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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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weitaus finstererem Blick.
    »Den hat mein Mann mitgebracht.«
    »Also Florius. Und Florius hatte ihn von wem?«
    »Von jemandem, den er kennt.«
    »Ein geheimnisvoller Gönner. Haben Sie ihn gefragt, wer es war?«
    »Warum sollte ich? Er hat sich nicht weiter geäußert.«
    »Behält Florius vieles für sich?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Sprechen Sie und Ihr Mann über seine täglichen Geschäfte?«
    »Nein, nicht viel.« Milvia senkte den Blick, sie war sich bewußt, wie die Antwort interpretiert werden konnte.
    »Wie traurig«, meinte Petronius Longus ernst.
    »Sei nicht so gehässig«, sagte ich.
    »Das war doch nicht gehässig gemeint.«
    »Zwischen uns ist alles in Ordnung!« rief Milvia abwehrend.
    »Aber Sie stehen sich nicht nahe«, entschied Petro und schien erfreut darüber zu sein.
    »Wir sind sehr gute Freunde.«
    »Und ein anderer Freund von Florius macht ihm teure Geschenke.«
    Eine kurze Pause entstand.
    Milvia schaute zwischen Petronius und mir hin und her. »Sie sind doch echte Gesetzeshüter.«
    »Wenn Sie ehrlich mit uns sind, braucht Sie das nicht zu beunruhigen. War es eine Frau?« fragte ich. Jetzt gab es keinen Grund mehr, sanft mit ihr umzugehen. Falls ihre Ehe ihr wichtig war, konnte es sein, daß wir sie gerade mit ein paar suggestiven Bemerkungen zerstört hatten. Selbst wenn Florius keusch wie der Morgentau war, hatten wir womöglich ihre Beziehung ruiniert. Mißtrauen ist für jede Verbindung von Übel.
    »Könnte es sein, daß Ihr Mann Geschenke von einer Frau annimmt?« drängte ich Milvia erneut.
    »Ich kann es mir nicht vorstellen.«
    »Aber könnte es trotzdem sein?«
    »Das war nicht der Eindruck, den er mir vermittelt hat. Denken Sie dabei an eine bestimmte Frau?« gab Milvia spitz zurück.
    »Nein. Aber Sie werden Florius sicher fragen.« Das kam von Petronius.
    »Ich denke«, sagte Milvia bestimmter, als ich erwartet hatte, »wenn Sie das wissen wollen, sollten Sie Florius selbst fragen.«
    Petronius lächelte leise. »Das werde ich tun.«
    Aber Florius war nicht zu Hause.
     
    Petronius war jetzt in hartnäckiger Stimmung. Nichts würde ihn aufhalten, bevor er den Krug nicht zurückverfolgt hatte von dem Moment, da ich ihn Papa im Emporium übergeben hatte, bis zu dem Zeitpunkt, da er in dieses Haus gekommen war. Als wir Milvia verließen, sagte er mir, er würde am Abend zurückkehren, um Florius persönlich in die Mangel zu nehmen. Natürlich erklärte ich mich sofort bereit, ihn zu begleiten, aber er meinte, das sei nicht nötig. Florius wurde von seinen Bewachern offenbar als Weichkeks eingestuft; ein Zeuge war überflüssig.
    »Ha! Spiel doch nicht den Unschuldigen – ich weiß, was das bedeutet, du Gigolo!«
    Petronius schlug ungerührt vor, ich solle mich, statt meine Zeit mit schmutzigen Bemerkungen zu verschwenden, lieber auf die Suche nach meiner Nichte machen.
    Ich ging zu den Bädern beim Tempel des Castor, wo ich ein paar Stunden sinnvollen Trainings mit Glaucus absolvierte. Meine Schulter war immer noch empfindlich, also widmete ich mich dem Rest meines Körpers. Ich wollte in Form sein. Ich hatte das Gefühl, daß wir die Schraube unserer Untersuchungen um einiges angezogen hatten. Auch Petronius schien dieser Meinung zu sein, doch wenn seine Vorstellung von Sich-in-Form-bringen ein romantisches Intermezzo war, konnte er sich meinethalben gern mit Milvia vergnügen.
    Wir waren beide wachsam und angespannt, wie man es ist, wenn gleich was passieren wird. Doch weder Petro noch ich waren in irgendeiner Weise auf das vorbereitet, was als nächstes geschehen sollte.

XLVIII
    Als ich die Wohnung erreichte, fand ich Besucher vor, die unter Garantie alles, was mir Bad und Training eingebracht hatten, zunichte machen würden. Ich war eingetreten, bevor ich sie bemerkt hatte, sonst hätte ich auf der Stelle kehrtgemacht und mich leise verdrückt. Zu spät: Helena redete in gedämpftem Ton mit meinem Schwager Gaius Baebius. Gaius hatte meine Schwester Junia mitgebracht. Mir fiel sofort auf, daß sie Ajax zu Hause gelassen hatten. Da wußte ich, daß was im Busch war. Ich vermutete schlimme Neuigkeiten über Tertulla, aber über sie hatte Gaius Baebius nichts Neues zu berichten; seine Botschaft stellte sich als viel schlimmer heraus.
    Sie hatten auf mich gewartet. Zum Glück hatten Petronius und ich nicht beschlossen, zusammen in die Bäder zu gehen und danach in einer Weinschenke zu versacken. (Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Petro noch nicht mal was

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