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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Dementi.
    Ich lachte bitter. »Erzähl das mal dem Dickkopf, dessen Manneszier gerade in dem kleinen Hinterzimmer zerquetscht wurde.«
    Petronius tat, als hätte er mich nicht gehört.
    »Na gut …«, fuhr Laeta fort. »Erzählen Sie mir, was Ihnen bei dem Überfall auf das Emporium Sorgen macht. Nach Ihrer Theorie steckt eine organisierte und verwegene Bande dahinter, die das Stadtzentrum unsicher macht, oder? Ich würde gern wissen, welche Teile Roms bedroht sind.«
    »Wer weiß das schon?« Petronius war klug genug, keine Vorhersagen zu machen. Verbrecher halten sich nicht an so was. »Ich denke, man sollte alle Wachen im Zentrum in Alarmbereitschaft setzen.«
    Laeta machte sich eine Notiz. »Und was halten Sie für besonders bedroht?«
    »Die haben es auf Handelsgüter abgesehen«, antwortete Petro mit Überzeugung. »Kais und Läden – nicht die allgemeinen Lebensmittelmärkte, denke ich. Das betrifft hauptsächlich den Dreizehnten Bezirk, aber auch den Elften und Zwölften, weil sich dort ein paar spezielle Lagerhäuser befinden. Ich bezweifle, daß die Kornspeicher in Gefahr sind.«
    »Wieso?«
    »Der Staat versorgt die Armen mit Korn, und die Reichen leben von der Ernte ihrer eigenen Landgüter. Wie soll sich da ein Schwarzmarkt entwickeln? Die Dreckskerle könnten sich die Papierlager auf dem Quirinal vornehmen. Die Saepta Julia sind ebenfalls ein gutes Ziel. Man sollte die Juweliere warnen.« Laeta kritzelte emsig mit.
    Unter einem Deckel wartete ein Mandelomelett auf ihn, also teilten wir es durch drei und reichten es rum. Bald war das Tablett leer.
    Kurz darauf entschuldigte sich Laeta. Uns wurde gestattet, in seinem luxuriösen Unterschlupf die Füße hochzulegen, bis wir gebraucht wurden.
    »Das ist ja ein schöner Schlamassel, Falco!« Petro setzte probehalber die Flasche an, aber wir hatten sie bereits leergetrunken. »Ich will nicht, daß ein Haufen Amateure in meinem Revier herumtrampelt.«
    »Mach dir bloß nicht ins Hemd. Schließlich warst du es, der sich ja unbedingt als Meister der Verbrechensbekämpfung aufspielen mußte.«
    »Herkules Victor! Woher sollte ich denn wissen, daß ein flüchtiger Gedanke hier gleich zur Staatsaktion erhoben wird, Sekretäre wie Kaninchen hin und her schießen und noch am gleichen Tag eine Riesenkonferenz über Schwerverbrechen einberufen wird?«
    Ich grinste ihn freundlich an. »Tja, da hast du wenigstens was Nützliches gelernt. Nämlich, deine Gedanken für dich zu behalten.«
    Nach einigem Wühlen zwischen den Schriftrollenkästen entdeckte ich ein schmales Alabastrum mit Rotwein, das Laeta bei einer früheren Gelegenheit bereits entstöpselt und halb ausgetrunken hatte. Wir entstöpselten es erneut und schenkten uns ein. Dann verstaute ich es wieder genau dort, wo ich es gefunden hatte, damit Laeta nicht meinte, wir hätten in seinen persönlichen Sachen rumgewühlt.
    Danach dösten wir abwechselnd.
     
    Unser Instinkt sagte uns, wann wir wieder aufzuwachen hatten. Das hatten wir gelernt, als wir damals Wache schoben und darauf warteten, daß schnurrbärtige Britonen aus den Büschen sprangen. Sie waren nie gesprungen. Aber der Instinkt hatte sich als nützlich erwiesen und uns vor schlechtgelaunten Zenturionen gewarnt, die es gar nicht komisch fanden, wenn die Pflastertreter von der Infanterie während der Wache an der Brustwehr lehnten und darüber diskutierten, ob die Grünen zu Hause wohl in dieser Saison die besten Wagenrennen fahren würden. Jedenfalls, als Claudius Laeta zurückgewieselt kam, um uns abzuholen, lehnten wir nirgends und dösten auch nicht, sondern hatten uns Gesicht und Hände in einem Becken gewaschen, das ein Lakai für Laeta hereingebracht hatte, uns dann wie ein paar feine Pinkel auf dem Weg zu einem Festmahl die Haare gekämmt und saßen da wie Männer, auf die man sich verlassen konnte.
    »Ah, da sind Sie ja …« Laeta sah sich nervös im Raum um, als hätte er mit Vandalismus gerechnet. »Der Alte ist rüber in seine Privaträume gegangen. Wir müssen die paar Schritte zum Goldenen Haus laufen.«
    Ich lächelte. »Lucius Petronius und mir ist ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft durchaus willkommen.«
    Laeta sah schon wieder besorgt aus – als wüßte er gern, was wir wohl angestellt hatten, um Frischluft zu brauchen.
     
    Nero hatte sein Goldenes Haus auf der anderen Seite des Zentrums von Rom erbaut. Durch einen Garten, der das gesamte Forumstal einnahm, hatte er den alten Cäsarenpalast mit einem neuen Komplex

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