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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Verwalter hinausgeführt wurde, wollte sie gerade mit dem Kind spazieren gehen.«
    »Wie alt ist das Kind?«
    »Ein dreijähriger Junge. Ich folgte dem Kindermädchen und verwickelte sie in ein Gespräch, während wir die Straße entlanggingen. Sie war entsetzt, von einem weiteren Fall zu hören, und ich nutzte ihr Mitgefühl aus. Sie gab zu, daß der Junge entführt worden war – deshalb wird sie jetzt ständig von Sklaven begleitet. Was bedeutete, sie hingen uns im Nacken, und ich konnte nur kurz mit ihr sprechen. Ihre Geschichte war sehr hilfreich und bestätigt Petros Theorie. Das Kind wurde geraubt, als sie ihm den Rücken zukehrte, um eine Kleinigkeit einzukaufen. Sekunden später drehte sie sich um, und der kleine Tiberius war verschwunden. Das ganze Haus war die Nacht über in heller Aufregung; die Vigiles wurden informiert, das wissen wir. Außerdem hat der Vater die Straßen von seinen Sklaven durchkämmen lassen. Am nächsten Tag wurde dann alles plötzlich abgeblasen. Das Kindermädchen hat den Grund dafür nie erfahren. Die Eltern des Kindes waren in sich gekehrt und wortkarg. Alle standen unter großer Anspannung, aber es wurde nicht weitergesucht. Sie glaubt, den Bankier der Familie im Haus gesehen zu haben.«
    »Das ist ja interessant.« Und ein Glück für uns; der Vater hätte die Zahlung ebensogut auf dem Forum arrangieren können, und wir hätten nichts davon erfahren. »Ein sehr nützliches Detail. Wie wurde der kleine Tiberius zurückgebracht?«
    »Der Vater ging mit dem Bankier weg und kam mit dem Kind auf dem Arm nach Hause zurück. Der Dienerschaft wurde gesagt, jemand hätte ihn zufällig gefunden. Danach wurde ihnen befohlen, mit niemandem darüber zu sprechen. Mehr konnte ich nicht aus ihr rauskriegen.«
    »Das reicht auch schon. War das Kind in der Lage, zu erzählen, was passiert ist?«
    »Er kam mir wie ein dickliches, nicht sehr helles Kerlchen vor. Ich nehme an, daß er reden kann, aber man wird uns nie an ihn ranlassen, besonders jetzt nicht. Er wird schwer bewacht, und die Eskorte war nicht sonderlich begeistert über meine Unterhaltung mit dem Kindermädchen. Ich war froh, überhaupt so viel zu erfahren – und Gaius Baebius war zum Glück so vernünftig, sich zurückzuhalten.«
    »Dieser Wackelpudding!«
    »Er meint es gut, Marcus. Er macht sich schreckliche Sorgen um Tertulla und ist sehr wütend, daß ihr eigener Vater es nicht für nötig hält, mit auf die Suche zu gehen.«
    »Das erste Mal, daß einer meiner Schwager einen anderen noch mehr verabscheut als ich! Na gut, Gaius Baebius ist zwar unfähig, sich eine vernünftige Ehefrau oder einen Wachhund auszusuchen, aber er hat ein Herz aus Gold. Jeder, der sich über Lollius beschwert, verdient einen Lorbeerkranz. Wird er dir morgen wieder helfen? Willst du dir das fünfte Haus noch mal vornehmen?«
    »Gaius ist zum Schichtdienst in Ostia eingeteilt. Ja, ich versuche es noch mal bei der letzten Familie.«
    »Aber nicht allein.«
    »Hatte ich auch nicht vor. Das sind die Hochnäsigen. Diesmal nehme ich Mutters Sänfte und eine Abteilung von Vaters Sklaven mit. Wollen mal sehen, wie sie reagieren, wenn ich mich als Frau aus gutem Hause vorstelle.«
    Helena hatte vollkommen ernst gesprochen, ganz vertieft in ihre Aufgabe. Im Vertrauen auf ihre Vernunft und ihren guten Geschmack konnte ich mir eine frivole Bemerkung erlauben. »Setz doch deine goldene Krone auf!«
    Sie lachte glucksend. Dann machte sich Helena Justina daran, mir auf eine Weise für ihren antiken Schatz aus Damaskus zu danken, die mich von den meisten meiner Sorgen befreite und mich schließlich Ruhe und Schlaf finden ließ.
     
    Wenn wir noch eine Bestätigung dafür gebraucht hätten, daß eine Entführerbande am Werk war, so kam sie früh am nächsten Morgen. Wir saßen noch beim Frühstück. Leichte, schnelle Schritte kamen die Treppe herauf, und ich wollte gerade zum Brotmesser greifen, falls der Müller und Klein-Ikarus wieder auftauchen sollten – da stand Justinus in der Tür.
    Wir entspannten uns.
    »Quintus! Grüß dich, du trinkfreudiger Halunke!«
    »Da ist ein schrecklicher Fehler passiert, Falco!«
    »Mit meinem Vater zu trinken, ist immer ein Fehler. Beruhige dich, dein Beutel ist gut genug gefüllt; du kommst schon drüber weg.«
    Er machte ein betretenes Gesicht. »Ich finde, ich hab dafür schon genug auf die Mütze gekriegt.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Es hat ein Mißverständnis gegeben, eines, das dich betrifft.«
    »Mal

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