Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)
studiert und dann an der Columbia ihren Abschluss als Jugend- und Familientherapeutin gemacht. Als ihr lungenkrebskranker Vater im Sterben lag, war sie nach The Hollows zurückgekommen, um ihre Mutter zu unterstützen. Während jener Zeit hatte sie Jones wiedergetroffen, den sie noch aus der Schule kannte, und sie verliebten sich. Maggie kam zurück, sie heirateten, und Maggie eröffnete eine Privatpraxis. Seither lebten sie in The Hollows.
»Kann sein, dass meine Mutter den Namen mal erwähnt hat«, sagte sie. Ihre Mutter Elizabeth hatte so ziemlich jeden Namen schon einmal erwähnt, die frühere Direktorin der Hollows High war auch nach ihrer Pensionierung immer auf dem neuesten Stand. Sicher wusste sie alles, was es über Marla Holt zu wissen gab, so wie sie über den Rest von The Hollows bestens informiert war. »Aber ich kann mich an keine Einzelheiten erinnern.«
»Marla war Ende dreißig und hatte einen vierzehnjährigen Sohn und eine kleine Tochter, als sie 1987 spurlos verschwand«, erklärte Jones. »Ihr Ehemann Mack hat immer behauptet, sie wäre mit einem anderen durchgebrannt. Die Sache stank zum Himmel, aber wir konnten ihm nichts nachweisen. Irgendwann wurden die Ermittlungen eingestellt.«
»Du hast den Fall bearbeitet?« Maggie beugte sich vor. Er erinnerte sich daran, wie gern sie immer zugehört hatte, wenn er von der Arbeit erzählte, und wie gern er ihr seine Fälle geschildert hatte. Ihre Fantasie, ihre psychologische Bildung und ihre Menschenkenntnis machten sie zu einer unentbehrlichen Ratgeberin. Er hatte sich immer auf sie verlassen können. Ohne sie hätte er den Job nur halb so gut gemacht.
»Einer meiner ersten Fälle nach der Ernennung zum Detective«, sagte Jones. Er stand auf und lehnte sich zurück, um seine Wirbelsäule zu strecken. Er hörte es ein paar Mal knacken, aber das half nur wenig. Der Schmerz hatte sich tief in seinen Rücken eingegraben.
»Was ist mit den Kindern passiert?«
»Interessant, dass du danach fragst. Was mit dem Mädchen ist, weiß ich nicht, aber der Junge ist inzwischen über dreißig. Und er sucht immer noch nach Antworten.«
»Er möchte, dass der Fall wieder aufgerollt wird?«, fragte sie.
»Er hat das dynamische Duo angeheuert«, sagte Jones. »Ray Muldune und Eloise Montgomery – der pensionierte Detective und seine hellseherische Assistentin.«
Maggie seufzte dramatisch und rieb sich den Nasenrücken. Die beiden Namen weckten jede Menge schlechter Erinnerungen.
»Zufälligerweise kam sie gerade heute hier vorbei«, fuhr Jones fort. Er versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. »Oder vielleicht war es gar kein Zufall? Vielleicht führen die beiden was im Schilde, wer weiß.«
Maggie sah ihn überrascht an, die Stirn in Falten gelegt. »Eloise Montgomery war hier? Was wollte sie?«
Jones schnaubte verächtlich.
»Sie hatte eine Vision von mir, wie ich eine Gestalt aus dem Wasser ziehe. Sie war der Meinung, ich sollte davon erfahren.«
Er verdrehte die Augen, um seine Skepsis zu untermauern, aber er wusste, er konnte sie nicht täuschen. Stattdessen fixierte sie ihn mit ihrem fragenden Blick, der ihn aufs Sofa niederdrückte. Die Digitaluhr am DVD -Player zeigte 0.03 Uhr an.
»Wie hast du dich dabei gefühlt?«, fragte sie.
Aber auch er ließ sich nicht täuschen. Sie wollte sich nicht mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen, deswegen erkundigte sie sich nach seinen.
»In erster Linie verärgert«, sagte er. »Für wen hält sie sich?«
Maggie schlang die Arme um die Knie. Vor einer Ewigkeit hatte ihre Mutter Elizabeth Eloise Montgomery aufgesucht. Was sie dort erfahren hatte, zog seine Kreise bis in die Gegenwart – was Maggie aber erst im letzten Jahr bewusst geworden war. Jones rutschte an seine Frau heran und legte ihr einen Arm um die Schulter. Sie schmiegte sich an ihn.
»Und dann?«, fragte sie. »Hat Chuck etwas über den Fall Marla Holt wissen wollen?«
Jones zuckte die Achseln.
»Er hat die Akten vorbeigebracht und mich gebeten, einen Blick hineinzuwerfen und mich zu erinnern. Möglicherweise fällt mir jetzt, mit dem zeitlichen Abstand, etwas Neues ein.«
»Wirst du ihm den Gefallen tun?«
»Wenn du nichts dagegen hast.«
Erleichtert schaute sie zu ihm auf. Er spürte, wie ihr Körper sich in seiner Umarmung entspannte.
»Werden sie dich bezahlen?«
»Ja, aber schlecht«, sagte er. »Holt schlägt Alarm. Er ruft die Polizeichefin an, schreibt Briefe an den Bürgermeister. Muldune hat sich nach den Akten
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