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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihm die Leviten, und John Paul wich vor ihr zurück. Sein Gesichtsausdruck ist wirklich zu dämlich, dachte Theo mit äußerster Genugtuung. Als Michelle geendet hatte, zeigte sich ihr Bruder äußerst zerknirscht. Das war immerhin etwas.
    In dem grellen Licht erkannte Theo die Ähnlichkeit zwischen Bruder und Schwester. Beide hatten hohe Wangenknochen und blaue Augen, aber Michelle war wunderschön, zart und liebenswert, was man von ihrem Bruder nicht gerade behaupten konnte.
    Theo empfand den kindischen Wunsch, es diesem Mann heimzuzahlen. Doch nachdem er gesehen hatte, wie liebevoll John Paul Michelle ansah, verrauchte seine Wut rasch. Theo führte sich vor Augen, dass John Paul wie jeder andere große Bruder alles tat, um seine Schwester zu beschützen.
    Sein großherziges Vorhaben, John Paul in Ruhe zu lassen, hatte allerdings nicht lange Bestand, denn dieser funkelte ihn wütend an. »Meine Schwester sieht aus, als hätte man sie durch den Schlamm gezerrt. Was, zum Henker, haben Sie mit ihr gemacht?«
    Prompt schaltete sich Michelle ein. »Du wirst Daddy erklären müssen, dass du seine beste Whiskyflasche zerbrochen hast. Mach hier sauber, und ich rufe inzwischen Ben an.«
    Sie schob Theo aus dem Weg, um zum Telefon zu gehen. Sie wählte sie Nummer des Polizeireviers und bat den Dienst habenden Officer, ihr die Privatnummer von Ben Nelson zu geben.
    Theo forderte John Paul auf, die Lichter zu löschen. Überraschenderweise gehorchte er umgehend. Schließlich erzählte Theo knapp, was geschehen war. John Paul zeigte keinerlei Reaktion, sondern fragte: »Und Sie glauben, dass die Kerle zurückkommen? Deshalb wollen Sie kein Licht machen?«
    »Möglicherweise lassen sie sich nicht noch einmal blicken, aber ich möchte keine unnötigen Risiken eingehen. Wir säßen hier in der Falle.«
    »Nein, bestimmt nicht«, widersprach John Paul. »Außerdem würde ich sie kommen hören.«
    »Ach ja? Sie würden sie hören, selbst wenn sie sich anschleichen?«
    John Paul nickte. »Ja.«
    »Halten Sie sich für Superman?«
    Michelles Bruder grinste. »So ungefähr. Es würde mir sehr gefallen, wenn die Typen versuchten, hier einzudringen. Dann hätte ich die Gelegenheit, ein paar von ihnen auszuschalten.«
    »Es gibt doch nichts Schöneres als eine ordentliche Schießerei.« Theos Stimme triefte vor Sarkasmus. »Aber nicht, solange Ihre Schwester hier ist.«
    »Ja, da haben Sie Recht.«
    Theo spürte allmählich die Auswirkungen des Kampfes. Sein Kiefer tat weh, und sein Arm pochte heftig. Er öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Flaschen Bier heraus. Obwohl er John Paul am liebsten eine davon über den Schädel gezogen hätte, kam er zu dem Schluss, dass dies reine Verschwendung wäre, und drückte John Paul stattdessen eine Flasche in die Hand. John Paul bedankte sich keineswegs, aber damit hatte Theo auch nicht gerechnet. Er öffnete seine Flasche und nahm einen großen Schluck.
    Theo hörte, wie Michelle mit Ben sprach, und rief: »Sag ihm, dass wir uns bei dir zu Hause mit ihm treffen!«
    Sie bat Ben, am Apparat zu bleiben, und wies Theo darauf hin, dass sie zunächst ins Krankenhaus müssten, um ihn zu verarzten.
    Er hingegen fand, dass sein Arm jetzt nicht so wichtig war. »Nein!«, wehrte er entschieden ab. »Wir fahren zuerst zu dir.«
    »Mann, bist du stur!«, flüsterte sie, gab aber nach.
    Theo musste sich dringend setzen, um den Schmerz in seinem Knie zu lindern. Er ging zu einem der Tische und ließ sich nieder, dann zog er einen zweiten Stuhl näher und legte sein Bein darauf. John Paul folgte ihm und baute sich neben ihm auf.
    »Setzen Sie sich«, forderte Theo.
    John Paul umrundete den Tisch und setzte sich. Er begann, Theo Fragen zu stellen. Er wollte jede Einzelheit der Ereignisse hören. Theo trank noch einen Schluck, dann erzählte er alles von Anfang an. Er verschwieg lediglich, dass er in Michelles Bett geschlafen hatte. Er glaubte kaum, dass ihr Bruder damit einverstanden wäre.
    Doch John Paul kam unverzüglich auf den Punkt, den Theo nicht erwähnt hatte. »Wieso haben Sie das Fenster in Mikes Zimmer geschlossen?«
    »Es war offen.«
    »Theo? Weißt du, was für eine Automarke das war?«, rief Michelle.
    »Ein grauer Toyota, ziemlich neu«, antwortete er.
    »Wahrscheinlich sind sie längst über alle Berge«, bemerkte John Paul.
    Theo gab ihm Recht. Er sah noch immer zu Michelle hinüber, und John Paul wartete einen Moment, bis er auf seine Frage zurückkam. Er wollte Theo klar machen, dass er ihm

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