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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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von Chuck über die Knochen, die zur Zeit analysiert wurden, oder über Michael Holt, der sich offenbar in eine der Minen zurückgezogen hatte. Nichts von Paulas Eltern, die er zwei Mal angerufen, aber jeweils nur die Mailbox erreicht hatte. Keine Nachricht von Jack aus dem Kreditbüro, und auch nicht von Paula oder Robin O’Conner, Coles Mutter.
    Davon ahnten die meisten nichts. Ermittler wurden immer wieder zu quälendem Warten gezwungen. Sie warteten auf das Resultat der DNA -Analyse oder, wie in diesem Fall, der zahnärztlichen Aufzeichnungen, sie warteten auf ihre Kontaktleute, die alle Hände voll zu tun hatten, sie warteten auf Zeugen, die nicht auspacken wollten und nie zurückriefen. Aus diesem Grund tranken die meisten Polizisten nach der Arbeit, deswegen stopften sie sich mit Junkfood voll. Wie sollte man der Panik, der Eile Herr werden, wenn einem die Hände gebunden waren? Man tröstete sich mit fettigem Essen, das man im Auto hinunterschlang.
    Jones hielt das Handy noch in der Hand, als es plötzlich wie auf Bestellung klingelte. Ricky hatte für Jones einen Klingelton ausgewählt, der sich anhörte wie ein altmodisches Telefon. Das Geräusch war tröstlich, ein solides Scheppern, das klang, als werde eine echte Mechanik betätigt. Die Welt war leiser geworden, denn heutzutage gaben die Maschinen sanfte, melodische Töne von sich.
    »Okay«, sagte Kellerman, »ich habe was gefunden.«
    »Toll«, sagte Jones und verspürte, wie sich Erleichterung einstellte, sobald es für ihn etwas zu tun gab.
    »Paula Carr hat weder ihre Kreditkarten benutzt, noch hat sie während der letzten achtundvierzig Stunden Geld abgehoben.« Kellermann hielt inne, um kräftig zu husten. Das Geräusch ließ Jones zusammenzucken.
    »Entschuldige«, sagte Kellerman. »Da ist noch etwas. Ich habe mich ein bisschen umgehört und ein Konto gefunden, das auf ihren Mädchennamen läuft. Der Ehemann ist nicht als Befugter eingetragen. Letzte Woche wurde davon ein ordentlicher Batzen abgehoben. Zehntausend.«
    Jones dachte nach, es ergab Sinn. Sie hatte ihre Flucht geplant. Davor wollte sie Kontakt zu Coles Mutter aufnehmen. Deswegen hatte sie ihn engagiert. Aber dann hatte sie überstürzt fliehen müssen. Im besten Fall.
    »Interessant«, sagte Jones.
    »Sieht für mich danach aus, als wollte sie sich absetzen.«
    »Vielleicht.«
    »Noch etwas. Paula Carr war seit Jahren nicht mehr am Geldautomaten. Ihr Gehalt – sie war bei einer kleinen Firma angestellt – wurde direkt auf das gemeinsame Konto überwiesen. Seltsamerweise wurde zu dem Konto nur eine Karte ausgegeben, und die hat der Ehemann. Was sie mit der Kreditkarte gekauft hat, war für die Kinder. Lebensmittel, Spielwaren, Kinderbekleidung, Bücher vom Online-Händler. Sie kam nie über wenige hundert Dollar hinaus.«
    »Das heißt, ihr Mann hielt sie an der kurzen Leine«, sagte Jones. »Er hat ihre Ausgaben kontrolliert.«
    »Ich wünschte, ich hätte meine Frau so im Griff«, seufzte Kellerman. Er fing an zu lachen, was ihm einen zweiten Hustenanfall bescherte.
    »Alles in Ordnung, Mann?«
    »Nur ein schlimmer Husten«, antwortete Kellerman. »Am Freitag gehe ich zum Arzt.«
    »Sicher nichts Schlimmes«, sagte Jones, »eine Allergie vielleicht?« Der Husten klang schlimm, rasselnd und durchdringend.
    Die Ausgaben zu kontrollieren ist eine Möglichkeit, den Partner zu kontrollieren. Jones erinnerte sich daran, dass Carr Paula immer nur »meine Frau« genannt hatte, dass das Haus ungewöhnlich sauber gewesen war, dass Fotos gefehlt hatten und dass Paula während seines Besuchs so nervös und verhuscht gewesen war. So langsam konnte Jones sich ein Bild machen. Kevin Carr war ein Kontrollfreak.
    »Falls ich noch etwas finde, rufe ich dich an. Nach einer Weile werden die meisten Leute unvorsichtig. Sie glauben, sie würden nicht beobachtet. Irgendwann wird ihr das Geld ausgehen.«
    »Danke für deine Hilfe.«
    »Diese andere Frau, Robin O’Conner«, fuhr Kellerman fort, »ist pleite. Hat kürzlich ihren Job verloren. Sie hat fünf gesperrte Kreditkarten und noch etwa fünfundneunzig Dollar auf dem Konto. Weil sie mit der Miete zwei Monate im Rückstand war, wurde ihr die Wohnung gekündigt.«
    »Wann hat sie zum letzten Mal etwas gekauft?«
    »Gestern hat sie versucht, im Regal Motel in Chester mit Kreditkarte zu bezahlen. Es ging um zwanzig Dollar und dreiundzwanzig Cent. Die Buchung wurde abgelehnt.«
    Chester war etwa eine Autostunde von The Hollows entfernt. Es war

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