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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich jetzt hierher, um ihm aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich bin froh, daß Sie so reagieren.« Ihn ein bißchen unter Druck zu setzen, konnte nicht schaden. »Sehr vernünftig, Florius. Ich nehme an, Ihnen ist klar, daß es unangenehm werden kann. Es gibt Leute, die immer noch behaupten, Sie arbeiteten als eine Art Partner mit Balbinus zusammen.«
    »Blödsinn!« Er ballte die Fäuste. Ich hatte Mitleid mit ihm. Unschuld kann schwer zu beweisen sein. »Ich habe schon vor dem Prozeß all ihre Fragen beantwortet. Man hat mir versichert, ich bekäme keinerlei Schwierigkeiten.«
    »Gewiß … Um noch mal auf Balbinus zurückzukommen, haben Sie vereinbart, wie Sie mit ihm in Kontakt treten können?«
    »Nein«, fauchte Florius gereizt. »Ich will keinen Kontakt mit ihm; ich will, daß er aus meinem Leben verschwindet! Ich hab ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen.«
    »Schon gut. Beruhigen Sie sich. Ich will Sie was anderes fragen. Hat Balbinus Ihnen den Wasserkrug gegeben, um den jetzt so viel Trara gemacht wird?«
    »Ja.«
    »Dann hat er also was für Sie übrig?«
    »Nein, er hält mich für den letzten Dreck. Es war ein Geschenk für Milvia.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    »Nein. Ich hab das verdammte Ding mit heimgenommen und nichts weiter dazu gesagt. Sie braucht nicht zu wissen, daß ihr Vater zurück ist. Ich will nicht, daß er ihr Geschenke macht, die er mit seinen verbrecherischen Machenschaften bezahlt hat.«
    »Verzeihen Sie mir, aber Sie und Milvia scheinen eine seltsame Beziehung zu haben. Ich war verschiedentlich bei Ihnen, habe Sie aber nie zu Hause angetroffen. Sie hassen die Familie Ihrer Frau und kümmern sich kaum um Milvia, bleiben aber trotzdem mit ihr verheiratet. Tun Sie das aus rein finanziellen Gründen? Ich dachte, Sie hätten eigenes Geld?«
    »Hab ich auch.«
    »Sind Ihre Wettschulden denn so hoch?«
    »Natürlich nicht. Ich war sehr erfolgreich.« Wenn das stimmte, mochte er zwar ein Anhänger der Weißen sein, setzte aber eindeutig nicht auf sie – höchstens darauf, daß sie verloren. Aber dafür würde ihm niemand anständige Quoten bieten. »Ich werde mir demnächst einen eigenen Rennstall kaufen.«
    Ich stieß einen neidischen Pfiff aus. »Und was ist mit Milvia?«
    Er zuckte die Schultern. Völliges Desinteresse. Erstaunlich.
    Ich bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Hören Sie auf meinen Rat, junger Mann!« Er war etwa in meinem Alter, aber ich war ihm an Erfahrung meilenweit voraus. »Lassen Sie sich entweder scheiden, oder kümmern Sie sich mehr um Ihre Frau. Denken Sie wie ein Geschäftsmann. Ein Rennstallbesitzer muß die Leute beeindrucken, die auf seine Pferde setzen sollen. Sie können es sich nicht leisten, daß Ihr Name auch nur durch den Hauch eines Skandals beschmutzt wird. Man wird Sie sonst nur auslachen.«
    Ohne daran zu denken, daß alle von seinem als Erpresser und Mörder verurteilten Schwiegervater wußten, fiel Florius sofort auf diese häusliche Bedrohung rein. »Milvia würde nie …«
    »Sie ist eine Frau; natürlich würde sie. Sie ist hübsch und sehr einsam. Milvia wartet doch nur darauf, daß irgendein gutaussehender Knabe hereinmarschiert und sie anlächelt. Dann haben Sie den Ärger.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Das hätte bedrohlich klingen können, wenn er nicht wie eine auf einer Sandbank gestrandete Muschel gewirkt hätte. Entschuldigen Sie; Muscheln führen im Vergleich zu Florius ein munteres Leben voller Aufregung.
    »Das war nur hypothetisch gemeint.« Mir ging die Geduld aus. »Lassen Sie uns bei Ihrem Schwiegervater bleiben. Sie müssen doch sehr interessiert daran sein, daß die Gesetzeshüter seiner habhaft werden. Und Sie könnten mir helfen. Mir geht es um das Glas. Der Krug war gestohlen …« Florius stöhnte. Er durchlebte einen Alptraum. Alles, was er über die Familie Balbinus hörte – einschließlich meiner Ratschläge wegen seiner Frau –, versetzte ihn noch mehr in Angst und Schrecken. »Balbinus hat nicht zufällig irgendeine Geschichte erfunden, wie er an den Krug gekommen ist?«
    »Das brauchte er nicht«, sagte Florius. Er klang überrascht. »Ich war dabei.«
    »Wieso das?«
    »Er bestand darauf, meiner Frau ein Geschenk zu schicken. Ich mußte mit ihm gehen, damit er ihr was kaufen konnte.«
    Einen feindseligen Zeugen zu einem Hehler mitzunehmen, kam mir für einen Verbrecherkönig äußerst unvorsichtig vor. Ich war verblüfft. »Balbinus hat das Geschenk gekauft? Wo denn?«
    »In den Saepta Julia.«
    Es regnete

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