Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
reicher geworden. Keine drei Minuten verstrichen, ehe das Gebrüll losging. John Paul war der Lautere, aber Noahs Gelärme war auch nicht zu verachten. Theo kam gerade mit Noahs Autoschlüsseln in die Küche. Als Michelle hörte, welche wüsten Beschimpfungen ihr Bruder von sich gab, zuckte sie zusammen.
    Theo grinste. »Ich wusste doch, dass die beiden gut miteinander auskommen.«
    Michelle riss die Augen auf. »Das nennst du ›gut miteinander auskommen‹?«
    »Du hörst keine Schüsse, oder? Ich bin sicher, Noah mag deinen Bruder.«
    Sie lauschten. John Paul stieß wilde Drohungen gegen Noah aus und bemühte dabei sein nicht gerade unbeträchtliches Repertoire an Flüchen und Schimpfwörtern. Und Noah stand ihm in nichts nach. Seine Verwünschungen ließen keinen Zweifel daran, was er von John Paul hielt.
    »Oh, natürlich, er mag ihn sehr!«
    »Die beiden haben eine ganze Menge gemeinsam. Was habe ich bloß mit meiner Brille gemacht?«
    »Sie liegt auf dem Tisch. Und was genau haben sie gemeinsam?«
    »Sie sind beide hinterlistig und bösartig – wie Schlangen«, sagte Theo und nahm seine Brille an sich.
    »Noah ist nicht bösartig. Guck mal, er lächelt die ganze Zeit.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Theo. »Und das macht ihn umso gefährlicher. Man ist vollkommen arglos, und mit einem Mal ist es zu spät. Mein Bruder kann echt schaurige Geschichten über ihn erzählen. Und genau aus diesem Grund soll Noah auch auf dich aufpassen.«
    Er legte den Arm um Michelles Schultern und ging mit ihr zur Haustür.
    »Du hast mir noch nicht verraten, warum du nach New Orleans musst.«
    »Ich will ein paar Dinge überprüfen«, sagte er ausweichend. Das war nicht die Antwort, die sich Michelle erhofft hatte.
    Theo beugte sich vor, um sie zu küssen. Er streifte nur kurz ihre Lippen, und dieser Kuss war ausgesprochen unbefriedigend. Auch Theo musste es so empfunden haben, denn nachdem er sich von ihr gelöst und die Tür geöffnet hatte, zog er sie heftig in seine Arme und küsste sie noch einmal. Das war schon etwas ganz anderes! Lächelnd zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
    Michelle blieb am Fenster stehen und blickte ihm nach. Er hatte John Paul beauftragt, auf ihren Vater Acht zu geben, und Noah als Babysitter für sie abgestellt. Aber wer passte auf Theo selbst auf? Sie schüttelte den Kopf, um die beunruhigenden Gedanken zu vertreiben. Mach dir keine Sorgen, sagte sie sich. Detective Harris nimmt vielleicht schon in dieser Minute die Verhaftungen vor.
    Was konnte schon passieren?

36
    Der Sowing Club hatte sich in Johns Motelzimmer in St. Claire versammelt. John sah die Papiere durch, um sicherzustellen, dass der Ausdruck vollständig war. Dallas, Cameron und Preston saßen schweigend daneben. Schließlich blickte John auf und lachte.
    »Dieses Miststück hat sogar eine Kopie des Briefes dazugelegt, den sie an mich geschrieben hat«, berichtete er den anderen.
    »Ich muss noch einmal sagen, dass die Art, wie wir uns diese Papiere beschafft haben, viel zu riskant war«, sagte Preston.
    »Spielt das jetzt noch eine Rolle? Wir sind aus dem Schneider.«
    Dallas war da anderer Meinung. »Nicht, bevor wir Buchanan und die Ärztin losgeworden sind. Wir müssen heute Nacht endgültig zuschlagen. Das haben wir Cameron zu verdanken, der wieder einmal etwas vermasselt hat.«
    »Menschenskind, ich bin eben in Panik geraten! Ich habe gesehen, wie Buchanan aus dem Fenster sah, und dachte, ich könnte ihn erwischen. Also habe ich geschossen.«
    »Wir hatten beschlossen, lautlos einzusteigen«, erinnerte Preston ihn.
    »Ich wollte ihn unbedingt kaltmachen … dem Club zuliebe«, stammelte Cameron. »Außerdem weiß Buchanan nicht, wer auf ihn geschossen hat. Und er musste schließlich damit rechnen, dass jemand hinter ihm her ist. Dallas, du hast doch seinen Background gecheckt. Du hast selbst gesagt, dass der Typ Morddrohungen erhalten hat.«
    Preston nickte. »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen die beiden heute Nacht ausschalten.«
    »Ich frage mich, ob der Ärztin inzwischen eingefallen ist, wo sie Cameron schon mal gesehen hat«, sagte Dallas.
    Niemand sah Cameron an. »Ich habe euch doch gesagt, dass ich das Warten satt hatte«, wehrte er sich.
    »Du hattest kein Recht …«, begann Preston.
    John hob die Hand. »Lasst gut sein!«, sagte er. »Es ist nun mal geschehen, und Cameron bedauert seinen Fehler. Stimmt’s?«, wandte er sich an seinen Freund.
    Nicht das, was John sagte, sondern die vermeintlich

Weitere Kostenlose Bücher