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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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ich plemplem bin?«, fragte sie. »Ob du jahrelang auf das Geschwätz einer Irren reingefallen bist?«
    Ray lachte leise.
    »So viele Jahre, und mehr als zwanzig Fälle, die außer uns kein Mensch hätte lösen können. Nein, du bist nicht irre. Ein bisschen verrückt vielleicht.«
    Er warf ihr ein herzliches, trauriges Lächeln zu. Vor einigen Jahren noch wären sie jetzt die Treppe hinaufgestürzt, um sich die Kleider vom Leib zu reißen. Aber auch dieser Appetit war erloschen. Eigentlich aß Eloise nur noch, um am Leben zu bleiben.
    Ray stand auf, trug die Becher zur Spüle und wusch sie ab.
    »Ruf mich an, wenn du heute Nacht etwas träumst«, sagte er.
    »Das mache ich«, antwortete sie und fühlte, wie die Müdigkeit ihren Körper ergriff. »Das weißt du doch.«
    Sie stand auf, sah aus dem Fenster und entdeckte Oliver im Garten. Das Ausmaß ihrer Erleichterung überraschte sie selbst. Anscheinend war ihr doch nicht alles egal. Es war leicht, ein Tier zu lieben und mit ihm zusammenzuleben. Ein Tier verlangte so wenig … es war loyal, sobald es einen Napf mit Futter bekam und sich auf einem warmen Schoß niederlassen konnte, um sich auszuruhen. Und mehr hatte Eloise nicht zu geben.

SECHS
    W arum wird es hier so früh dunkel?« Willow hatte die Kunst des Jammerns zur Perfektion gebracht. Ihr ganzer Körper machte mit: Der schlanke Torso krümmte sich, die Schultern sackten nach vorn, der Kopf neigte sich zur Seite. Bethany tat so, als bemerke sie nichts.
    »Hier wird es nicht früher dunkel als in der Stadt«, sagte sie.
    »Doch!«
    »Nein.« Bethany bemühte sich, nicht gereizt zu klingen, wenn sie mit Willow sprach. Aber das Mädchen machte es ihr nicht leicht. Einfach alles wurde ausdiskutiert. »Hier gibt es insgesamt weniger Licht«, erklärte sie geduldig, »weniger Straßenlaternen, weniger Autos und Häuser.«
    »Das kannst du laut sagen.« Resigniert starrte Willow aus dem Fenster, so als sei sie eine Figur aus Die Straße und fände sich in trostloser Ödnis wieder.
    Bethany hatte sich vorgenommen, Willows abfällige Kommentare über The Hollows zu ignorieren. Sie wohnten jetzt hier. Basta. Willow würde den Ort schon akzeptieren, irgendwann würde sie ihn mögen. Ich weiß nicht … Ich bin überhaupt nicht damit zurechtgekommen, dass wir in den Achtzigern in einen Vorort gezogen sind, hatte Philip gesagt. Ich habe da nie hineingepasst und bin nach dem Schulabschluss schreiend davongelaufen. Sie sollte wirklich aufhören, derlei Fragen mit ihrem Agenten zu besprechen. Er war kinderlos und würde Manhattan allerhöchstens in einer Urne verlassen.
    Sie fuhren auf der Main Street. Die belebte, kleine Geschäftsstraße hatte sie damals bezaubert, noch bevor sie das Haus gesehen hatte. Bethany gefiel der Bilderbuchort – das süße, kleine Bistro mit eigener Bäckerei, das Yogastudio, die kleine Kunstgalerie. Am Marktplatz standen eine hübsche Kirche und eine gut sortierte Bücherei. Zwischen den hübschen, kleinen Boutiquen und dem Hollows Brew hatten große Einzelhandelsketten ihre Filialen eröffnet – Crate & Barrel, The Gap. Alles schien perfekt zusammenzupassen, eine gelungene Mischung aus großen und kleinen Läden, die sich in restaurierten historischen Gebäuden befanden.
    Meistens ging es hier beschwingt und harmonisch zu. Sogar wenn die Main Street wie im Moment voller Leute war, die auf den letzten Drücker einkaufen gingen, vom Bahnhof kamen oder ihre Kinder von der Schule abholten, war die Stimmung friedlich und hatte nichts mit der aggressiv aufgeladenen Atmosphäre zu tun, die um diese Tageszeit in der Stadt herrschte. Aus diesem Grund hatte Bethany sich für den Umzug entschieden – wegen des Friedens, der Harmonie, des ruhigen, geregelten Lebens. Sie wollte das Chaos der vergangenen achtzehn Monate hinter sich lassen. Aber Willow war entschieden anderer Meinung.
    Bethany fand eine Parklücke vor dem Coffeeshop und stellte den Motor ab. Sie sah zu ihrer Tochter hinüber, die keine Anstalten machte, sich abzuschnallen, sondern immer noch erschöpft wirkte. Willow ließ den Kopf ans Seitenfenster sinken.
    »Komm schon«, sagte Bethany und machte eine schwungvolle Geste mit den Armen.
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Willow und drehte sich weg, um in Richtung des Coffeeshops zu starren. »Ich gehe da nicht rein.«
    »Willow!«
    »Wenn du unbedingt mit dem freundlichen Axtmörder von nebenan einen Kaffee trinken musst – bitte sehr!« Dabei verriet ihr Blick ihre Angst. Was sie im Wald

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