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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Gumbo breitete sich in der Küche aus.
    »Wann hattest du – ich darf doch du sagen, oder?«, fragte Noah Michelle mit einem Augenzwinkern, »wann hattest du denn Zeit, das zu kochen? Es riecht köstlich!«
    Michelle konnte sich nicht mehr erinnern, was ihr Vater gesagt hatte. Sollte sie behaupten, sie habe den Gumbo gekocht oder den Kuchen gebacken? Während sie noch überlegte, bot Noah ihr eine Scheibe ofenfrisches französisches Brot an. Der Laib lag auf Wachspapier neben dem Spülbecken.
    »Lag eine Karte neben dem Topf?«
    »Ich habe keine gesehen«, erwiderte Noah.
    »Ich habe es vorige Nacht gekocht.« Bei dieser Lüge musste sie unwillkürlich grinsen.
    Theo holte eine Tüte Milch aus dem Kühlschrank und stellte sie auf den Tisch. »Dann warst du ja sehr fleißig letzte Nacht. Hast du auch die Torte gebacken?«
    Michelle kam sich vor wie eine Idiotin. »Hast du eine Karte bei dem Kuchen gefunden?«
    »Nein.«
    »Dann habe ich ihn wohl auch gemacht.«
    »Und das Brot?«
    »Keine Karte?«, fragte sie und versuchte, ein gleichmütiges Gesicht aufzusetzen.
    »Habe keine entdeckt.«
    »Weißt du, ich liebe es, mitten in der Nacht Brot zu backen!«
    Theo stellte Frosties, Weizenkleie, Rosinen und Müsli auf den Tisch, um Michelle für ihr Frühstück eine Auswahl zu bieten. Dann holte er ihr einen Löffel.
    »Also hat die Lady, die eben mit dem Brot durch die Hintertür ins Haus geschlichen kam, nicht geflunkert, als sie sagte, du hättest gestern Abend das Brot bei ihr zu Hause gebacken und vergessen, es mitzunehmen?«
    Es ließ Michelle mittlerweile kalt, sich vor den beiden Männern lächerlich zu machen. Wo waren bloß die albernen Karten? Hatte ihr Vater die Taktik gewechselt, ohne ihr Bescheid zu sagen? Wie sollte sie sich jetzt noch rausreden? Wenn sie Theo die Wahrheit sagte, würde ihr Vater denken, dass sie seinen ausgeklügelten Plan, Theo in Bowen festzuhalten, boykottierte. Er sollte ihr nicht vorwerfen können, eine Spielverderberin zu sein. »Natürlich stimmt das«, bestätigte sie. »Gleich nachdem du eingeschlafen warst, bin ich runtergegangen, habe den Gumbo gekocht und den Kuchen gebacken, und dann habe ich alles ins Auto geschafft und bin zu …«
    Sie hielt inne. Theo hatte ihr den Namen der Frau nicht verraten, die das Brot gebracht hatte, und Michelle wusste nicht mehr, wem ihr Dad diese Aufgabe übertragen hatte. Sie musste also improvisieren. »… einer Freundin gefahren, um ein paar Laibe Brot zu backen.«
    »Vergiss nicht den Lebensmittelladen!«
    »Was? O ja, genau, unterwegs habe ich noch schnell dort Halt gemacht.«
    Theo setzte sich rittlings auf den Stuhl ihr gegenüber. »Das ist also deine Version der Geschichte.«
    Sie lächelte. »Es sei denn, du findest ein paar ›Willkommen in Bowen‹-Karten. In diesem Fall werde ich meine Geschichte ein wenig abwandeln.«
    »Richte Jake meinen Dank aus!«
    »Wofür?«, erkundigte sie sich unschuldig.
    »Hey, Mike, möchtest du ein bisschen von dem Gumbo?«, fragte Noah und suchte in einer der Schubladen nach einer Schöpfkelle.
    »Zum Frühstück? Nein, ich bleibe lieber bei meinem Müsli.«
    »Was ist mit dir, Theo?«
    »Klar«, antwortete Theo. »Weißt du, was toll zu Gumbo passt? Kartoffelchips.«
    »Tut mir Leid, ich habe keine im Haus. Sie sind sowieso nicht gesund. Zu viel Salz.«
    »Du hast sehr wohl Kartoffelchips da. Zwei Riesentüten, und zwar von der guten Sorte, nicht dieses fettarme Zeug, das wie Pappe schmeckt. Ist dir entfallen, dass du sie gestern Abend gekauft hast?«
    »Anscheinend.«
    »Und weißt du, was hervorragend zu Gumbo und Chips passt?« Noah schaute seinen Freund gespannt an.
    »Was denn?«, erkundigte sich Theo.
    »Kaltes Bier.«
    »Bin schon unterwegs.« Theo stand auf und ging zum Kühlschrank hinüber.
    Michelle schüttelte fassungslos den Kopf. »Gumbo, Kartoffelchips und Bier um halb elf morgens?«
    »Es ist bereits elf, und wir beide sind schon seit Stunden auf. Schau nicht so böse, Liebes! Lass dich verführen und iss mit uns.«
    »Ist sie etwa eine Gesundheitsfanatikerin?«, wollte Noah wissen.
    »Ich glaube schon«, sagte Theo. »Sie lebt nach dem Motto: Wenn etwas gut schmeckt, spuck es aus!«
    »Wenn ihr Jungs mehrere Bypässe habt, werdet ihr euch an dieses Gespräch erinnern.«
    »Ich habe übrigens mit Dr. Robinson telefoniert«, berichtete Noah. Er hatte die Schöpfkelle gefunden und gab Gumbo in zwei Suppenteller. Theo riss derweil die Chipstüte auf.
    »Und?«, hakte Michelle nach.
    Noah

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