Gnade
hinzu.
Theo wandte sich an Michelle. »Weshalb wusste ich bloß sofort, dass Ihr Dad hinter alldem steckt?«
Sie zuckte lächelnd mit den Schultern. »Daddy mag Sie eben.«
»Big Daddy meint, gewisse Leute müssten nur unseren Jungen auf dem Spielfeld glänzen sehen, dann würden sie ihm ein Angebot machen und das College bezahlen«, erklärte Daryl.
Theo hob eine Hand. »Moment mal!«
Keiner beachtete seinen Protest. »Gute Linebackers werden immer gesucht«, behauptete Conrad.
»Das stimmt«, bekräftigte Daryl. »Aber Big Daddy ist der Meinung, dass Elliott sehr schnell ist und auch mit dem Ball wie der Blitz rennen kann.«
Michelle stieß Theo in die Seite. »Das Komitee, das das Stipendium vergibt, schickt Beobachter zu den Spielen nach St. Claire. Die halten dort nach Talenten Ausschau.«
Conrad stieß ihn in die andere Seite. »Warum fangen wir nicht sofort an?«
»Anfangen?« Theo rieb sich die Schläfen. Er bekam allmählich Kopfschmerzen. »Womit denn?«
Conrad zog ein paar zusammengefaltete Bögen Papier aus seiner Gesäßtasche und legte sie auf den Tisch. Dann griff er in die Hemdtasche, beförderte einen kleinen Block und einen kurzen gelben Stift zu Tage und schaute Theo erwartungsvoll an.
»Wo sind Sie ins College gegangen?«
»Wie bitte?«
Conrad wiederholte geduldig seine Frage.
»In Michigan«, erwiderte Theo. »Warum wollen Sie das wissen?«
»Das ist eine große Schule, nicht wahr?«, fragte Cherry.
»Ja.« Conrad nickte.
»Ich kann mir vorstellen, dass es auch eine vornehme Schule ist«, mischte sich Daryl ein.
Theo blickte in die Runde und merkte, dass alle, auch die Kinder, ihn gespannt ansahen. Sie schienen genau zu wissen, worum es sich drehte, im Gegensatz zu ihm.
»Hat Big Daddy Ihnen empfohlen, sich mit mir über Schulen zu beraten?«, fragte er. Großer Gott, jetzt nannte er den alten Mann auch schon Big Daddy!
Niemand beantwortete seine Frage. Aber Conrad wollte von ihm wissen: »Sie haben Football gespielt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und dann Jura studiert.«
»Das ist richtig.«
»Sind Sie in Michigan geblieben, um Ihren Abschluss zu machen?«
Was zum Donnerwetter ging hier vor? »Nein. Ich habe meinen MBA im Osten gemacht.«
»Was ist ein MBA?«, wollte Cherry wissen.
Michelle erläuterte: »Das heißt: Master of Business Administration.«
»Und ein Abschluss in Jura noch dazu. Schlägt das nicht alles?« Daryl klang ehrfürchtig.
»Ja, na ja, eine Menge Leute …«
Conrad ließ Theo gar nicht erst ausreden. »Wo genau haben Sie diese Examina abgelegt?«
»In Yale.«
»Du liebe Güte, so eine vornehme Schule!«, staunte Cherry.
Conrad nickte. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie beeindruckend gute Noten hatten. Habe ich Recht?«, fragte er und kritzelte wie wild auf das Papier.
Endlich fiel der Groschen, und Theo konnte kaum fassen, dass er so schwer von Begriff gewesen war. Der Kerl befragte ihn, weil er ernsthaft glaubte, er wolle sich um eine Stelle als Lehrer in der hiesigen Highschool bewerben.
Theo beschloss, so bald wie möglich ein paar ernsthafte Worte mit Jake zu wechseln und ihm den Kopf zurechtzurücken.
»Ich wette, Sie haben noch ihre alten Spielbücher!«, sagte Conrad.
»Spielbücher?«
»Die Berichte über Ihre Footballspiele«, erörterte Michelle. Sie lächelte zuckersüß und freute sich offenbar unbändig über sein Unbehagen und seine Verwirrung. Mit ihr hatte er auch noch ein Hühnchen zu rupfen.
»Okay, das reicht jetzt.« Seine Stimme klang entschieden und ernst. »Es handelt sich um ein großes Missverständnis, das ich nun endlich aufklären will. Ich habe auf der Fahrt nach Bowen Halt gemacht, um zu tanken. Und dieser Junge …«
Weiter kam er nicht. Michelle ließ ihm keine Möglichkeit, seinen Satz zu beenden. Sie legte ihre Hand auf seine. »Sie haben doch Ihre alten Spielbücher aufgehoben, oder nicht?«
»Wieso sollte ich?«
»Das ist typisch für Jungs.«
»Ja, zufällig habe ich noch ein paar. Aber sie liegen zusammen mit anderem alten Plunder auf dem Dachboden«, fügte er hastig hinzu.
»Könnten Sie nicht einen Ihrer Brüder bitten, sie herzuschicken? Vielleicht mit dem Nachtexpress?«
»Und wozu?«
»Sie könnten mit mir zum nächsten Training gehen und sich die Mannschaft anschauen. Und in den Büchern blättern – zum Vergleich.«
Elliott rief: »Das wäre toll!«
Alle begannen, von der Mannschaft zu schwärmen, nur der kleine John Patrick war still. Er war damit beschäftigt, an Theos Revolver
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