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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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nach dem anderen vor. Das Bad müssen wir uns teilen, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, fügte sie hinzu. »Sie können auch das Badezimmer hier unten benutzen, aber darin stehen die Waschmaschine und der Trockner. Ich habe vor, zwei separate Räume daraus zu machen.«
    Michelles Haus war geschmackvoll möbliert. Es sagte eine Menge über seine Bewohnerin aus.
    »Ist das ein Maitland-Smith?«, fragte Theo. Er ging ins Esszimmer, um sich den Tisch genauer anzusehen.
    »Sie kennen den Möbelhersteller?«
    »Ja«, bestätigte er. »Ich habe ein Faible für schöne Möbel. Ist es einer?«
    »Nein, es ist kein Maitland-Smith. Es ist ein John Paul.«
    Im ersten Moment sagte ihm der Name gar nichts, doch dann begriff er, dass ihr Bruder die Möbel geschreinert hatte.
    »Diese Sachen kann unmöglich Ihr Bruder gemacht haben!«
    »Doch.«
    »Michelle, das sind ja Kunstwerke!«
    Er strich sanft über die Tischplatte, als wäre es die Stirn eines Babys. Michelle beobachtete ihn und freute sich, dass er die Arbeiten ihres Bruders schätzte.
    Das Mahagoniholz fühlte sich so glatt an wie polierter Marmor. »Unglaublich!«, flüsterte Theo. »Sehen Sie sich diese großartige Maserung an!«
    Er kniete sich hin, um den Tisch von unten zu betrachten. Die Beine waren kunstvoll gedrechselt, und die Schnitzereien waren einfach sagenhaft. Ein vollkommenes Werk!
    »Wer hat ihm beigebracht, so etwas zu schreinern?«
    »Er hat es sich selbst beigebracht.«
    »Wahnsinn!«
    Sie lachte. »Mein Bruder ist in manchen Dingen ein Perfektionist. Er hat auf jeden Fall Talent, nicht wahr?«
    Theo war mit seiner Inspektion noch nicht fertig. Er richtete sich auf und hob einen der Stühle hoch. Dann drehte er ihn um und pfiff durch die Zähne. »Kein Nagel und keine Schraube zu sehen. Mann o Mann, was würde ich darum geben, so etwas zu Stande zu bringen! Bei der richtigen Pflege hält dieser Stuhl wahrscheinlich Jahrhunderte.«
    »Tischlern Sie auch?« Michelle wusste nicht, warum, aber der Gedanke, dass Theo etwas mit den Händen herstellte, kam ihr absurd vor. Es schien all dem zu widersprechen, was sie über ihn wusste.
    Er warf ihr einen Blick zu und bemerkte ihr Erstaunen. »Was ist denn?«
    »Sie scheinen nicht der Typ zu sein, der gern mit den Händen arbeitet.«
    »Ach ja? Was für ein Typ bin ich denn?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wall Street, maßgeschneiderte Anzüge, Sie wissen schon, ein Junge aus der Großstadt eben.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Sie irren sich. Einige meiner besten Arbeiten verrichte ich mit den Händen.« Er grinste und fügte hinzu: »Möchten Sie Referenzen haben?«
    Die sexuelle Anspielung entging ihr nicht. »Muss ich heute Nacht etwa mein Schlafzimmer abschließen?«
    Theo wurde augenblicklich ernst. »Nein, ich würde niemals in Ihre Privatsphäre eindringen. Außerdem …«
    »Ja?«
    Er zwinkerte. »Wenn ich meine Karten richtig ausspiele, werden Sie bestimmt zu mir kommen.«
    »Sind Sie zu allen Frauen, denen Sie begegnen, so unverschämt, Mr. Buchanan?«
    Er lachte. »Ich weiß gar nicht, was das ist, Michelle. Sie bringen anscheinend meine schlimmen Seiten ans Licht.«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Im Ernst«, sagte er, »ich arbeite wirklich gern mit den Händen. Ich liebe es, Dinge herzustellen, zumindest war das früher so. Aber ich muss zugeben, ich bin nicht besonders gut darin.«
    »Was haben Sie denn gemacht?«
    »Mein letztes Projekt war ein zweistöckiges Vogelhaus. Ich habe vier Jahre lang daran gebastelt und kläglich versagt. Die Vögel wagen sich einfach nicht in seine Nähe.« Er zuckte die Schultern.
    Michelle konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Michelle, ich habe großen Hunger. Wie wär’s, wenn ich Sie zum Essen einlade?«, schlug Theo vor.
    »Ich würde heute Abend lieber zu Hause bleiben«, entgegnete sie. »Falls Ihnen das recht ist. Sie sind immerhin mein Gast …«
    »Gefällt Ihnen das nun oder nicht?«
    »Offen gestanden, es ist ganz praktisch, einen Anwalt des Justizministeriums unter meinem Dach zu haben. Vielleicht halten Sie ja die Wölfe in Schach.«
    »Aber Sie schließen trotzdem lieber Ihr Schafzimmer ab, stimmt’s?«
    Es war eigenartig, mit einem solch gut aussehenden Mann zu flirten. Und es machte Spaß. Michelle hatte während des Medizinstudiums und während ihrer Assistenzzeit nicht viel Zeit für so etwas gehabt. Sie hatte an nichts anderes denken können als daran, wann sie endlich ein bisschen Schlaf ergattern konnte. Neckisches Geplänkel stand da

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