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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ging ein beruhigendes Gefühl auf ihn aus. Er öffnete die Wagentür und überquerte lautlos die Straße. Er brauchte nur sechzig Sekunden, dann war er in Sicherheit. Er klopfte an das Fenster von Petersons Wagen und ließ ihn öffnen. Als die Scheibe herabglitt, warf er rasch einen Blick ins Wageninnere. Peterson war allein. Er schob den Segeltuchsack durch das Fenster.
    Das trübe Licht der Straßenlaternen warf die Schatten der Hochbahnträger über den Wagen.
    Mit der leisen Flüsterstimme, die er geübt hatte, befahl er Peterson, ihn nicht anzusehen und das Geld in den Sack zu stopfen.
    Peterson machte keine Einwände. Hinter der Strumpfmaske suchten Foxys Augen die Gegend ab, und er lauschte gespannt. Aber niemand kam. Die Polypen mußten Peterson verfolgt haben, wollten aber wahrscheinlich sichergehen, daß er Kontakt aufnahm.
    Als Peterson das letzte Bündel Scheine in den Sack gesteckt hatte, befahl er ihm, den Sack zu schließen und herauszugeben. Sich innerlich ermahnend, daß er sehr leise sprechen mußte, schärfte er Peterson ein, fünfzehn Minuten zu warten, und erklärte ihm, daß Sharon und Neil um 11.30 Uhr abgeholt werden konnten.
    »Hatten Sie irgend etwas mit dem Tod meiner Frau zu tun?« Die Frage erschreckte Foxy.
    Wieviel ahnten sie bereits? Er durfte keine Zeit mehr verlieren. Er schwitzte leicht. Dicke Schweißtropfen durchnäßten seinen Anzug unter dem braunen Mantel, und selbst an den Fußsohlen wurde ihm ganz warm, obwohl ihm der scharfe Wind um die Beine wehte.
    Er lief über die Straße und stieg in den Pontiac. Ob es Peterson wagte, ihm zu folgen?
    Nein. Er saß in dem dunklen Auto und rührte sich nicht.
    Foxy drückte das Gaspedal des Pontiac durch, schoß auf die Zufahrt zur Brooklyn-Queens-Schnellstraße, fuhr zwei Minuten bis zum Grand Central Parkway, reihte sich in den lockeren Verkehrsstrom in Richtung Osten ein und bog drei Minuten später am LaGuardia-Flughafen ab.
    Um 2.46 Uhr entnahm er dem Automaten an der Einfahrt zum Parkplatz 5 ein Ticket.
    Neunzig Sekunden später stand der Pontiac genau an derselben Stelle, wo er ihn gefunden hatte; der einzige feststellbare Unterschied zu vorher war eine Spur weniger Sprit im Tank und sechs Meilen mehr auf dem Meilenzähler.

    Er stieg aus, schloß den Pontiac sorgfältig ab und trug den Segeltuchsack zu dem dunkelgrünen Käfer. Als er im Volkswagen saß und die Kordel des Sacks umklammerte, atmete er zum erstenmal auf.
    Er öffnete den Sack, hielt seine Taschenlampe hinein und schaltete sie an. Ein humorloses Lächeln glitt über sein Gesicht. Er nahm das oberste Geldbündel und begann zu zählen.
    Es war alles da - 82000 Dollar. Er nahm seinen leeren Koffer vom Rücksitz und schichtete die Geldbündel ordentlich hinein. Diesen Koffer würde er mit ins Flugzeug nehmen. Um sieben Uhr früh verließ er den Parkplatz, mischte sich in den frühmorgendlichen Pendelverkehr nach Manhattan, parkte in der Garage des Biltmore und begab sich rasch in sein Zimmer, um sich zu rasieren, zu duschen und beim Zimmerservice ein Frühstück zu bestellen.
36
    Um vier Uhr morgens war klar, daß die einzige Spur, die Nummer des Wagens, den der Entführer benutzt hatte, im Sande verlief.
    Der erste enttäuschende Schlag war die Feststellung, daß der Wagen einem Henry A. White gehörte, einem Vizepräsidenten der International Food Company von White Plains.
    Die Polizei fuhr sofort zu Whites Haus in Scarsdale und ließ es überwachen. Aber der Pontiac stand nicht in der Garage und das Haus wirkte verlassen. Kein einziges Fenster des weitläufigen Gebäudes stand auch nur einen Spalt breit offen, und das einzige Licht, das durch die zugezogenen Gardinen fiel, wurde vermutlich automatisch ein- und ausgeschaltet.
    Das FBI wandte sich an den Nachtwächter bei International Food. Dieser rief den Personalchef an, der wiederum einen Product-Manager aus Whites Abteilung zu erreichen wußte. Dieser teilte den Untersuchungsbeamten mit schläfriger Stimme mit, daß White eben von einem dreiwöchigen Aufenthalt in ihrer Hauptniederlassung in der Schweiz zurückgekehrt sei, in Pastor’s Restaurant in White Plains mit zwei seiner Mitarbeiter zu Abend gegessen habe und anschließend sofort zu seiner Frau aufgebrochen sei, die sich in Aspen oder San Valley bei Freunden zu einem Skiurlaub aufhalte.
    Um fünf Uhr fuhren Steve und Hugh nach Carley zurück. Hugh saß hinter dem Steuer.
    Steve starrte auf die Straße, die sich durch Westchester nach Connecticut

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