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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Mädchen Petronius und mir schöne Augen gemacht und uns dann kalt abserviert.
    Als wir sie erneut nach dem Glaskrug befragten, erzählte sie uns dieselbe Geschichte: ein Geschenk, das jemand Florius gemacht hatte. Petronius verlangte, ihre Geschirrschränke zu sehen. »Aber die haben Sie doch schon durchsucht!« rief Milvia verwundert.
    »Ich möchte noch mal einen Blick darauf werfen.« Petronius konnte so streng klingen, als inspiziere er ein ungenehmigtes Rohr an einem Aquädukt und mache gleichzeitig einer Frau ein subtiles Kompliment für ihr Aussehen. Was für ein Schleimer.
    Milvia war besorgt. Das war gut. Sie würde sich bei ihrer Mutter beschweren; da Flaccida nicht dabei gewesen war, würde sie das Ganze sehr beunruhigend finden. Sie würde sich fragen, warum man nur Milvia noch einmal verhört hatte und welche gefährlichen Hinweise ihr entschlüpft sein mochten.
    »Falco wird sich diesmal mit mir zusammen umsehen.«
    »Ach ja, Sie sind der Nette.« Milvia erinnerte sich offenbar an mich. Petronius grinste breit und knuffte mich auf dem Weg zur Küche ordentlich in die Seite.
    Fast eine Stunde lang betrachteten wir endlose Mengen teuren Geschirrs auf Borden, in Schränken, ausgestellt auf Buffets oder ordentlich in Nischen verstaut. Rote Töpferwaren und Bleiglasur, Glas und vergoldetes Metall. Alles vollständige Geschirre, und jeweils mindestens für fünfzig Personen oder so. Wie armselig waren im Vergleich dazu unsere paar Schüsseln auf ihren wackligen Borden in der Brunnenpromenade – kaum genug für ein ruhiges, aus einem Gang bestehendes Abendessen für zwei Personen, vor allen Dingen, wenn sie ein Findelkind und einen hungrigen, neuerworbenen Köter füttern müssen.
    Unter den Gläsern war nichts, was ich wiedererkannte. Da das Haus bereits von der Vierten Kohorte durchsucht worden war, erwartete ich keine Überraschungen. Ich schüttelte mehrfach den Kopf, aber Petro schien es nicht eilig zu haben. Er lächelte Milvia an, die uns selbst herumgeführt hatte. »Lassen Sie uns in den Salon zurückkehren und noch ein paar Einzelheiten klären …«
    Wir trabten zurück und setzten uns. Es war ein geschmackvoller Raum, in Weiß, Grün und Blau gehalten, aber ich habe was gegen diese ägyptischen Sommerhausmöbel, die so zierlich wirken, daß die Beine bei der kleinsten Bewegung zu zerbrechen drohen. Ihre kecke junge Besitzerin war ebenfalls nicht mein Fall. Früher hatte ich mal was übrig für Mädchen, die ständig lächeln und einen bewundernd anschauen, aber darüber war ich längst hinaus. Ich kam mir in dieser Atmosphäre ziemlich verlassen vor.
    Petro hatte seinen sturen Blick. Milvia war unzuverlässig, aber genau die Art strahlendes Püppchen, mit denen Petro gern über das Wetter plauderte. Die ganze Situation versetzte mich zehn Jahre zurück. Schon damals hatte ich nicht gewußt, wie ich ihn aus der Bude eines Fleischers zerren sollte, wenn die blonde Verkäuferin erst einmal kokett ihre Zöpfe zurückgeworfen hatte. Wenn er in dieser Stimmung war, brachte ihn jede Erinnerung an andere Pflichten nur dazu, noch länger zu bleiben. Ich hatte bereits in einem etwas an den Haaren herbeigezogenen Satz über Terrinen seine Frau in die Unterhaltung eingeflochten. Alle weiteren Erwähnungen dieser Art würden mich nur als absolut prüde hinstellen.
    Das hätte mir nichts ausgemacht, aber als Ermittler war ich derjenige, der sich dauernd gegen den Ruf wehren mußte, ein Schürzenjäger zu sein.
     
    »Hübscher Raum!« Petronius schaute sich lächelnd um. Er war sehr entspannt, sprach in freundlichem, beruhigendem Ton, und Milvia lächelte zurück.
    »Passen Sie auf«, murmelte ich. »Wenn Sie Interesse zeigen, wird er Ihnen als nächstes mittelmäßige Fresken verkaufen.«
    Milvia kicherte. »Sie wirken überhaupt nicht wie Gesetzeshüter.«
    »Ist das wahr?«
    Petronius warf mir einen höhnischen Blick zu und machte sich an die Arbeit. »Also. Lassen Sie uns noch mal rekapitulieren. Den Krug, den Sie Didius Falco gaben …«
    »Eigentlich habe ich ihn seiner charmanten Partnerin gegeben. Ist der Glaskrug der Grund für all diese Untersuchungen?«
    »Charmante Partnerin, Falco?«
    »Helena«, gestand ich. Was ihm augenblicklich das höhnische Lächeln aus dem Gesicht wischte.
    »Schließlich hatte ich mit ihr am meisten geredet«, fuhr Milvia fort.
    »Ach, wirklich?«
    »Wir haben alle so unsere Methoden«, erklärte ich ihm.
    »Der Krug«, wandte sich Petro erneut an Milvia, diesmal mit

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