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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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erkundigt. Chuck hat ihn abgewimmelt und ihm versprochen, inoffiziell weiterzuermitteln. Dabei wurden ihm dieses Jahr die Mittel gekürzt, er musste zwei Männer entlassen und hat für solche Mätzchen keine Mitarbeiter übrig.«
    »Also hat man dich als externen Berater eingestellt?«
    Die Formulierung gefiel Jones. Er musste lächeln.
    »Ja, als mies bezahlten und ausgebeuteten externen Berater«, sagte er.
    »Ich finde es gut. Vielleicht hast du genau das gebraucht.«
    »Solange es sich mit meiner florierenden Nebenbeschäftigung als engagierter Nachbar, der die Post aus dem Briefkasten nimmt, verträgt …«
    Maggie legte ihm eine Hand an die Wange. Er nahm sie und presste sie sich an die Brust. Maggie lächelte ihn zaghaft an, schaute dann zur Seite.
    »Da fällt mir etwas ein«, sagte sie. »Heute hat eine gewisse Paula Carr aus The Oaks angerufen. Sie hat deine Nummer von den Pedersens.«
    The Oaks war ein exklusives Wohnviertel etwa zehn Autominuten nördlich des Stadtzentrums, wo Maggie und Jones lebten. Die erste Anfrage von außerhalb. Plötzlich fiel ihm Eloise wieder ein und ihre Warnung, er genieße inzwischen einen gewissen Ruf . Bald werden sich auch Leute aus anderen Stadtteilen an Sie wenden, man wird Sie um mehr bitten. Und das wird unvorhersehbare Folgen haben.
    Er erzählte Maggie davon. Sie nickte, kommentierte es aber nicht. In der Stille fiel Jones wieder das Ticken der verhassten Standuhr auf. Er konnte das Ding wirklich nicht ausstehen.
    »Vielleicht bezog es sich auf Chuck«, sagte sie. Sie klang nachdenklich und verträumt.
    Jones lachte nervös.
    »Klar, wenn wir dem Geschwätz einer Irren Glauben schenken.«
    Maggie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich. Er erwiderte die Umarmung und beugte sich hinunter, um sie auf die weichen, leicht geöffneten Lippen zu küssen.
    »Aber das werden wir nicht, oder?«, fragte er und schaute in ihre leuchtenden, geliebten Augen.
    Sie reckte sich und erwiderte den Kuss. Spürte er Verlangen? Es durchfuhr ihn wie ein Stromschlag. Sie besaßen sie immer noch, diese Leidenschaft. Nie hatte die Leidenschaft sie verlassen, nicht einmal während der schwierigsten Phasen, während der Zeit, in der sie getrennt geschlafen hatten. Er hatte sie immer begehrt. Immer.
    »Nein. Natürlich nicht.« Maggie stand auf und reichte ihm die Hand. »Komm, wir gehen ins Bett.«

ACHT
    M ichael Holt lenkte den Wagen in die Einfahrt seines Elternhauses und schaltete den Motor ab. Die Fenster waren dunkel, im Vorgarten wucherte das Unkraut. Einer der Fensterläden im Erdgeschoss hing an einer Angel und neigte sich bedrohlich zur Seite. Michael blieb im warmen Auto sitzen und spielte mit dem Gedanken, in die Stadt zurückzufahren und sich ein Hotelzimmer zu suchen. Das Super 8 am Highway warb mit Einzelzimmern zu neunundsechzig Dollar, Kabelfernsehen und Pancake-Frühstück inklusive. Von der Werbetafel prangte das Eigenlob – SAUBER ! und SICHER ! – was für einen anderen vielleicht nicht genug gewesen wäre, für Michael hingegen mehr als genug, ganz besonders, wenn er seine momentane Lage bedachte.
    Aber dann fiel ihm sein überzogenes Konto ein und dass es bei der schwierigen Wirtschaftslage Monate, wenn nicht gar Jahre dauern könnte, einen Käufer für das Haus zu finden, so heruntergekommen und sanierungsbedürftig, wie es nun einmal war.
    Tja , hatte die Immobilienmaklerin gesagt, die er mit dem Verkauf beauftragt hatte. Es hatte mehr wie ein Seufzer geklungen, den sie durch ihre hübschen, rosa geschminkten Lippen ausstieß. Wir werden sehen, was sich machen lässt. Manche Leute sind auf der Suche nach Abriss- oder Handwerkerobjekten. Im Büro hatte sie noch gelächelt, aber vor Ort, bei der Hausbesichtigung, machte sie einen verkrampften Eindruck. Ihr Lächeln gefror zu einer Grimasse aufgesetzter Fröhlichkeit, während sie immer wieder leise ihre Bestürzung bekundete. »Hm« hatte sie beim Anblick des Badezimmers gemurmelt, und »Oh« auf dem Dachboden. »Wow« im Schlafzimmer seines Vaters. In der Küche hatte sie dann die Fassung verloren.
    »Mein Gott. Wie konnte er nur so leben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Michael. »Wir hatten … wir hatten kein gutes Verhältnis.«
    »Michael«, sagte sie schließlich im Flur, eine manikürte Hand an die Stirn gelegt und schon auf dem Weg zur Tür. »Sie müssen das Haus entrümpeln. Vorher kann ich es keinem Interessenten zeigen.«
    Entrümpeln. Interessante Wortwahl. Entrümpeln klang so harmlos – als ginge

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