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Glutopfer. Thriller

Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister
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Rainy.
    Sam nickt.
    »Ein seltenes Exemplar.«
    »So selten sind sie nicht«, sagt sie.
    Beide schweigen eine Weile.
    »Es wird ihn wahrscheinlich die nächste Wahl kosten«, sagt sie. »Aber ich weiche ihm nicht von der Seite.«
    »Wie lange sind Sie beide schon zusammen?«
    »Zu lange, um noch herumzuschleichen, als wäre er ein Montague und ich eine Capulet. Das Leben ist zu kurz. Wir haben einander zu spät gefunden, um das bisschen Zeit, das uns bleibt, zu verschwenden. Wenn er nicht mehr Sheriff sein kann, ist das County selbst schuld, und wenn ich meinen Vertrag mit dem County verliere, wird es eng, aber das Leben geht weiter – unser gemeinsames Leben.
    »Sie haben recht. Und sind sehr tapfer. Und wer weiß, vielleicht überraschen die Wähler Sie ja.«
    »Es ist schon Seltsameres vorgekommen. Wer sagte noch gleich, dass die Menschen immer besser sind, als wir denken?«
    »Ich weiß nicht, aber das trifft ganz sicher auf die meisten zu, und die wenigen Monster unter uns sind noch viel schlimmer, als alle anderen sich vorstellen können.«
    Sie nickt, und dann schweigen sie wieder.
    »Kann ich Sie was fragen?«, sagt Sam.
    »Klar.«
    »Ich war in Miami mit einem älteren Mann zusammen«, sagt sie. »Und zwar mit meinem Vorgesetzten.«
    Frances Rainy nickt, wirkt weder überrascht noch unangenehm berührt von dieser Offenbarung.
    »Im Gegensatz zu Preacher ist er der typische Macho-Polizist – Riesenego, nicht besonders sensibel, jedenfalls nicht, was mich betrifft, und emotional sowieso unzugänglich.«
    »Ist das der Typ Mann, mit dem Sie normalerweise zu tun haben?«
    Sam überlegt, nickt dann.
    »Öfter, als mir gut tut.«
    »Entsprach Ihr Vater auch diesem Typ?«
    »Ja, ich denke schon«, sagt sie. »Weniger Macho, eher abwesend. Wir standen uns nicht sehr nahe, und er starb, als ich in der elften Klasse war.«
    Frances Rainy nickt, sagt aber nichts.
    »Es ist so, ich habe hier jemanden kennengelernt. Er ist ganz anders als Stan oder andere Männer, mit denen ich zusammen war.«
    »Der Religionsprofessor im Ruhestand?«
    »Woher –«
    »Dem alten Preacher hier entgeht nicht viel.«
    »Ich fühle mich wirklich hingezogen zu ihm«, sagt Sam, »und zu der Aussicht, was vielleicht mit einem anderen Typ Mann möglich wäre. Aber es kommt mir manchmal so seltsam vor … als wäre das alles falsch. Ich weiß, er hat auch Probleme, und … ich weiß nicht. Ich nehme an … Können sich Menschen verändern? Ich meine, wirklich verändern?«
    »Ich würde nicht tun, was ich tue, wenn ich davon nicht überzeugt wäre. Die meisten Menschen verändern sich nicht, aber die meisten könnten es. Und die Tatsache, dass Sie ihn anziehend finden, ist ein sehr gutes Zeichen. Genau wie die Tatsache, dass Sie Ihr Muster kennen. Wenn Sie bereit sind, Ihre Beziehung zu Ihrem Vater aufzuarbeiten, und wenn Sie begreifen, dass etwas so Andersartiges sich von Zeit zu Zeit seltsam anfühlen wird, und wenn Sie daran denken, dass das so ist, weil Sie jetzt etwas völlig Neues erleben, und dass das gut ist – dann haben Sie eine echte Chance, eine bessere Beziehung und ein besseres Leben zu führen.«
    Sam hat den Drang, Frances von ihren Narben zu erzählen, ihr Geheimnis zu offenbaren, zu beichten, dass sie fürchtet, nicht mehr attraktiv zu sein, aber sie bringt es nicht über sich. Stattdessen spricht sie weiter über ihre Sorgen wegen Stan.
    »Das andere Problem ist, Stan hat sich erst vor ein paar Wochen von mir getrennt. Ist es nicht zu früh, mit jemand anderem etwas Neues anzufangen?«
    »Wahrscheinlich«, sagt sie, »aber ich würde es trotzdem empfehlen.«
    Sam lächelt.
    »Zum einen, weil ich glaube, dass Sie nur einen Grund suchen, um schleunigst gegenzusteuern«, sagt sie. »Und zum anderen, weil die Menschen im Allgemeinen sowieso nicht abwarten. Das können sie gar nicht. Die Macht der Liebe ist viel zu stark. Und dann noch, weil das Leben so fragil ist, dass ich sagen würde, gehen Sie mit offenen Augen hinein, aber lassen Sie keine weitere Gelegenheit ungenutzt. Wer weiß, ob noch mal eine kommt?«
    Jerry Douglas sitzt im Pausenraum des Bayshore Volunteer Fire Department und arbeitet über das Internetsignal der Stadtverwaltung an seinem Laptop. Er müsste dort gar nicht sein und könnte das ebenso gut zu Hause erledigen, ist aber gern in der Nähe der Löschfahrzeuge und startbereit, falls ein Notruf eingeht. Und er arbeitet gern an dem Fall, in dem er Verantwortung übernommen hat und dazu beiträgt, diesen Typen

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