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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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blechernes Klirren. Patronenhülsen. Einmal darauf aufmerksam gemacht, sah sie, dass die Dinger überall herumlagen.
    »Wir sind nur ein bisschen herumgelaufen«, sagte der Junge. Es klang nicht frech. Er wirkte selbstsicher, ohne aufsässig zu sein. Bethany bemerkte, wie Jones den Jungen gründlich abscannte und alle Details registrierte: Jeansjacke, bedrucktes T-Shirt, dreckige, zerrissene Jeans, die vermutlich ein Vermögen gekostet hatte, schwere Motorradstiefel. Sein blauschwarzes Haar hatte er sich sorgfältig und mit viel Gel zerzaust. Seine Wimpern waren so lang und schwarz, dass es aussah, als trage er Mascara (was nicht der Fall war). Mit anderen Worten: der perfekte Mädchenschwarm.
    »Wie heißt du, mein Junge?«, fragte Jones.
    »Cole Carr«, sagte der Junge und schüttelte Jones’ Hand.
    »Cole ist erst seit September bei uns«, ergänzte Henry. »Und diese junge Dame heißt Jolie Marsh.«
    Jones sah Jolie an.
    »Ich kenne deinen Vater.«
    »Na und?«
    Jones zog amüsiert eine Augenbraue hoch und musterte das Mädchen. Zufrieden bemerkte Bethany, wie Jolie nach einer Weile in sich zusammensank und ihren aufmüpfigen Blick auf den Boden richtete. Sie wirkte ungepflegt – dreckige Fingernägel, fettige Haare, fleckiger Mantel. Wer kümmerte sich um das Mädchen?
    »Ich wollte ihnen nur zeigen, was ich gestern gesehen habe«, rief Willow vom Auto aus. Sie hatte die Seitenscheibe abgesenkt.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Jones. Niemand schien sich zu wundern, wer er war oder warum er ihnen Fragen stellte. Sogar Bethany merkte, dass sie seine natürliche Autorität akzeptierte. Im Auto hatte Henry Ivy ihr erzählt, Jones Cooper sei ein pensionierter Polizist, der früher bei der Kriminalpolizei von The Hollows gearbeitet habe und inzwischen Aufträge als Privatdetektiv annehme. Sie meinte, sich erinnern zu können, dass Dr. Cooper etwas in der Richtung erwähnt hatte. Jones sah tatsächlich wie ein Detective aus, besonders jetzt, wo er seine Fragen stellte.
    Bethany erzählte ihm von Willows Begegnung im Wald und dass ein Höhlenforscher namens Michael Holt ihr das Handy zurückgegeben hatte. Jones hörte aufmerksam zu. Er konnte mit der Information offensichtlich etwas anfangen.
    »Natürlich bereue ich es jetzt, dass ich Willow die Geschichte von der Mine erzählt habe«, schloss sie. »Ich hätte es ahnen müssen.«
    Jones nickte verständnisvoll und schmunzelte dabei.
    »Kinder!«
    »Dürfen wir gehen?«, fragte Jolie. »Wir haben nichts getan. Wir wollten nicht, dass Willow den Bus verpasst. Wir haben uns verspätet. Da im Wald gab es eh nichts Interessantes zu sehen. Was für eine Zeitverschwendung.«
    Bethany hörte, wie Willow das Fenster schloss. Sie drehte sich zum Auto um und sah ihre Tochter auf dem Beifahrersitz schmollen. Als sie sich wieder umwandte, bemerkte sie, dass Cole Willow anstarrte – und Jolie Cole. Oh-oh, dachte Bethany und bekam ein seltsames Gefühl in der Magengrube, das wird noch Ärger geben.

FÜNFZEHN
    J ener Tag, der nun schon eine Ewigkeit zurücklag, hatte begonnen wie jeder andere. Darüber wunderte Eloise sich bis heute. In ihrem früheren Leben hatte nichts darauf hingedeutet, dass sie eines Tages so leben würde wie jetzt. Sie war ein ganz normales Kind gewesen, ihre Eltern stammten aus der Arbeiterklasse. Sie hatte ihren ersten Freund aus der High School geheiratet, Alfred Montgomery. Sie arbeitete am Empfang einer Logistikfirma, während Al am Community College studierte. Als ihre erste Tochter zur Welt kam, gab sie ihren Job ohne Bedauern auf.
    Später arbeitete Alfred als Mathelehrer, er verdiente nicht viel. Aber bei ihrem bescheidenen Lebensstil reichte das Geld. Damals war es anders als heute, wo jeder wie ein Rockstar leben will. Sie waren glücklich und zufrieden und kannten es nicht anders. Eloise machte sich keine Gedanken darüber, dass sie nur Hausfrau war. Ihre Mutter war ebenfalls Hausfrau gewesen. Sie wollte es so. Wieso sollte sie jeden Morgen zu einer Stechuhr laufen und ihre Zeit in einem Unternehmen verschwenden, während eine Fremde auf ihre Töchter aufpasste? Was war so schlimm daran, zu kochen, das Haus zu putzen, mit den Kindern zu malen und mit ihnen das ABC zu singen? Was war so toll daran, Karriere zu machen? Eloise hatte es nie verstanden. Rabenmütter gegen Muttertiere? Wie traurig.
    »Alfie, vergiss dein Mittagessen nicht!«
    »Ja, ich hab’s schon.« Er winkte knapp. Sie konnte ihm von der gerunzelten Stirn ablesen, dass er in

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