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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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beiden.
    Sie setzte sich aufs Sofa und beugte sich vor, um die Schnürsenkel zu entwirren. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, dass Theo den Hörer auflegte, aber es fiel ihr schwer, ihn direkt anzusehen. Die Erinnerungen an die letzte Nacht standen ihr noch zu lebhaft vor Augen.
    Es war ihr vor allem in Noahs Gegenwart peinlich.
    »Gut geschlafen?«, erkundigte sich Theo.
    »Ja, aber ich hätte schon vor Stunden in der Praxis sein müssen.«
    Sie bekam den Knoten in dem Schnürsenkel nicht auf, weil sie viel zu nervös war. Tief durchatmen, ermahnte sie sich. Du bist eine erwachsene Frau, also benimm dich auch so!
    »Mary Ann …«
    »… ist schon in der Praxis. Noah hat sie und ihre Freundin reingelassen. Sie waren gegen halb neun hier und haben nach dir gefragt.«
    Endlich hatte Michelle den Knoten gelöst und band die Senkel schnell zu. Sie bemerkte gar nicht, dass sich Theo erhob und zu ihr herüberkam. Plötzlich stand er vor ihr. Sein linker Schnürsenkel war offen. Ohne nachzudenken, band sie ihn zu und erhob sich.
    Theo wollte offenbar nicht noch länger ignoriert werden. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Dann beugte er sich vor und küsste sie. Er schien sich überhaupt nicht darum zu scheren, dass Noah anwesend war. Er ließ sich Zeit und brachte sie schließlich dazu, den Kuss zu erwidern.
    Noah verließ lautlos den Raum. Theo nahm Michelle in die Arme und flüsterte: »Möchtest du ein bisschen mit mir schmusen?«
    »Ich dachte, das hätten wir bereits letzte Nacht getan.«
    »Das macht nichts, wir können es ruhig wiederholen. Außerdem war das nur eine Aufwärmrunde.« Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu winden, aber er hielt sie nur noch fester. »Michelle, es ist dir doch nicht unangenehm, was letzte Nacht passiert ist, oder?«
    Sie schaute ihn prüfend an und erkannte seine Besorgnis. »Ich bin Ärztin, Theo. Mir ist so schnell nichts unangenehm.«
    Dann küsste sie ihn und legte sämtliche Gefühle in diesen Kuss. Ihre Zunge berührte seine, einmal, dann noch einmal, und als sie sich zurückzog, freute sie sich über seinen liebevollen Blick.
    »Ich habe heute einiges zu erledigen«, erklärte sie und befreite sich aus seiner Umarmung.
    »Eigentlich nicht. Mary Ann hat mir erklärt, dass sie und Cindy die Akten schneller ordnen können, wenn du nicht dabei bist. Ich soll dich anderweitig beschäftigen.«
    »Das hat sie nie im Leben gesagt!«
    »Doch, das hat sie. Sie meinte, du seist immer so kritisch und pingelig. Das waren ihre Worte. Dein Dad hat übrigens angerufen, um dir zu sagen, dass John Paul die Möbel aus der Praxis abgeholt hat. Er wird tun, was er kann, um sie zu reparieren.«
    »Er kann den Schreibtisch und das Sofa unmöglich allein getragen haben.«
    »Ein Typ namens Artie hat ihm geholfen. Dir ist also nichts peinlich?«
    »Nein, rein gar nichts«, log sie.
    »Warum warst du dann so verlegen, als ich dir eben einen Guten-Morgen-Kuss gegeben habe?«
    Michelle machte sich auf in die Küche, Theo blieb ihr dicht auf den Fersen. »Aus Rücksicht auf Noah. Ich wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.«
    Theo fand das ungeheuer komisch. Noah hörte das Gelächter und streckte den Kopf aus der Küchentür. »Was ist denn so lustig?«
    »Nichts«, sagte Michelle und drängte sich an ihm vorbei in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank, um eine Cola light herauszuholen, und war äußert verwundert. Gestern Abend noch war der Kühlschrank ziemlich leer gewesen, aber nun war er voll gepackt mit Nahrungsmitteln und Getränken. Die Cola stand ganz hinten. Michelle schnappte sich eine Dose und machte die Tür zu, öffnete sie dann jedoch erneut, um nachzusehen, ob sie sich die prall gefüllten Fächer nicht nur eingebildet hatte. Sie registrierte ein Paket Butter und ahnte, wer dafür verantwortlich war.
    »Noah weiß gar nicht, was Verlegenheit ist. Stimmt’s, Noah?«, fragte Theo seinen Freund.
    »Verlegenheit – weshalb?«
    »Wenn’s um Sex geht. Du weißt doch, wovon ich spreche, oder?«
    »Klar. Ich habe einmal in einem Buch etwas darüber gelesen. Ich überlege, ob ich es nicht auch einmal ausprobieren soll.«
    Die beiden wollten Michelle offensichtlich ärgern und amüsierten sich köstlich dabei. Michelle setzte sich an den Tisch, und erst in dem Moment entdeckte sie die dreistöckige Schokoladentorte auf der Arbeitsplatte. Noah angelte nach einem Küchenhandtuch und hob den Deckel von einem großen gusseisernen Topf. Das würzige Aroma von

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