G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
auf. Seine Augen strahlten wieder etwas mehr Zuversicht aus.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, dann folgte ein langer Kuss. Als sich
unsere Lippen wieder trennten, sahen wir uns noch einige Minuten schweigend an,
bis Simone die Stille durchbrach, sie hatte scheinbar unser Gespräch
mitbekommen.
„Entschuldigt bitte, wenn ich euch
stören sollte. Marco mein Großer, du bist genauso geworden, wie ich es mir immer
gewünscht und erhofft hatte. Wie du vorhin mit deinem kleinen Bruder umgegangen
bist, obwohl du ihn ja noch gar nicht richtig kennst, hat mich wirklich tief
beeindruckt. Er hat es uns gerade ganz stolz erzählt. Mit der Wahl deines
Partners bin ich auch sehr zufrieden, er macht dich glücklich und das ist es,
was im Leben zählt. Eine Charaktereigenschaft, die deinem Vater niemals zu
eigen wurde.“
Jetzt kam sie auf uns zu, wir
nahmen sie in unsere Mitte und gingen gemeinsam zum Sofa.
„Ma jetzt habe ich eine Frage an
dich, warum hast du mich nicht einfach mitgenommen?“
Simone ergriff die Hand ihres
Sohnes und versuchte es ihm zu erklären.
„Marco Schatz nichts hätte ich
lieber getan, aber es ging nicht. Wir hätten das finanziell nicht auf die Reihe
bekommen. Der Martin war doch damals noch Student. Dein Vater hatte dafür
gesorgt, dass ich keinen Zugriff mehr auf das gemeinsame Konto hatte. Zudem
trug ich doch Steven unter meinem Herzen. Hinzu kam der Umstand, dass ich
lernen musste, in einem für mich fremden Land zurechtzukommen. Wie oft habe ich
in den folgenden Monaten versucht, dir Briefe zu schreiben, aber sie kamen alle
ungeöffnet zurück. Durch Angelina erfuhr ich, dass er überall rumerzählte ich
wäre tot. Irgendwann später nach unserer Scheidung drohte er mir sogar mich umzubringen,
wenn einer seiner Söhne jemals erfahren würde, dass ich noch lebe.“
Marco hörte seiner Mutter einfach
nur zu, dann nahm er sie in seine Arme und drückte sie ganz fest an sich. Es
war ein so schönes Bild in diesem Moment, Mutter und Sohn endlich wieder
vereint zu sehen.
„Mutti, dass werden wir alles
nachholen. Ich bin so froh, dich endlich wieder zu haben.“
Wie viel Zeit inzwischen vergangen
sein musste, bekamen wir drei erst mit, als Steven wieder ins Zimmer trat.
„Mutti, Marco, Sören kommt ihr
jetzt bitte endlich runter? Das Essen ist da.“
„Was gibt’s denn
Leckeres?“
Auf diese Frage schien
sich der kleine Gauner vorbereitet zu haben. Denn er grinste schelmisch.
„Pizza Wuff!“
Sören und ich blickten
uns verwirrt an.
„Pizza was?“
„Pizza Wuff ... mit
Hund!“
Nach dieser Antwort
entglitten uns beiden zunächst die Gesichtszüge. Simone konnte sich nur mühsam
das Lachen verkneifen, schließlich kannte sie ja den Humor ihres Jüngsten.
„Kleiner Scherz ... hi,
hi. Ich habe für uns alle Knusperente süß scharf beim Chinesen bestellt.“
Jetzt mussten wir alle
lachen, da hatte es der Kleine doch wirklich geschafft, uns auf den Arm zu
nehmen. Man konnte Stevey einfach nicht böse sein. Im Gegenteil, er war halt
ein richtiger Sunnyboy, der wegen seiner herzigen Art auch auf der Schule und
im Sportverein sehr beliebt war.
„Gibt's auch die üblichen
Scherz-, äh Glückskekse?“
„Joa, jetzt aber
wirklich, lasst uns endlich essen gehen, bevor uns das Entlein wegfliegt.“
Dem hatten wir nichts
mehr entgegenzusetzen. Also gingen wir gemeinsam runter und machten uns über
das Essen her, als ob wir alle seit Monaten nichts mehr bekommen hätten. Auch
wenn ich mich zunächst mit den Stäbchen etwas schwer tat. Doch nachdem der
Kleine mir die Handhabung genau erklärt hatte, ging es nach den ersten
Versuchen immer besser. Es war eine wirklich total gelöste und lockere
Stimmung. Wer uns gesehen hätte, würde niemals vermuten, dass wir eben noch
total negative Dinge erfahren hatten.
Nachdem wir alle satt waren,
lehnten Marco und ich uns zurück, atmeten tief durch und rülpsten aus tiefstem
Herzen. Stevens Augen wurden immer größer, dann schüttelte er verlegen mit dem
Kopf.
„Was denn kleiner Bruder, was keine
Miete zahlt, muss raus.“
Nach diesem Spruch mussten wir erst
einmal wieder lachen. Als später der Tisch fertig abgeräumt war, wollte Steve
uns unbedingt seine Anlage vorführen, die er zum Geburtstag bekommen hatte.
Also gingen wir wieder auf sein Zimmer. Mit dem Spruch aber bitte nicht lachen,
schaltete er sie ein und drehte richtig laut auf. Kurze Zeit später dröhnten auch
schon die ersten Töne von ‚Schrei‘ aus den Boxen, dem
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