamentalisten fühlen sich sowieso dauernd verfolgt. Wenn ich die Türen aufbreche, und es war nichts, verliere ich Wählerstimmen.«
»Hier ist es«, sagt Daniel. »Es muss so sein.«
»Denk weiter nach, falls es nicht stimmt«, sagt Sam.
»Wo fangen wir an?«, fragt Preacher.
»In der Turnhalle.«
Die Glastüren der Turnhalle sind mit einer Kette verschlossen. Preacher versucht, das Schloss aufzubrechen, beschließt aber nach drei Fehlversuchen, eine Scheibe einzuschlagen.
Als das Türglas zerbricht, entfernt er die spitzen Zacken mit dem hölzernen Griff des Hammers, und sie gehen hinein.
Die Turnhalle ist dunkel und leer, ihre Schritte hallen auf dem hölzernen Boden des Spielfelds. Der Streifenpolizist knipst das Licht an, doch es bleibt noch lange dämmrig, weil die Leuchtstoffröhren erst warm werden müssen.
»Schaut in der Umkleide der Gastgebermannschaft nach«, sagt Preacher.
»Die der Gäste wäre einleuchtender«, sagt Sam. »Von wegen Höhle des Löwen.«
»Stimmt«, sagt er. »Da haben Sie recht.«
Und so ist es.
Benzindämpfe dringen unter der Tür zur Umkleide hindurch, anscheinend flackern Kerzen darin.
»Und wenn das eine Falle ist?«, fragt der Deputy.
»Das ist keine«, sagt Daniel.
»Woher zum Teufel wollen Sie das wissen?«, fragt er.
»Er begeht hier keinen seiner Morde«, sagt er. »Er macht das aus einem anderen, ganz bestimmten Grund.«
»Ach ja? Und
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