Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Verkäufer hinlegen mußtest?«
    »Wahrscheinlich nicht. Der zwielichtige Damaszener, für dessen komfortable Pensionierung ich gesorgt habe, konnte sehen, daß ich aus Liebe kaufte.«
    Ich stand auf und hob meinen Weinbecher, um einen formellen Trinkspruch auszubringen. »Der Damaszener behauptet, diese Krone habe einst als Preis bei den Namäischen Spielen gedient. Ein Preis, den nur die Beste verdient, mein Liebling.«
    Ihre noble Familie hatte den Anstand, ziemlich spontan Zustimmendes zu murmeln. Wir tranken auf Helena Justina mit dem recht ansehnlichen Guaraner, den ihr Vater zur Feier des Tages spendiert hatte. »Helena Justina, Tochter des Camillus Verus und Herzensfreude des Didius Falco, ich trinke auf deinen Geburtstag!«
    »Herzlichen Glückwunsch, Helena«, rief Julia Justa. Und da sie ihre Tochter, deren Speiseliege zu weit von ihr entfernt stand, nicht erreichen konnte, vergoß die noble Matrone ein gerührtes Tränchen, drehte sich dann auf ihrem parfümierten Ellbogen um und küßte mich.

XLV
    Es war ein unvergeßlicher Abend, aber sobald wir in unsere Wohnung zurückgekehrt waren, mußte ich mich wieder der schnöden und verderbten Welt zuwenden.
    Während wir uns vergnügt hatten, waren die beiden Patrouillen der Vierten Kohorte auf dem gefährlichen Aventin Streife gegangen, in der bangen Erwartung, auf weitere Schrecken zu stoßen. Petronius würde sie zumindest einen Teil der Zeit begleiten. Sein Stellvertreter Martinus hatte sich bestimmt bereit erklärt, einen anderen Teil der Nachtwache zu übernehmen. Fusculus würde auch dasein. Einer von ihnen würde wohl Porcius, den Rekruten, unter die Fittiche nehmen. Sergius, ihr Mann fürs Grobe, würde mitgehen, um mit seiner Peitsche unvorsichtige Familienväter das Fürchten zu lehren – und hoffen, einen Mörder in die Finger zu kriegen. Falls sie jemals den Mörder von Scythax’ Bruder finden sollten, war damit zu rechnen, daß er spurlos verschwand. Die Vierte war in der Stimmung für einen äußerst kurzen Prozeß. Vielleicht blieb ich deshalb zu Hause im Bett, statt mich ihnen anzuschließen, als ich merkte, daß ich nicht schlafen konnte.
     
    Schließlich bemerkte Helena meine Ruhelosigkeit.
    »Still, du weckst das Baby auf.«
    »Wohl kaum, Liebste.«
    »Dann eben den Hund.«
    Der Hund, der mal wieder meine Füße plattdrückte, schob sich herum, um dem Nachdruck zu verleihen. »Paß bloß auf, Fellknäuel! Eine falsche Bewegung, und ich verarbeite dich zu Stiefelfutter.«
    Helena kuschelte sich enger an mich und lag schweigend da. Ich kannte sie so gut, daß ich regelrecht hörte, wie es in ihrem Kopf arbeitete; so gut, daß ich wußte, woran sie dachte. »Deine Mutter hat recht. Wenn wir erst die Zeit dazu haben, werden wir schon ein Zuhause für das Baby finden.«
    Das schien sie nicht sonderlich zu überzeugen.
    Ich versuchte es noch mal. »Mach dir keine Sorgen. Das Baby ist hier in Sicherheit. Laß uns lieber überlegen, was wir wegen Tertulla unternehmen können. Wie ist es heute mit Gaius Baebius gelaufen? Mit wie vielen Eltern hast du reden können? Hat es irgendwas gebracht?«
    »Nicht viel.« Mit leiser Stimme berichtete Helena von ihren Abenteuern. »Auf der Liste, die Petronius mir gegeben hat, waren fünf Familien aufgeführt. In vier Häusern ist es mir gelungen, mit jemandem zu sprechen. Nur in eines wollte man mich erst gar nicht reinlassen; die taten ungeheuer vornehm.«
    »Warum wohnen sie dann auf dem Aventin?«
    »Die müssen seit Ewigkeiten hier wohnen und schon auf Romulus herabgeschaut haben.«
    »Tja, wenn irgend jemand an die rankommen kann, dann doch wohl du! Was war mit den anderen?«
    »Mit einer Mutter habe ich persönlich gesprochen. Sie hat mich allein empfangen. Offenbar wollte sie nicht, daß jemand zuhört. Aber dann hat sie mich nur wütend angezischt, es hätte sich doch längst alles aufgeklärt. Es täte ihr zwar leid, daß wir Probleme hätten, aber sie könne mir nicht helfen und wolle nichts damit zu tun haben.«
    »War sie verängstigt?«
    »Sehr, würde ich sagen.«
    »Das paßt. Entführer drohen ihren Opfern gern, sie kämen zurück, falls die sich an die Obrigkeit wenden. Hast du das Kind gesehen?«
    »Nein, natürlich nicht! In zwei anderen Häusern kam ich über ein aus Sklaven bestehendes Empfangskomitee nicht hinaus – höflich, aber distanziert und nicht eben hilfsbereit. Im vierten Haus weigerte sich die Mutter, mich zu empfangen, aber ich traf zufällig das Kindermädchen. Als ich vom

Weitere Kostenlose Bücher