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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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die Bretter und Bleche des eingestürzten Dachs beiseitegeräumt, Leiche und Badewanne untersucht, Fotos gemacht, Messungen angestellt, Beweismittel gesammelt.
    »Wir müssen die Obduktion abwarten«, sagt Michelle, »aber wenn es derselbe Mann war –«
    »War es«, sagt Sam.
    »Dann hat er hier noch geübt. Ich würde sagen, das ist mindestens ein paar Wochen her.«
    »Warum hat er das Feld abgebrannt?«, fragt Steve.
    »Hat er nicht«, sagt Sam.
    Michelle nickt.
    »Das denke ich auch. Ich glaube, das Feld hat erst kürzlich gebrannt – vor Tagen, nicht vor Wochen. Und die Ursache kann eine natürliche sein oder schlicht ein Versehen. Blitzschlag oder eine achtlos weggeworfene Zigarette.«
    »Bei der Forstbehörde hieß es, dass es Blitzschlag war«, sagt Gibson. »Deswegen sind wir hier rausgefahren.«
    »Die Leiche ist längst nicht so stark verbrannt wie die von heute Morgen, weil das Feuer nicht so lange oder nicht so heiß gebrannt hat«, sagt Michelle. »Der Mörder hat wahrscheinlich mit verschiedenen Brandbeschleunigern experimentiert. Bei dieser Leiche hat er entweder einen anderen oder nicht so viel benutzt. Es war klug von ihm, das in der Badewanne zu machen – sie begrenzt das Feuer, hindert es daran, überzugreifen. Ich nehme an, dass noch mehr Leichen über diese Gegend verteilt sind, und je mehr wir finden, desto mehr erfahren wir. Wenn die Verwesung nicht wäre, hätte uns die hier mehr sagen können als die andere. Ich wünschte, wir hätten sie früher gefunden.«
    »Bearbeiten Sie viele Vermisstenfälle?«, fragt Sam Gibson.
    »Keinen einzigen.«
    »Wenn in den Wäldern hier überall Leichen liegen«, sagt sie, »dann müssen wir das FBI einschalten. Vorwarnen müssen wir die wahrscheinlich sowieso, aber wir sollten schon mit der Suche beginnen.«
    Preacher nickt.
    »Wird erledigt.«
    »Ich hoffe, das eingestürzte Dach, das auf der Leiche liegt, gibt uns weitere Hinweise«, fährt Michelle fort. »Ich treibe die Obduktion und die Laborarbeit voran und sage dann Bescheid.«
    »Ist es zu fassen, dass sie mich für den Mörder hält?«, fragt Daniel.
    »War wahrscheinlich nicht gerade hilfreich, dass du heute Abend am Tatort herumgeschlichen bist«, sagt Ben.
    »Ich bin nicht geschlichen.«
    Es ist noch nicht spät, aber der Tag war lang. Die beiden Männer am Telefon klingen müde, ihre Stimmen sind weich, tonlos, leise.
    »Was hast du da gemacht?«
    »Es ist mein Land. Ich habe ein berechtigtes Interesse. Und ich war neugierig.«
    »Sonst nichts?«
    »Was denn sonst noch?«
    »Wie wär’s mit einer attraktiven, bewaffneten Frau?«, fragt Ben. »Sie ist knallhart, was bedeuten könnte, dass du schwul bist, aber ich glaube, sie gefällt dir wirklich.«
    Du weißt gar nicht, wie recht du hast.
    »Es ist sie«, sagt er, »die aus Miami.«
    »Wirklich? Wow. Ich kann verstehen, dass du dich für sie interessiert hast.«
    »Sie hat sich auch für mich interessiert – eine Weile. Heute hat sie mir erzählt, dass sie damals mit jemand zusammen war. Dachte, es wäre vorbei, war es aber nicht.«
    »Lass mich raten. Inzwischen schon.«
    »Hm-mh.«
    »Ich verstehe ja, dass du sie wiedersehen willst und so, aber findest du Leute verbrennen nicht ein bisschen extrem?«
    »Nicht, wenn es um wahre Liebe geht.«
    Ben lacht.
    Sie schweigen eine Weile, dann räuspert sich Ben.
    »Hast du was getrunken?«
    »Nein. Du?«
    »Ein bisschen.«
    »Wie geht’s dir?«, fragt Ben. »Es war ein höllisch stressiger Tag.«
    Daniel braucht lange, bis er antwortet, und als er es schließlich tut, klingt seine Stimme anders – weit weg und klein.
    »Ich hatte heute ziemlich seltsame Gedanken. Im Grunde waren sie wie Erinnerungen. Das macht mich wirklich fertig.«
    »Deine Eltern?«
    »Ja.«
    Als Daniel sieben Jahre alt war, sind seine Eltern ums Leben gekommen, während ihr Haus niederbrannte. Wenige Tage zuvor hatte ein Freund von Daniels Vater einen Kurzschluss in den Leitungen des alten Holzhauses repariert, und man ging davon aus, dass Strom die Brandursache war.
    »Das ist doch kein Wunder«, sagt Ben, und es klingt verständnisvoll und freundlich.
    »Durch den Geruch war alles wieder da.«
    »Ist einleuchtend.«
    »Nein, ist es nicht«, sagt er. »Mein Onkel hat nämlich immer behauptet, ich wäre gar nicht dabei gewesen.«

11
    »Wo waren wir?«, fragt Sam.
    »Du wolltest mir ein Geständnis entlocken«, sagt Daniel.
    Es ist spät.
    Nachdem der Tatort gesichert worden war, ist Sam noch einmal zu Daniel gefahren. Weil

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