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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Prostitution verkauft, nachdem deine Straßenräuber ihnen das Einkaufsgeld abgeknöpft hatten …« Petronius bewegte sich leicht. Ich verstummte.
    »Gibt es noch irgendwas, das du mir über deine Geschäfte erzählen möchtest?« Petros Frage war rein formell; eine vergebliche Hoffnung.
    »Ich bin unschuldig«, wiederholte Balbinus feierlich.
    Petros Sarkasmus fiel sanfter aus, als ich erwartet hatte: »Oh, einen Moment lang dachte ich doch tatsächlich, du würdest mich überraschen und etwas zugeben.«
     
    Seine Männer waren nervös, wollten Vergeltung, wollten etwas tun, das ihnen ein gutes Gefühl gab.
    Petronius streckte die Hand aus, mit der Handfläche nach oben. »Du kannst das, was du an dir trägst, behalten. Ich brauche nur deinen Ritterring.«
    Mit automatischem Gehorsam zog der große Boss der Unterwelt das Zeichen seiner verlorenen Ritterwürde ab, hatte Mühe, es über den ersten Fingerknöchel zu bekommen. Wieder schaute er verwirrt. »Kann ich eine Quittung haben?«
    »Nicht nötig.« Petro hielt den schmalen Goldreif zwischen Finger und Daumen, als würde er ihn anekeln. Vorsichtig plazierte er den Ring aufrecht auf einem Poller und hob den Fuß. Stollensohlen, mit Eisen beschlagen und durch den langen Gebrauch Petros Fuß nachgeformt, traten mit Wucht zu. Weil ich oft genug in betrunkenem Zustand über die gewaltigen Quadratlatschen meines alten Zeltkameraden gestolpert war, wußte ich, daß sie durchaus Respekt verdienten.
    Petro zerstampfte den Ring zu einem nutzlosen Stückchen Metall. Mit höhnischem Grinsen gab er ihn zurück. Der Staat würde auf dieses Gold verzichten.
    »Das macht dir wohl Spaß«, meinte Fusculus mit gespielter Mißbilligung. Mit seinem Sinn für Ironie schien er der Sensible der Truppe zu sein.
    »Ich freue mich, daß ich diesen Drecksack nie wieder sehen muß.«
    »Nimm ihm seine Rechte!« Das war Martinus, immer ein Freund des Dramas und so sensibel wie ein toter Wassermolch.
    Petronius Longus verschränkte die Arme. Auch wenn er die Sache genoß, klang er doch müde: »Tiberius Balbinus Pius, du bist wegen schwerster Verbrechen verurteilt worden. Die römischen Gesetze billigen dir eine Gnadenfrist zu. Das ist das einzige dir verbliebene Privileg. Du bist kein Bürger mehr. Die Ritterwürde und die damit verbundenen Ehren sind dir genommen. Deine Besitztümer fallen an das Schatzamt und deine Ankläger. Deine Frau, Kinder und Erben haben kein Anrecht mehr darauf. Du wirst das Imperium verlassen und nie zurückkehren. Wenn du je den Fuß auf römisches Territorium setzt, wirst du mit dem Tode bestraft.«
    »Ich bin unschuldig!« jammerte Balbinus.
    »Du bist Abschaum!« brüllte Petronius. »Mach, daß du an Bord kommst, bevor ich mich vergesse!«
    Balbinus funkelte ihn rachsüchtig an und marschierte das Fallreep hinauf.

VI
    Ein paar Stunden später fanden Petro und ich uns wieder am Kai ein. In einer anderen Schenke, die ein klein wenig freundlicher war als die erste Spelunke, hatten wir ein paar Stunden schnarchend auf der Bank verbracht. Während wir uns dem Schlaf hingaben, hatte sich die Szene draußen vollständig verändert. Es war Tag. Die Kais waren voller Menschen. Nach der langen, nervenaufreibenden Nacht war das Gewimmel ein regelrechter Schock.
    Auf unserer Suche nach der Providentia , die mich von Syrien heimgebracht hatte, konnten wir jetzt das riesige, von Menschenhand geschaffene Hafenbecken voll überblicken. Das war Portus. Die spektakuläre neue Hafenanlage, die das alte, versandete Becken im zwei Meilen entfernten Ostia ersetzte, ging auf Claudius zurück. Heute konnten nur noch flache Barken den alten Hafen anfahren. Der Bau von Portus hatte mehrere Jahrzehnte gedauert, nachdem Claudius den ersten Wellenbrecher versenkt hatte – ein gewaltiges Schiff, das Caligula einst zum Transport eines Obelisken benutzt hatte. Das war sozusagen der Grundstein für eine zweihundert Fuß lange Mole, die das Hafenbecken vor Unwettern schützte und den dreistöckigen Leuchtturm trug, der mit seinem permanenten Leuchtfeuer an der Hafeneinfahrt verkündete, daß sich hier das Zentrum der Weltschiffahrt befand: ein riesiges Areal geschützter Ankerplätze, an denen der gesamte Handel des Imperiums festmachte, ganz erpicht darauf, die Hafengebühr auszuspucken. Auch ich hatte meine Gebühr bezahlt, wie es sich für einen guten Bürger gehört, dessen Schwager Zollbeamter ist und gern unbequeme Fragen stellt. Jetzt wollte ich meine Waren abholen.
    Der Krach war

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