Glutopfer. Thriller

Titel: Glutopfer. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lister

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zu fassen. Gerade klickt er sich durch ein paar Suchmaschinen und forscht nach dem Material, aus dem der Mörder seinen Altar gebaut hat.
    Akazienholz stammt von Bäumen, die vor allem in den ariden und semiariden Regionen Afrikas heimisch sind. Diese Pflanzen sind sehr wichtig für das Ökosystem solcher Gebiete – und oft die einzigen auf ansonsten unwirtlichem Terrain.
    Mehrere Spezies von Akazien wachsen auch auf dem Sinai, vor allem die
Acacia raddiana
, auf die wahrscheinlich in der Heiligen Schrift Bezug genommen wird.
    Diese Bäume sind leicht geneigt, haben eine ausladende Krone und sehr kleine Blätter, wodurch sie das Wasser besser speichern können. Bei Dürre können sie die Blätter vollständig abwerfen. Ihre Blüten sind weiß und wachsen in dichten, kopfförmigen Büscheln. Die Früchte, spiralförmig gebogene Schoten, enthalten mehrere sehr harte Samen.
    Weil dieser Baum so langsam wächst, ist das Holz hart und dicht, und das Kernholz ist von dunklem Rotbraun. In diesem Kernholz lagert der Baum viele überschüssige Substanzen an, die als Konservierungsmittel dienen, wodurch es dem Verfall trotzt, und seine Dichte macht es für Insekten und Wasser praktisch undurchdringlich.
    Kein Wunder, dass die Leute in der Bibel das Zeug benutzt haben.
    Wenn der Mörder seinen Altar dem in der Bibel nachgebaut hat, dann wollte er sicher kein Akazienholz aus Afrika nehmen, sondern welches vom Sinai.
    Nächste Suche: Wo kann man Akazienholz vom Sinai kaufen?
    Auch nach einer ganzen Weile hat seine Suche nichts Vielversprechendes ergeben. Schalen und Möbel aus Akazie findet er mühelos, aber kein Bauholz, nichts, was so groß wäre, dass man einen Altar daraus bauen könnte – oder, wie Dr. Davis vermutet, mehrere.
    Vielleicht hat der Typ Möbel gekauft und zerlegt und daraus dann den Altar gebaut. Vielleicht hat er auch gar kein Akazienholz genommen – aber wenn alle anderen Komponenten genau dieselben waren, dann hat er doch wohl auch dieselben Materialien benutzt?
    Er weiß, dass man alles bekommt, wenn man den richtigen Preis bezahlt. Das Holz ist da irgendwo. Er muss Geduld haben. Vielleicht ein bisschen rumtelefonieren. Und es aufstöbern. Wer weiß? Vielleicht stöbert er dabei ja auch den Mörder auf. Ach, er wäre so gern derjenige, der ihn fasst.
    Er will gerade eine Pause einlegen und später mit klarem Kopf noch einmal an die Arbeit gehen, als ihm ein weiteres Suchergebnis auffällt. Es steht ganz unten und sieht gar nicht so wichtig aus, aber irgendwas ist da, also klickt er es an.
    Der Browser zeigt ihm die offizielle Website des
Garden of Eden
, eines botanischen Gartens, in dem es unter anderem auch biblische Pflanzen und Bäume zu sehen gibt. Er liest: »In dem Bereich des Gartens, der dem Nahen Osten gewidmet ist, stehen auch Akazienbäume, wie sie Gott für den Bau der Stiftshütte auserwählt hat.«
    Zu diesem Garten Eden fährt man keine dreißig Minuten, weil er nämlich in Bristol, Florida, liegt. Perfekt.
    Er schnappt sich das Telefon und tippt hastig die Nummer auf dem Bildschirm ein.
    »Hi, hier ist Jerry Douglas von der Sondereinheit der Dienststelle des Sheriffs von Pine County«, sagt er. »Wurden bei Ihnen in letzter Zeit Akazienbäume gestohlen?«
    »Haben Sie sie gefunden?«, fragt die Dame am anderen Ende ziemlich eindringlich und aufgeregt.

35
    Während die Sondereinheit anderen Aspekten der Ermittlung nachgeht, beschäftigt sich Daniel mit der Suche nach einer religiösen Gemeinschaft, in der die scheinbar widersprüchlichen Systeme von Nazismus und Jahwe-Religion vereint sind.
    Er erinnert sich an gewisse Sekten nicht-jüdischer Gemeinschaften, die dem Mosaischen Gesetz folgen – afrikanische Konfessionen wie die Black Hebrew Israelites, die glauben, dass Moses und alle anderen in der Hebräischen Bibel Erwähnten schwarz gewesen sind, oder weiße Glaubensrichtungen wie House of Yahweh, die sich als wahre Israeliten verstehen und versuchen, alle 613 Gesetze oder Prinzipien aus den fünf Büchern Mose einzuhalten. In den Glaubenssystemen dieser Gemeinschaften gibt es nichts, was nazistisch wäre, und seines Wissens nach sind sie auch nicht dafür bekannt, dass sie anderen physischen Schaden zufügen, doch es entstehen ständig neue religiöse Strömungen, die oft zu militanten, rassistischen, fundamentalistischen, apokalyptischen Kulten mutieren.
    Einer seiner Kollegen an der Universität ist auf neue religiöse Bewegungen spezialisiert, besonders auf jene, die im