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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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durch und durch geerdeter, vernünftiger Mann wie Chuck auf Eloise Montgomery hören?
    Chuck zuckte die Achseln.
    »Weißt du, ich bin New Yorker. Mich kann nichts überraschen. Außerdem hat sie gesagt, sie würde erst wieder gehen, wenn ich mitkäme. Ich hätte sie verhaften müssen. Ich gehe lieber in den Sturm raus, als wegen einer stadtbekannten Hexe die ganze Nacht Formulare auszufüllen.«
    Jones betrachtete Eloise, die einen gelben Regenmantel trug und immer noch die Leuchte hielt. Wahrscheinlich sollte er sich bei ihr bedanken. Er brachte es nicht übers Herz. War er nicht bloß ihretwegen in diese Lage geraten?
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie das Risiko nicht einschätzen können«, sagte sie. Sie klang beinahe selbstgefällig – beinahe.
    Oben, an der Kante der Schlucht, waren Stimmen zu hören, und es wurde hell. Jones rappelte sich auf, obwohl ihm übel und schwindlig war. Er wollte nicht, dass man ihn am Fluss liegen sah. Vom Ufer aus betrachtet wirkte er gar nicht so wild, auf keinen Fall wie der tosende, rauschende Albtraum, dem Jones sich um ein Haar ergeben hätte.
    »Du hast Verstärkung angefordert?«
    »Ja. Die Kids sagen, sie hätten Michael Holt gesehen, oben an der Grabungsstelle. Er hat sie bis in die Schlucht verfolgt. Deswegen waren sie hier unten.«
    »Wo ist Henry?«
    »Ist losmarschiert, um die Mutter des Mädchens zu holen«, sagte Chuck, »und um Maggie anzurufen.«
    Jones taumelte zum Baum hinüber. Inzwischen saß Cole zwischen den Mädchen, um die er seine Arme gelegt hatte. Sie schmiegten sich an ihn.
    »Alles okay, Willow?«
    Mit müden, traurigen Augen schaute sie zu ihm auf.
    »Sie sind fast gestorben, weil Sie mich retten wollten. Es tut mir so leid! Ich dürfte gar nicht hier sein.«
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie ließ die Wange darauf sinken. »Danke«, sagte sie.
    »Danke für deine Hilfe, Junge«, sagte Jones zu Cole. Cole nickte schüchtern und schlug die Augen nieder, so als sei es ihm peinlich.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte Jones.
    Der Junge hob erschreckt den Kopf.
    »Mich?«
    »Ich habe heute mit deiner Mutter gesprochen.«
    Cole beugte sich vor. Jones begriff, wie jung er war. Manchmal kamen einem diese Teenager wie Erwachsene vor; wie undankbar und unbequem, in dieser Lücke zwischen Kindheit und Erwachsenenalter eingeklemmt zu sein. In diesem Moment, durchnässt und eingeschüchtert, sah Cole Carr wie ein Junge aus.
    »Meine Mom? Wo?«
    »Ich dachte, deine Mom ist im Irak«, maulte Jolie.
    Willow machte: »Pssst!«
    Cole stand auf.
    »Wo ist sie?«
    Ein junger Mann trat von hinten an Jones heran und legte ihm eine Decke um die Schultern. Rettungssanitäter und Polizisten waren den Abhang hinuntergerutscht und umringten nun Chuck. Die dunkle, stille Nacht war grellem Licht und Stimmengewirr gewichen.
    »Sir, bitte setzen Sie sich«, sagte der Sanitäter. Jones kannte ihn aus dem Dienst, konnte sich aber nicht an seinen Namen erinnern. Er sah aus wie Ricky, denn er trug eine schwarze Stachelfrisur und einen Nasenring.
    »Mache ich«, sagte Jones, »einen Moment noch.«
    Mit letzter Kraft schilderte er Cole die Begegnung mit Robin, wo sie jetzt lebte, was passiert war. Jones sagte Cole, seine Mutter vermisse ihn sehr und wolle, dass er nach Hause komme. Jones fürchtete, der Junge könnte zu weinen anfangen, stattdessen starrte er nur zu Boden und zog ängstlich die Schultern hoch.
    »Willst du zurück zu ihr, mein Junge?«
    »Ja«, sagte Cole, »ich will zu meiner Mom.«
    »Ich werde dich hinbringen«, sagte Jones. »Weißt du, wo dein Vater sich aufhält?«
    Cole schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung. Ich glaube, er sucht meine Stiefmutter. Sie ist seit Tagen verschwunden.«
    »Weiß er, wo sie ist?« Auf einmal bekam Jones Angst um Paula.
    »Nein. Er hat ihre Kreditkartenabrechnungen online überwacht für den Fall, dass sie irgendwo mit Karte bezahlt.«
    »Hat sie?«
    »Weiß ich nicht.«
    Jones griff in seine mit Wasser gefüllte Jackentasche und holte sein Handy heraus. Es war kaputt. Hilflos starrte er das Gerät an. Er ließ sich vom Sanitäter zu einem großen, flachen Felsen führen und setzte sich. Jemand leuchtete ihm mit einer Stablampe in die Augen. Die Wolkendecke, die für tagelangen Regen gesorgt hatte, riss endlich auf, und der Mond kam zum Vorschein. Jones rief Chuck zu sich und setzte ihn über Paula ins Bild.
    »Ich werde sofort einen Mann abstellen«, sagte Chuck.
    »Ich habe einen Kontaktmann bei der

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