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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Abend mal gesehen? … Wirklich? Was denn? … Okay. Ich bin in ein paar Minuten da.«
    »Was ist?«, fragt sie, als er das Gespräch beendet hat.
    »Gesehen haben sie ihn nicht, aber er hat was für mich dagelassen, mit dem Vermerk ›dringend‹.«
    Jeden Moment kann er sterben, bei lebendigem Leib verbrennen, übermannt von unerträglichem Schmerz, und doch vermag er nur an das denken, was ungetan geblieben ist.
    Er wird das Pessach-Projekt niemals abschließen können. Wird man es weiterführen? Werden Brian, Joel und Esther es zu Ende bringen? Oder wird all seine Arbeit umsonst gewesen sein?
    Wird Rachel noch einmal heiraten? Wer wird seinen Platz einnehmen? Lass es nicht David sein. Jeden, nur nicht David. Wird die Lebensversicherung reichen? Das Ersparte?
    Sein Kopf dröhnt. Der Schlag, der ihn bewusstlos machte, war schlimm genug, aber jetzt, mit den Dämpfen, ist es unerträglich.
    Augenjucken.
    Brennen in Nase und Hals.
    Das Hirn scheint geschwollen, ist viele Nummern zu groß für den Schädel. Es kommt ihm vor wie ein schlechter Drogentrip, und ständig schluckt er, um Erbrochenes zurückzuhalten, das durch die Speiseröhre nach oben drängt.
    Wer wird seine Pornos finden? Wenn es Rachel ist, wäre das schon schlimm genug, aber jemand anders – nicht auszudenken. Daniel. Der wird sie finden und verschwinden lassen, bevor jemand sie sieht. Der wird sich auch um Esther kümmern. Wahrscheinlich sogar dafür sorgen, dass mein Projekt abgeschlossen wird.
    Arme Esther. Sie ist so zerbrechlich, so abhängig von ihm.
    Er blickt auf die Kerzen hinunter. Sie sind fast niedergebrannt, die Flammen kommen dem Boden und seinem Schicksal gefährlich nahe.
    Was soll das hier? Wer macht so was?
    Ein paar Minuten bleiben ihm noch, und er wird es nie erfahren.
    »Was ist los?«, fragt Brian Katz, als Daniel und Sam in die Räume von Pine Key Productions stürmen.
    »Ist Ben was passiert?«, fragt Joel Reeves.
    Die beiden jungen Männer sehen wie Künstler aus – Brian mit langem, welligem schwarzem Haar, Joel mit schmaler, schwarz gerahmter Brille und Unterlippenbärtchen. Sie sind lässig gekleidet und geben sich cool, doch die Anspannung in ihren Stimmen widerspricht dem äußeren Bild.
    Joel hat einen brauen Umschlag in der Hand.
    »Ist das der, den er für mich dagelassen hat?«
    »Ja«, sagt Joel und reicht ihn weiter.
    Daniel wirft einen kurzen Blick auf die Vorderseite des Umschlags, bevor er ihn umdreht und aufreißt. Dort steht: Für Daniel von Ben DRINGEND !
    »Wer hat ihn dagelassen und wann?«, fragt Sam.
    »Ben, nehme ich an«, sagt Brian. »Er wurde unter der Tür durchgeschoben, als ich kurz weg war, um was zu essen zu holen.«
    »Um welche Zeit war das?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Vor einer Stunde vielleicht.«
    Daniel entnimmt dem Umschlag ein einzelnes Blatt Papier, auf dem mit Maschine geschrieben steht:
    Liebster Daniel,
    ich habe von dir gehört, dass der Geist von Göttern in dir ist und Erleuchtung, Verstand und vorzügliche Weisheit sich bei dir finden. Nun hörte ich von dir, du wärst imstande, Deutungen zu geben und Verknotetes zu lösen. Lies die Schrift an der Wand. Deute meine Träume. Lege Zeugnis ab über meine Visionen.
    Enttäusche mich nicht wieder, mein Freund.
    Willst du Benjamin finden, so lies, was die Finger der menschlichen Hand über dem Kerzenhalter an die Wand geschrieben haben, auf den Putz der Wand des Königspalasts.
    »Komm«, sagt Daniel zu Sam.
    Sofort dreht er sich um und geht, gefolgt von Sam.
    »Was ist denn los?«, fragt Brian.
    »Wenn Sie was von Ben hören, rufen Sie mich an«, sagt Sam und wirft ihnen ihre Karte hin.
    Sie setzt den Wagen so eilig rückwärts aus der Parklücke, dass die Reifen den Muschelbruch auf dem Boden zermahlen und versprühen.
    »Wohin fahren wir?«, fragt sie.
    »Zu Ben. Mach schnell.«
    Sie gibt Vollgas, und der Wagen schlingert auf die leere Hauptstraße der Insel.
    »Worum geht’s?«, fragt sie.
    »Er gibt mir eine Chance, Ben zu finden, bevor die Kerzen abgebrannt sind.«
    »Du hast den Scheiß in dem Brief verstanden?«
    Er nickt.
    Pine Key wirkt genauso ausgestorben wie Bayshore, neblige Straßen und Sanddünen sind in fahles Mondlicht getaucht. Strandhafer schwankt im Wind.
    »Und?«
    »Fahr hier links«, sagt er. »Das geht schneller.«
    Sie biegt ab.
    »Stammt aus der Bibel, der Prophet Daniel«, sagt er.
    »Süß.«
    »König Belsazar gab ein großes Festmahl, und währenddessen erschien eine menschliche Hand und schrieb

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