Gnade
Okay.«
Theo holte einen Vierteldollar aus der Tasche, steckte ihn in die Jukebox und bat Michelle, sich ein Lied auszusuchen. Sie wusste, welchen Song sie jetzt hören wollte, und betätigte die entsprechende Taste.
Die Musik begann, aber erst nachdem Theo sie in die Arme genommen hatte, realisierte Michelle, dass sie einen Riesenfehler begangen hatte. Das Letzte, was sie in ihrem jämmerlichen Zustand brauchte, war eine zärtliche Berührung.
»Du bist steif wie ein Brett. Entspann dich!«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Ich bin total entspannt!«
Theo drückte sanft ihren Kopf an seine Schulter und zog sie fest an sich. Es war in der Tat ein weiterer Fehler, diesen Schmusesong aufzulegen. Jetzt ist alles zu spät, dachte sie. Sie schmiegte sich noch enger an ihn und legte die Hände in seinen Nacken. »Ich liebe diesen Song!«
»Er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher. Normalerweise höre ich keine Countrymusic.«
»Das ist Willie Nelsons ›Blue Eyes Cryin’ in the Rain‹.«
Theo liebkoste ihre Wange und trieb sie damit beinahe in den Wahnsinn. »Es hört sich gut an. Gefällt mir«, sagte er.
Michelle versuchte, sich zurückzuziehen, aber das ließ er nicht zu. »Dabei ist es ein trauriges Lied«, sagte sie und ärgerte sich, weil sie so kühl klang.
Sie bewegten sich langsam im Rhythmus.
»Es ist eine alte Geschichte«, begann sie erneut.
»Welche?«
Er küsste die empfindliche Stelle unter ihrem Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut und fing an zu zittern. Er musste doch wissen, was er ihr antat! Sie war wirklich Wachs in seinen Händen.
»Es geht um eine Frau, die sich in einen Mann verliebt. Er verlässt sie, und sie …«
»Lass mich raten! Sie steht im Regen und weint.«
Sie hörte das Lachen in seiner Stimme. Seine Hand strich ihr sanft über den Rücken.
»Warum verlässt er sie?«
»Weil er ein riesiger Blödmann ist.« Zu spät merkte sie, dass sie das laut gesagt hatte, und rasch setzte sie hinzu: »Es ist nur ein Lied. Und das alles wird auch nicht ganz deutlich. Vielleicht hat ja auch sie ihn verlassen, und sie ist so glücklich, ihn los zu sein, dass sie vor lauter Freude im Regen steht und weint.«
»Aha.«
Michelle drückte sich enger an Theo und malte mit den Fingerspitzen kleine Kreise in seinen Nacken.
»Vielleicht solltest du besser damit aufhören.«
»Magst du es nicht?« Sie fuhr mit den Fingern durch sein Haar.
»O doch, ich mag es. Deshalb wäre es mir ja lieber, wenn du aufhören würdest.«
»Oh.« Offenbar machte sie ihn ebenfalls verrückt. Durch diese großartige Erkenntnis wurde sie verwegen.
»Dann willst du wahrscheinlich auch nicht, dass ich dies hier tue«, flüsterte sie und küsste den Puls an seinem Hals.
»Michelle, ich warne dich. Ich verstehe mich auf dieses Spiel genauso gut.«
»Was für ein Spiel?«, fragte sie unschuldig, küsste ihn noch einmal und kitzelte ihn mit der Zunge. Sie kam sich fast ein wenig tollkühn vor. Ihr Vater war in der Küche, und niemand schien ihnen Beachtung zu schenken. Außerdem verdeckte Theos großer Körper den ihren fast ganz. Das machte sie noch leichtsinniger. »Wenn dir nicht gefällt, was ich tue …«
Die Herausforderung blieb nicht unbeantwortet. »Du bist schamlos«, tadelte er sie.
Sie seufzte. »Danke.«
»Weißt du, was ich an dir mag?«
»Was?« Es war nur ein atemloses Wispern.
»Ich mag es, wie du riechst. Wenn ich dir nahe komme, treibt mich dein Duft schier in den Wahnsinn, und ich muss an all die Dinge denken, die ich gern mit dir tun würde.«
Sie schloss die Augen. Frag nicht. Um Gottes willen, frag nicht! »Was sind das für Dinge?«
Bis zu diesem Moment hatte sie sich vorgemacht, Herrin der Lage zu sein. Sie war diejenige gewesen, die mit der erotischen Konversation begonnen hatte, und sie erkannte an der Art, wie er sie festhielt, dass sie ihn definitiv aus der Fassung gebracht hatte.
Aber dann antwortete er ihr leise, und sie merkte, dass ihr ganz leicht ums Herz wurde. Er raunte ihr mit heiserer Stimme zu, was er mit ihr tun wollte. In seiner Fantasie war sie ein Star, und jeder Körperteil, einschließlich der Zehen, war ein wichtiger Teil ihrer Anziehungskraft. Der Mann hatte wahrlich eine rege Vorstellungskraft, und er war keineswegs zu schüchtern, um sich mitzuteilen. Michelle war selbst schuld daran. Sie hatte wissen wollen, was in seinem Kopf vorging. Aber das spielte nun keine Rolle mehr. Nachdem er das Liebesspiel beschrieben hatte, rauschte ihr das Blut in den
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