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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte das alte System schon lange dick. Balbinus verlangte einen exorbitanten Anteil, und dann mußte ich Nonnius dauernd Geschenke machen, damit er die Einrichtung heil ließ – alles für angeblichen Schutz, von dem wir nie was gesehen haben. Wenn’s Ärger gab, mußten wir selbst damit fertig werden. Was passiert ist, nachdem der Lykier ins Gras gebissen hat, war typisch. Wir haben versucht, die Sache selbst in Ordnung zu bringen. Ich hatte die ganze Arbeit, und Balbinus hat nur abgesahnt. Das ist vorbei. Ich bin jetzt nur noch an Geschäften interessiert, bei denen die Männer mich bezahlen!«
    »Jemand wird versuchen, seine Position zu übernehmen«, beharrte Petronius.
    »Soll er doch!«
    »Wenn es nicht schon passiert ist, werden Sie den Druck bald zu spüren bekommen. Sowie das geschieht, will ich es wissen.«
    »Tut mir leid«, erwiderte sie eisig. »Sie sitzen im gleichen Boot wie all meine Kunden: Sie kriegen das, wofür Sie bezahlen – mehr nicht!«
    »Da werden wir uns bestimmt handelseinig«, meinte Petronius in seinem üblichen gelassenen Ton. »Für die wirklich große Lieferung bin ich bereit, was auszuspucken.«
    Ihr Busen wogte und ließ das Geschmeide aufglitzern. Die Wirkung war nicht so beängstigend wie der Augentrick, aber absolut professionell. »Wieviel?«
    »So viel es wert ist. Aber ich nehm keinen Talmi und keine Fälschungen.«
    »Nicht gerade bescheiden.« Das war nur noch Geplänkel. Sie hatten die Kernfrage erreicht; die Bedingungen waren geklärt und mehr oder weniger von beiden Seiten akzeptiert. Ob Lalage tatsächlich mit Informationen rüberkommen würde, war eine andere Sache.
    »Bringen Sie mir die Namen, die ich brauche, und Sie werden es nicht bereuen. Sie finden mich im Wachlokal im Dreizehnten Bezirk«, verkündete Petro höflich.
    »Ach, hauen Sie ab«, fauchte sie mich an, als sei ihre Geduld mit ihm am Ende. »Und nehmen Sie diesen Holzklotz mit!«
    Wir gingen. Im letzten Moment drehte ich mich um und fügte meinerseits eine Artigkeit hinzu. Mit einem breiten Lächeln für die berühmte Hure sagte ich: »Es freut mich, daß Ihr Ohr so gut geheilt ist!«
    Während sie und Petronius über meine Worte nachdachten, packte ich ihn am Ellbogen, und wir verdrückten uns hastig.

XXI
    Wir entkamen unversehrt, obwohl ich persönlich sofort das nächste anständige Badehaus aufgesucht hätte.
    »Was sollte das mit dem Ohr, Falco?«
    Ich grinste und schaute geheimnisvoll.
     
    Das Haus schien leerer als bei unserer Ankunft. Schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell.
    Macra stand wieder am Eingang. Sie wirkte nervös, aber als sie sah, daß wir in Frieden gingen, entspannte sie sich. Im Vorübergehen hörte ich ein Baby schreien. Macra bemerkte meine Überraschung. »So was kommt vor, Falco!«
    »Ich dachte, in Häusern wie diesem wäre das besser geregelt.« In manchen Bordellen war es so gut geregelt, daß ihre Erfahrung sie zu reinsten Abtreibungszentren für die Nachbarschaft machte.
    »Ein Baby wegzumachen, verstößt gegen das Gesetz, nicht wahr, Hauptmann?« gluckste Macra. Petronius machte ein strenges Gesicht. Wir wußten alle, daß keiner sich je die Mühe machen würde, eine Prostituierte deswegen vor Gericht zu bringen. Das ungeborene Leben ist geschützt, wenn eine Erbschaft dranhängt; Ungeborene mit schamlosen Müttern haben wenig Rechte.
    »Wollen Sie mal unser Kinderzimmer sehen?« bot das Mädchen Petro an. In der harmlosen Frage war das Angebot eines vorpubertären Leckerbissens unüberhörbar. Petro winkte schweigend ab, und Macra kicherte. »Sie in Versuchung zu führen, ist aber wirklich schwer! Vielleicht muß ich Sie mal in Ihrem Wachlokal besuchen!«
    »Vielleicht zeige ich Ihnen die Zelle!« grummelte Petro verärgert. Ein Fehler.
    »Dann komm ich ganz bestimmt!« kreischte Macra. »Wir haben einen Kunden von den Vigiles, der bei ›Verhören‹ erstaunliche Dinge mit Ketten macht.«
    Petronius hatte endgültig genug. Mit großer Förmlichkeit zog er seine Notiztafel heraus. »Und wer wäre das?«
    »Sie werden’s nicht glauben«, feixte sie, »aber mir ist doch tatsächlich just in diesem Moment der Name entfallen …«
    »Du kleine Lügnerin«, meinte Petronius nicht unfreundlich. Er steckte die Tafel weg. Wir traten auf die Straße. Ihr fröhliches Gelächter hallte uns nach.
     
    »Das ist also ein Bordell!« sagte Petro, und wir knufften uns gegenseitig, grinsten über diesen alten Witz.
    Wir hatten ein wenig getrödelt, da wir nichts Bestimmtes

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