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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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herrührte.
    »Ich werde Ärger bekommen wegen deiner Kriegsverletzung.« Sowohl meine Mutter als auch Helenas vornehme Eltern würden mir vorwerfen, daß ich sie in eine so gefährliche Gegend verschleppt und fürs Leben verunstaltet zurückgebracht hätte … Und da war noch etwas, das unsere beiden Mütter in höchste Alarmbereitschaft versetzen würde. Eben heimgekehrt nach einem Sommer in der Fremde, wollte ich dieses Thema nur ungern anschneiden. Aber ich holte tief Luft und wappnete mich. »Vielleicht steht mir noch Schlimmeres bevor.«
    Helena reagierte nicht; das hatte ich nun von meiner rätselhaften Tour.
    »Ich glaube, da ist etwas, worüber wir reden müssen.«
    Diesmal verstand sie die Andeutung. Sie sah mich mißtrauisch an. »Was ist los, Marcus?«
    Bevor ich es verhindern konnte, hörte ich mich sagen: »Ich habe den leisen Verdacht, daß ich bald Vater werde.« Worauf ich meinen Blick auf den Ianiculum richtete und abwartete, ob sie es bestätigen oder abstreiten würde.
    Helena schwieg einen Augenblick, dann fragte sie leise: »Wie kommst du darauf?« Ihre Stimme klang ein wenig heiser.
    »Beobachtungen.« Ich versuchte, unbekümmert zu klingen. »Beweise und Wahrscheinlichkeiten abzugleichen, ist schließlich mein Beruf.«
    »Tja, du mußt es ja wissen!« Helena klang wie ein ärgerlicher Hausherr, dessen Verwalter gerade einen Lieblingssklaven beschuldigt, den Weinkeller geplündert zu haben. »Und wie soll das deiner Meinung nach passiert sein?«
    »So wie allgemein üblich!« erwiderte ich gereizt. Wir konnten es nur uns selbst vorwerfen. Das klassische Versagen der Empfängnisverhütung – was nicht am Alaunwachs lag, sondern daran, daß die Beteiligten es gar nicht erst benutzt hatten.
    »Oh«, sagte sie.
    »Allerdings! Ich denke da an ein gewisses Vorkommnis in Palmyra …«
    »Zeitpunkt und Ort sind mir keineswegs entfallen.«
    Wie befürchtet, klang sie alles andere als erfreut. Vielleicht war jetzt nicht der richtige Moment, die Skorpionnarbe zu streicheln; ich zog die Hand zurück und verschränkte die Arme. Wieder schaute ich über den Tiber zum Ianiculum, wo ich mich manchmal in meinen Träumen als Villenbesitzer sah, falls die Parzen jemals vergessen sollten, daß ich derjenige war, den sie bevorzugt mit Hammerschlägen traktierten. Meine Aussichten, jemals Besitzer einer geräumigen Villa zu werden, waren in der Tat äußerst gering.
    »Ich weiß, daß du an deine gesellschaftliche Stellung denken mußt«, meinte ich, steifer als beabsichtigt. »An den Ruf deiner Familie und natürlich deinen eigenen.« Wieder reagierte sie nicht. Was mich schnoddriger werden ließ: »Ich bitte dich nicht, zu mir zu stehen.«
    »Was ich natürlich tun werde!« beharrte Helena ziemlich bitter.
    »Leg dich lieber nicht fest«, warnte ich. »Wenn du Zeit gehabt hast, darüber nachzudenken, wirst du es vielleicht bereuen.«
    Wir waren nicht verheiratet. Sie stand zwei Ränge über mir. Wir würden niemals heiraten, es sei denn, ich könnte den Kaiser überreden, mich in den Ritterstand zu erheben – was er mir schon einmal verweigert hatte. Einer der Cäsaren hatte mein Gesuch abgelehnt, obwohl der Palast mir einiges schuldig war und mein Vater mir das nötige Geld geliehen hatte. Das Darlehen meines Vaters anzunehmen, war erniedrigend genug gewesen; ich fand, der Palast war mir jetzt noch mehr schuldig.
    Aber der Palast war unwichtig. Ich steckte in der Klemme. Plebejer hatten nicht mit den weiblichen Angehörigen von Senatoren zu schlafen. Ich war kein Sklave, sonst wäre ich schon lange tot. Es gab keinen Ehemann, der sich in seiner Ehre verletzt fühlen konnte, aber Helenas Vater hatte das Recht, unsere Tat wie Ehebruch zu betrachten. Wenn ich mich, was die uralten Traditionen unserer sehr traditionsbewußten Stadt betraf, nicht sehr täuschte, gab ihm das das Recht, mich hinzurichten. Zum Glück war Camillus Verus ein besonnener Mann.
     
    »Und was empfindest du dabei, Marcus?«
    Glücklicherweise hatte mich mein Leben als Ermittler gelehrt, meine Gefühle für mich zu behalten.
    Helena füllte mein Schweigen, wandte sich sarkastisch an den Himmel: »Marcus ist ein Mann. Er will einen Erben, aber er will keinen Skandal.«
    »So in etwa«, sagte ich lächelnd, als würden wir beide nur scherzen. Sie wußte, daß ich ihr auswich. Wieder ernst geworden, änderte ich die Richtung: »Ich muß nicht die Schwangerschaft und die Gefahren der Geburt auf mich nehmen.« Ganz zu schweigen von dem extremen

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