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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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du heute Abend selbst nach Hause, Paulie?«
    »Nein, Connie holt mich nach ihrer Schicht ab. Sie ist heute mein Chauffeur.«
    »Okay«, sagte Michelle lächelnd. Sie zapfte das Bier. Ihr fiel auf, dass die Luft im Raum ziemlich stickig war, und sie drehte den Ventilator ein wenig höher. Jetzt saßen nur noch fünf Gäste im Schwan. Michelle sorgte dafür, dass alle zufrieden waren, dann füllte sie zwei große Gläser mit Mineralwasser und brachte sie Noah und Theo.
    Theo rückte einen Stuhl für sie zurecht, und sie setzte sich.
    »Ich habe Daddy nach Hause geschickt. Das bedeutet, dass ich heute Abend die Kneipe schließen muss. Ich hoffe, das macht dir nichts aus«, sagte sie.
    »Es ist niedlich, dass Sie Ihren Vater ›Daddy‹ nennen. Ist das im Süden so üblich?«, fragte Noah.
    »Es ist bei den Renards so üblich«, erwiderte sie.
    Noah steckte sich gerade die letzten Pommes in den Mund und spülte sie mit Wasser hinunter. Michelle fragte ihn, ob sie ihn am nächsten Tag zu ihrer Praxis bringen sollte, damit er sich das Chaos ansehen konnte.
    »Nicht nötig, ich war bereits dort. Ich glaube, Theo hat Recht. Das waren keine Jugendlichen. Es sieht eher nach einem einzigen Täter aus, der etwas gesucht hat. Und wer immer es war, er muss ziemlich frustriert gewesen sein. Ist Ihnen aufgefallen, dass das Schloss am Schreibtisch aufgebrochen wurde? Jemand hat sich viel Mühe gemacht, es aufzubekommen.«
    »Michelle denkt, dass es vielleicht einer von Robinsons Patienten gewesen ist, der seine Unterlagen an sich bringen wollte.«
    »Könnte er Sie denn nicht einfach bitten, sie ihm auszuhändigen?«, fragte Noah.
    »Ich könnte ihm eine Kopie seiner Akte geben, aber die Originale bleiben immer beim behandelnden Arzt«, erklärte Michelle.
    »Ich bezweifle, dass es ein Patient war. Krankenblätter sind stets vertraulich, das weiß doch jeder. Und warum sollte ein Patient so weit gehen und die ganze Praxis auseinander nehmen? Wenn er seine Unterlagen so dringend haben wollte, wäre er eingebrochen und hätte sie aus einer der Kisten genommen. Nein, ich glaube nicht, dass es ein Patient war. Aber was sagt denn Robinson dazu? Hatte er einen schwierigen Patienten?«
    »Er hat mich noch nicht zurückgerufen«, erklärte Michelle. »Ich versuche morgen Früh noch einmal, ihn zu erreichen. Er ist erst kürzlich nach Phoenix gezogen und ist vermutlich noch damit beschäftigt, sich dort einzurichten.«
    »Gib Noah doch die Telefonnummer und lass ihn mit Robinson reden!«, schlug Theo vor. »Wenn das FBI anruft, stehen die Leute meistens stramm und geben bereitwillig Auskunft. Niemand kann so knallhart sein wie Noah, selbst ich nicht. Er versteht es, den Leuten Dampf zu machen.«
    »Ja, das ist mein größtes Talent.« Noah grinste spöttisch. Er wandte sich an Michelle. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Theo die schlimmsten Kriminellen zur Einsicht gebracht hat. Ein kaltblütiger Mörder zum Beispiel, der noch dazu Boss einer organisierten Verbrecherbande war, wimmerte und plärrte wie ein Baby!«
    »Er übertreibt«, behauptete Theo.
    »Nein, keineswegs!«, widersprach Noah. »Wie auch immer, der Durchschnittsbürger hat jedenfalls keine Ahnung, was ein Bundesanwalt im Justizministerium tut. Wenn ich darüber nachdenke, dann weiß ich es eigentlich auch nicht so genau. Was machst du eigentlich den ganzen Tag lang, Theo, außer Verbrecher zum Weinen zu bringen?«
    »Nicht viel«, gab Theo zurück. »Wir trinken …«
    »Das versteht sich von selbst.«
    »Und ich überlege mir, was ich euch Jungs aufs Auge drücken kann.«
    »Darauf möchte ich wetten.« Noah sah Michelle an und fügte hinzu: »Diese faulen Bundesanwälte bringen die FBI-Agenten richtig ans Arbeiten.«
    Theo lächelte. »Das nennt man delegieren. Wir tun das, damit sich die kleinen Leute nicht völlig nutzlos vorkommen.«
    Die Frotzeleien gingen hin und her. Michelle lehnte sich zurück und entspannte sich. Als die Sprache erneut auf ihre Praxis kam, sagte sie: »Ich sollte mir deswegen besser keine Gedanken mehr machen. Ich habe diesen Vorfall wohl zu sehr aufgebauscht.«
    »Und wie kam das?«, wollte Noah wissen.
    »Ich war einfach erschrocken, als ich das Durcheinander sah. Ich habe mir eingebildet, dass es jemand auf mich abgesehen hat. Dass mich vielleicht jemand verfolgt. Kennt ihr dieses Gefühl? Es ist schwer zu erklären.«
    »Ich würde dieses Gefühl ernst nehmen«, sagte Noah.
    »Aber ich hätte denjenigen doch bemerkt, oder

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